"Philo-Sofa" ohne Sofa: Immanuel Kant und die Frage nach Gott...

So an die 100 Zuhörer waren neugierig auf das erste "Philo-Sofa" in Arnsberg... Fotos: Albrecht
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Arnsberg. Mit einem flauen Gefühl im Bauch näherte ich mich dem Veranstaltungsort, der historischen Bibliothek des Laurentianums. Wie viele Besucher mag es wohl zum ersten „Philo-Sofa“ gezogen haben? Bestimmt zehn, dachte ich mir, um auf der Treppe noch mal neu zu denken: Wohl nur fünf, befand ich.

Erschlagen und erfreut (oder umgekehrt) präsentierte sich mir nach dem Öffnen der alten Holztür ein randvoll gefüllter Veranstaltungsraum. Bis auf die letzten Plätze, und die musste man noch spontan herbeischaffen, lauschten rund 100 Gäste der Einführung von Dr. Wolfgang Bürsgens.

Der Sinn des Lebens

Weniger die Frage nach dem Sinn des Lebens, als vielmehr die nach Gott stand im Mittelpunkt der ersten philosophischen Gesprächsreihe, die von Initiator Hans-Martin Esser und seine Mitstreiter Dr. Wolfgang Bürsgens und Heiko M. Kosow unter das Motto „Philo-Sofa“ stellt worden war.

„Schweres Geschütz“ wurde mit dem Gast des Abends aufgefahren: Prof. Dr. Marcus Willaschek, Philosophieprofessor der Goehte-Universität in Frankfurt und einstiger Schüler des Gymnasiums Laurentianum, freute sich, wieder der einstigen Heimat nah zu sein. Eine Dreiviertelstunde lehrte er mit Beamervortrag über die „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant und dessen Leben.

Immanuel Kant

Das Hauptwerk seines philosophischen Schaffens aus dem Jahre 1781 im Hintergrund, holte der Professor aus - stelle die drei Kantschen Fragen dem Publikum vor: Was kann ich wissen? - Was soll ich tun? - Was darf ich hoffen? Auf der Suche nach dem „Wissen über die Wirklichkeit“ stellte Prof. Willascheck die inhaltlichen Spannungsfelder zwischen Immanuel Kant und seinen Kritikern dar.

Sehr anschaulich und immer mit Verständnis-Beispielen aus der Moderne gespickt erklärt, lauschte das Publikum in der Bibliothek rund 45 Minuten geduldig seinen Ausführungen, bevor der ausgerufene philosophische Gesprächsabend weiter Form annahm. Und auch die Gott-Kritik nahm deutlicher Kontur an und fand vom Vortrag Willascheks mühelos ihren Weg ins Publikum.

Weg ins Publikum

Auch wenn das ausgerufene „Philo-Sofa“ auf dem Podium diesmal nur mit vier Stühlen auskommen musste, der Einladung zum Gespräch über das vom Professor Vorgestellte kamen interessierte Zuhörer schnell nach. Ohne vielleicht erwartbare Scheu vor der Menge in der historischen Bibliothek, wurde frei über terminologische Fragen „philosophiert“: Was ist Wahrheit? Was ist Lüge? Das stand zur Diskussion.

Dass es keine allgemeine Wahrheit gebe und statt dessen eher die persönliche Wahrheit in den Mittelpunkt rücken solle, wurde von Diskussionsteilnehmern aus dem Kreis der Zuhörer in den Mittelpunkt gerückt... wobei das Publikum in Teilen mit seinem umfassenden philosophischen und theologischen Wissen überzeugen konnte.

Theologisches Wissen

Aufmerksam im Detail, wurde Prof. Willaschek z.B. mit der Frage konfrontiert, warum er denn die vierte der kantschen Fragen ausgelassen habe... Und während sich Diskussion bis in die hintersten Reihen entwickelten, versuchten einige mit massivem „Pssst“-Geflüster wieder Ruhe in den Saal zu bringen.

Fragen blieben natürlich offen, und auch die, ob Philosophie nicht auch moderne Antworten auf aktuelle Fragen geben müsse,konnte nicht letztendlich geklärt werden. Immerhin, es dauerte satte 90 Minuten, bevor erste Gäste sich so langsam auf den Weg zur Tür machten. Sicher nicht aus Verzweiflung über offen gebliebene Fragen, vielmehr wohl wegen der Intensität der behandelten Themen... Aber: „So etwas bekomme ich in Arnsberg sonst nicht geboten“, strahl Uli Fischer. Und er ist nicht der Einzige, der so denkt.

Sonst nicht in Arnsberg

Auch ich bin nach kurzem Gespräch mit dem Professor gegangen. Voller Spannung, was es denn beim nächsten Gesprächsabend geben wird, wenn am 26. Mai „400 Jahre Mythos Shakespeare“ um 18 Uhr zum Thema des Abends im Weinkeller Attioli wird...

Autor:

Frank Albrecht aus Arnsberg

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