Herr & Hund

Das Fitness Studio, das Rudi besuchte, war ehemals das Nagelstudio seiner Freundin Eva. Sie war eine Frau für die allein die Optik zählte.
Vermutlich dachte sie deshalb, dass sie die richtige Steilvorlage für reiche Männer sei, um am Ende vor dem Traualtar zu landen.
Obwohl, bisher hatte Eva noch nicht das Gefühl älter zu werden. Aber ihre Haut sprach eine andere Sprache. Denn so oft wie sie das Solarium benutzte, war sie braun gebrannt - vermutlich auf Lebenszeit.
Zugegeben, noch wirkte Eva jünger, als die Haut in der sie steckte.
Und deswegen konnte für sie eine Frau auch nur dann „schön“ sein, wenn ihre Kleidergröße zwischen 36 und 38 lag.
Um aber dieses Lebensziel nicht nur zu erreichen, sondern auch erfolgreich zu verteidigen, kochte Eva nicht nur mit Wasser, sondern vor allem mit Wasserdampf. Also ich vermute, das lag nicht nur an den Kalorien.
Eva aber sah unendlich gelangweilt in die Welt, als sei es geradezu eine Zumutung, wenn sich die „Schönen“ mit dem Anblick der restlichen Welt herumplagen mussten.
Kurz, Rudi und Eva waren nicht verheiratet.
Vielleicht dachte er auch, wenn ein Mann länger verheiratet ist, verliert er das, was Rudi zu haben glaubte - sex appeal.
Und so blieb er Junggeselle und entschied sich doch für eine Frau.
Immerhin, in diesem Punkt: Ehe oder nicht Ehe - waren sie konsequent.
Denn warum sollten sie vor dem Traualtar: „Ja!“ sagen, wenn sie schon im vorraus wußten, dass der zukünftige Ehepartner dem eigenen Anspruchskatalog ohnehin nicht entsprach?
Und wenn man dieser Logik folgen wollte, hatten sie vermutlich aus demselben Grund auch keine Kinder.
Dafür hatte Rudi einen roten Porsche und Eva einen Hund. Nein, sie hatte keinen Schoßhund, sondern natürlich ein Rassetier. Einen Boxer.
Vermutlich aber fehlte Eva ohnehin die Fantasie sich vorzustellen, dass Hunde gelegentlich die Charaktereigenschaften ihres Herrchens annahmen.
Das muss nicht immer zum Nachteil sein für Mensch und Tier.
Denn Rudi erinnerte mich an ein alt gewordenes Kind mit Haaraufall. Und sein fliehendes Kinn verdankte er vermutlich dem Windkanal durch den er mit seinem Porsche raste.
Kurz, neulich erst sah Rudi mit seinem Rüden, dem Boxer, durch die Stadt laufen. Der eine oder andere Passant trat zur Seite, als sie die beiden herkommen sahen.
Und ich erkannte Rudi von Hinten schon an seinem gedrungenen Körperbau. Vielleicht lag es aber auch an seinem „Boxer“ mit den dicken Hoden.
So oder so hatte Rudi die gleichen Säbelbeine wie sein Hund. Dabei versuchte er mit seinem „Boxer“ Schritt zu halten.
Durch die engen Radlerhosen aber war das vermutlich schwierig, wenn Rudi keine urologischen Probleme haben wollte.

Autor:

Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg

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