Kapelsky & Marina begeisterten das Publikum in der Kulturschmiede

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Freitag, der 10.03.2018 war für den Arnsberger Folkclub in mehrfacher Weise ein bedeutender Tag

Nach nur zweieinhalbjähriger Existenz, zum Ende der 2. Saison fand das Team des Folkclubs nun endlich durch die dankeswerte Kooperation des Bürgermeisters und des Kulturbüros der Stadt Arnsberg Einlass in den Kulturtempel der Stadt, die KulturSchmiede. Und das auch noch mit einem außerordentlich erfolgreichen und beeindruckenden Konzert der Gruppe „Kapelsky & Marina“.

Es lässt sich sicher auf alle gerade beschriebenen Umstände zurückführen, dass der Folkclub für diesen Abend schon früh sehr guten Zulauf von Kartenreservierungen und dann auch Einnahmen durch den Verkauf von Eintrittskarten zu verzeichnen hatte. Ein bunt gemischtes Publikum durch alle Generationen kam zusammen um „Kapelsky & Marina“ zu erleben.

Und es wurde ein besonderes Erlebnis: Mehrfach klangen in der Pause und am Ende im Publikum Stimmen an, wie: „Die müssen unbedingt wiederkommen!“ oder „Welche Musikalität! Die strömt denen ja fast aus den Poren“ oder „So hochkarätige Musiker hätte ich nicht erwartet“ oder „So was habe ich noch nie gehört. Wahnsinnig beeindruckend“.

Kapelsky & Marina sind vier Musiker, die nun in Arnsberg deutliche Spuren hinterlassen haben. Da war zum einen der Gitarrist Gregor Hengesbach, gebürtig in Meschede. Er befand sich nach eigenen Angaben an dem Abend im Kreise vieler seiner Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schülern aus der Musikschule des HSK, sowie Freunden und Familienmitgliedern.

Weiterhin spielten der virtuose Kontrabassist Michael Ashauer, der Multiinstrumentalist an Geige, Bratsche und Mandoline, Jan-Sebastian Weichsel und die herausragende und charismatische Sängerin, Marina Frenk.
Dass Marina im Namen der Band nur ein Anhängsel ist, kann man nach dem Abend eigentlich gar nicht so stehen lassen. In einer ungewöhnlich engen Symbiose formten alle vier eine Musik, die niemals eine Lücke, und sei sie noch so klein, zwischen einem der vielen Klänge und Rhythmen hat entstehen lassen. In diesem Fluss nahm die gesamte Band alle Gäste mit auf eine rasante und Reise voller überraschender, faszinierender und inspirierender Eindrücke in den Osten.

Marina Frenk, gebürtig in Moldawien und aufgewachsen im Dortmunder Norden sang ihre Lieder nicht nur einfach wunderschön und mitreißend, vielmehr präsentierte sie dem Publikum eine kreative Performance, in der sie gleichsam mit ihrer Vokalakrobatik, ihren Händen, ihrem Tanz und ihrem schier überschäumenden Temperament jedem Lied ein unvergessliches Eigenleben mitgab. Während Marina zum Beispiel das Roma-Lied „Ederlezi“ zutiefst innig und beeindruckend vortrug, trieb der Schalk Marina an anderer Stelle des Abends so weit, dass sie ihre Stimme in einer Phantasiesprache nur aus Konsonanten erklingen ließ oder auch noch mit einem Megafon garnierte, aus dem dann prompt Oleoleoleole-Fußballgesänge die ursprüngliche Melodie konterkarierte. So wuchs an dem Abend allein durch Marina ein beeindruckendes Spannungsfeld, das ständig von überraschenden und changierenden Klang- und Rhythmusfarben befeuert wurde.

Die Band stand aber keineswegs neben Marina im Abseits. Gregor Hengesbach, aus dessen Feder viele der Stücke des Abends stammten, formte mit seiner Gitarre phantasievoll einen harmonisch kreativen und abwechslungsreichen Rhythmusunterbau. Nicht zu überhören waren seine musikalischen Reiseerlebnisse nach Osteuropa. Sie sind sicher der Grund, warum Gregor Hengesbach in Komposition und Interpretation so überzeugend authentisch „ostperantisch“ wirkt. Mit seinen gekonnten und jazzigen Linien und Gitarrensoli setzte er so manches i-Tüpfelchen an diesem Abend.

Nicht untertrieben wäre der Titel „Teufelsgeiger von Bochum“ für Jan-Sebastian Weichsel. Nur würde er ihm nicht gerecht werden, denn neben seinen hochvirtuosen Geigenparts und den so plötzlich hereinbrechenden, zu Zwischenapplaus animierenden Soli standen seine Künste an der Mandoline. Immer wieder kontrastiert er damit einfühlsam und mit einer ansteckenden Spielfreude den Gesang von Marina. Dann wieder reiht er sich ein in das Rhythmusgefüge und entlockte seinen Instrumenten rasante Off-Beat-Akkordklänge, die man so nur von osteuropäischer Musik kennt.

Michael Ashauer am Kontrabass gab auf seinem Instrument, mal im Pizzicato, mal gestrichen, immer phantasievoll harmonisch und rhythmussicher, dem ganzen Sound die Basis. Da werden dann schon einmal aus ostinierenden Bassriffs auf einmal eigenständige Melodien, die von allen Musikern dann aufgegriffen und variiert werden. Und nicht nur am Bass, sondern fast versteckt, mit seinen Füßen bedient Michael Ashauer eine ganze Reihe Perkussionsinstrumente, die stets zurückhaltend den Rhythmus der Band abrunden. Einmal jedoch, als die Gruppe sich an eine Techno-Bearbeitung einer Eigenkomposition machte, geriet die kleine Fußperkussion zum ausgewachsenen Schlagzeug mit einer Bassdrum als Grundgerüst dieses Elektro-Pop-Stücks. Im Zusammenklang aller Instrumente und des Gesangs gewann das Publikum dabei den Eindruck eines pur computergenerierten Soundtracks.

Und lehrreich war der Abend auch noch. Kapelsky & Marina haben dem Publikum eindrucksvoll und glaubwürdig bewiesen, dass sowohl die Beatles ihren Song „Girl“ als auch der kürzlich verstorbene Sonny Bono von Sonny & Cher seinen Titel „Bang Bang“ dem reichhaltigen Fundus osteuropäischer Musik entliehen haben.

Dieser Abend wird den Gästen der KulturSchmiede und des Arnsberger Folkclubs noch lange als ein außergewöhnliches Kulturereignis im Gedächtnis bleiben. Die letzten Klänge des Abends noch im Ohr, geht nun der Arnsberger Folkclub mit guter Hoffnung und großer Motivation in die Vorbereitungszeit der kommenden Saison 2017-18. Die Zukunft wird sicher wieder – und nun auch immer in der KulturSchmiede - für Überraschungen und Hochgenuss im Genre Folk und Weltmusik sorgen wird.

Autor:

Ronald Frank aus Arnsberg

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