Mal wieder Moyland!

Leserbrief, Kurier am Sonntag,18. Mai 2013
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In dem nebenstehenden Leserbrief behauptet der Verfasser, dass es im Museum Moyland um elitäre Kunst gehe, „deren Verstehen dem Normalbürger weitgehend verwehrt wird, trotz einer Flut von schriftlichen und mündlichen Erläuterungen“. Ich denke, dass dem Betrachter, insofern er überhaupt kommt, nichts verwehrt wird, wohl aber, dass er nicht mehr die Fähigkeit hat sich auf eine Welt mit anderen Zeichen als die ihm geläufigen einzustellen zu können. Und das gilt nicht nur für Moyland, das gilt auch für Museen wo die Leute in Scharen hingehen.

Kunst war anfänglich nicht in Museen zu erfahren, sondern in Kirchen. Das Kirchengebäude selber war ein großes Kunstwerk und zusammen mit den vielen Stifteraltären, und andere Kunstwerken des Innenraumes geben sie uns auch heute noch Zeugnis von einer Zeit worin das einfachste Dienstmädchen bis zu den Stiftern in Bezug treten konnten zur Kunst um von ihr tief berührt zu werden. Heute stehen Menschen vor den Altären in der Nicolaikirche in Kalkar und müssen alles erklärt bekommen. Dieses Wissen war vor langer Zeit Gemeingut, tradiert von Alt zu Jung. Klärchen wie Gottfried waren „zuhause“ in dieser Welt voller Symbole. Und die allersymbolischsten und verwickelsten Handlungen, die Riten der hl. Messe, ergriffen Arme und Reiche, Einfältige und Gebildete, eben weil sie eingeweiht waren. Die Protestanten gingen einen anderen Weg, aber auch wenn heutige Außenstehende die Lieder schön finden und den Riten und der Predigt Ehre zollen, bleiben sie wirklich außen vor und verstehen manchmal nicht einmal die Sprache, obwohl sie deutsch ist. Die jahrhundertelange Einübung ist für den „Normalbürger“ unterbrochen und er steht dem Schönsten, Tiefsten und Ergreifendsten was das Abendland zu bieten hat fremd gegenüber.

Diese Deutungsgemeinschaft war schon lange im Verschwinden. Schon lange macht im Abendland der Künstler etwas was ihm sinnvoll dünkt und muss es dann verkaufen. Er ist nicht mehr Teil einer Lebensgemeinschaft die ihn selber hervorbringt und deren Sprache er größtenteils spricht. Er bringt sein Ding auf die Bühne und das war es, „nimmt es an oder verwerf es, mir egal!“.

Der „Normalbürger“, der ohnehin keine Übung mehr hat in Deutung einer symbolischen Sprache und der Künstler, dem nicht viele daran liegt etwas Gemeinsames zu suchen und sich auf sein Gegenüber einzulassen, treffen sich nicht gern. Sie haben sich nichts oder wenig zu sagen.

Mich erfreut es jedenfalls, dass es Museen gibt, wie Moyland, die versuchen zu vermitteln zwischen diesem „Normalbürger“ der mit Recht darauf pocht etwas verstehen zu wollen und dem Künstler, der vielleicht etwas Farbiges, Witziges und Eigenartiges in unsere Welt hineinbringen kann.

Leserbrief, Kurier am Sonntag,18. Mai 2013
Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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