Qualburg = Quadriburgium = Arenacium und röm. Übungslager Westrich-Hof

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Unabhängig von dem Ergebniss der Grabung bei den neu entdeckten röm. Lagern zwischen Till und Qualburg, komme ich zu dem Ergebnis, dass Qualburg vor der Namensgebung/Nennung „Quadriburgium“ Arenacium, auch Arenatium u. Harenacium genannt, sein muss. Die neu entdeckten Lager am Westrich-Hof muss man mit Till-Steincheshof (Kastell, Auxiliarlager) und Qualburg (Arenacium, Quadriburgium) im Zusammenhang sehen.
Zuvor berichtigte ich bereits über die Entfernungsangaben auf der Tabula Peutingeriana (Karte des röm. Straßennetzes) und im Itinerarium Antonini (Verzeichnis der röm. Straßen). Siehe hier Dabei habe ich die Entfernungen in röm. Meilen angenommen, es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es sich um ein anderes röm. Maß handelt, um Leuken. Dies ist jedoch nicht relevant, da die Entfernungsangaben gleich bleiben.
Vetere (Xanten) - V. – Burginatium (Kalkar) – VI. – Arenacium, auch Arenatium u. Harenacium genannt (angeblich Rindern) – X. - Noviomagus (Nijmegen)
Also: Arenacium liegt in der Mitte zwischen Xanten und Nijmegen, und dort liegt Qualburg.
Nach dem Entfernungsmaß „Leuken“ (1 Leuken ca. 2,2 Km) wird es sogar noch deutlicher:
Von Vetera nach Burginatium V = 11 Km, das stimmt genau.
Von Burginatium nach Arenacium VI = 13 Km, durch die Niederung über Till nach Qualburg sind es genau diese 13 Km und über die Höhe (Alte Bahn, Bedburg) auch genau 13 Km..
Von Arenacium nach Noviomagus X = 22 Km. Über die Höhe Kleve-Kranenburg sind es bis Qualburg 23 km und durch die Niederung über Donsbrüggen/Rindern/Kellen ebenfalls 23 Km.

Qualburg – Westrich – Till-Steincheshof
Qualburg (Quadriburgium) wird erstmals 359 n. Chr. von Ammianus Marcellinus erwähnt. Kaiser Julian soll viele zerstörte Kastelle am Rhein erneuert haben, darunter auch Quadriburgium. Funde aus Qualburg bezeugen, dass der Ort ab Mitte/Ende des1. Jh. besiedelt war und sie bezeugen auch die Zerstörung nach einem Germaneneinfall (Franken) um 275 n. Chr. Die Funde reichen bis ins 5. Jh.

Till-Steincheshof (Kastell, Auxiliarlager): Funde bezeugen, dass Till-Steincheshof wie Qualburg ab Mitte/Ende des1. Jh. belegt war und es 3-4 Bauphasen gab. Ab Mitte des 3. Jh. liegen keine Funde mehr vor. Erst ab dem 7. Jh. in fränkischer Zeit setzen wieder Funde ein.

Beide Kastelle,Qualburg und Steincheshof wurden also zur gleichen Zeit gegründet. Bekannt ist, das während des Bataveraufstandes 69/70 n. Chr. Arenacium, also Qualburg angegriffen, jedoch nicht eingenommen wurde. Um 275 n. Chr. kam es zu Frankeneinfällen, viele Kastelle am Niedergermanischen Limes wurden zerstört und hier bricht auch die Belegung Steincheshof ab. Es ist also davon auszugehen, anders als bei Qualburg, das Steincheshof nicht wieder aufgebaut wurde.

Westrich, das neue Lager: Das Lager befindet sich 400 Meter westlich vom Steincheshof und 3000 Meter östlich von Qualburg. So nahe an den beiden Kastellen kann es sich nicht um ein Standlager handeln, sondern eher um ein Aufmarschlager, Übungslager oder Durchgangslager, dass über mehrere Jahrzehnte genutzt wurde. Übungslager gibt es zahlreiche, so z. B. im Hochwald bei Marienbaum, auch ganz in der Nähe des Alenkastells Burginatium (Kalkar/Kehrum) .Es ist also nichts Ungewönliches, das Übungslager in der Nähe von bestehenden Kastellen betrieben wurden.
Belegt ist, dass die X. Legion Germina im Jahr 70 von Kaiser Vespasian in die Provinz Germania inferior entsandt wurde und ein Winterlager in Arenacium bezog. Die X. Legion löste im Jahr 71 die II. Legion Adiutrix in Nijmegen ab die nach Britannien abzog.
Wahrscheinlich wurde das Lager von Mitte/Ende 1. Jh. bis Anfang 2. Jh. betrieben.

Was andere von Qualburg und Arenacium berichten:
In einem anderen Bericht hatte ich bereits erwähnt, das Friedrich Gorissen bezweifelt, das Rindern von Areacium/Harenacium abgeleitet werden kann, sondern eher von Rynharen, Rynaren, Rynern, Ryndern.

Gorissen ist mit dieser Annahme nicht alleine, es gibt zahlreiche Geschichtsschreiber die in Rindern nicht das Areacium/Harenacium sehen, sondern Qualburg favorisieren. Einige dieser Schreiber bestätigen auch meine Annahme zu den Entfernungsangaben.

Dr.Conradus Leemans,Leyden 1842 „Romeinsche Oudheden, Seite 46:
"Van hier tot aan Burginatium zijn 5 mijlen aangeteekend, of 1 uur en 20 minuten, op welken afstand wij, bij het dorp Qualberg, insgelijks belangrijke Romeinsche oudheden aantreffen.
Van Neomagum tot Arenatium 10 mijlen.
- Arenatium - ... ? (Rijndern) 6 -
- ... ? (Rijndern) - Burginatium 5 –"
(Leemans stellt hinter Arenatium und Rindern ein Fragezeichen)

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden IM Rheinlande. London: Forgotten Books. (Original work published 1846) Seite 308:
...südöstlich von Cleve gelegenen Dorfe Qualburg sind seit Jahrhunderten sehr zahlreiche Alterthumsreste entdeckt worden... Ich habe den Ort einige Male besucht^ und daselbst, besondere in der Umgebung der alten Kirche, eine ungewöhnliche Menge von Ziegelbruchstücken und viele Fragmente von Thongefassen verschiedener Art gefunden. Einige halten den Punkt für Quadriburgium des Ammlan. MarcelL XVIIL, auch für Arenacium.

Gustav von Velsen 1846, Die Stadt Cleve, ihre nächste und entferntere Umgegend, vormals und ..., Band 2, Seite 259 u. 291:
Ohne Zweifel ist das gegenwärtige Qualburg zur Zeit der Römerkriege am Niederrhein, ein nicht unbedeutender Ort gewesen. Das jetzige Dorf Qualburg soll vor der Zeit des Kaisers Juliun, Harenacium oder Arenacium geheissen und ein Flügel der 10. Legion, welche auch den Beinamen alauda führte, daselbst ihren Standort gehabt haben. Auch wird angeführt, es hätten die Römer daselbst einen grossen Platz zu Waffenübungen angelegt gehabt, welches, wenn die Angabe mehr ist, als eine blosse Vermuthung, wozu der Name (Arenacium von Arena) nur zu leicht Anlass geben konnte, durch eine Entdeckung in neuerer Zeit eine Bestätigung finden könnte. Auch ein Stein, mit folgender Inschrift, soll daselbst schon vor länger als hundert Jahren ausgegraben sein: MATBJBUS. QUADBUBURG. ET. GENJO. LOCJ. SEP. FLAVJUS. SEVERUS. VET. LEG. X. G. P. F. V. V. TEMPLUM. CUM. ARBORJBUS. CONSTJTUJT. Den Müttern zu Qualburg und den: Schutzgeiste des Orts hat J'ep. Flauius Sevcru.t, Veteran der in. Legion, der aus zwei Legionen zusammengesetzten, pllichtgemässen ‚ treuen, einem geleisteten Gelübde gemäss einen Tempel mit Bäumchen errichtet.
Diese Legion (gemeint ist die X.) scheint hiernach und nach frühern Angaben, vorzüglich von Arenatium (später Quadriburgum) abwärts am linken Rheinufer in vielen Standorten vertheilt gewesen zu sein.

Wernheri Teschenmacheri ... Annales Cliviæ, Juliæe, Montium, Marcæ ... 1721, Seite 26:
Colon. Trajana. Burginatio V. Arenatio VI. Noviomago X.
Quoniam ergo Coloniae Trajanae & Burginacii ex superiori demonstration, Noviomagi quoque ex nomine suo situs certus est, relinquitur, Harenacium dicto loco stetisse, nimirum, ubi in pago Qualberg prope Cliviam innumerea insignisque e ruderum reliquiis antiquiatis Romanae ante non multos annos sunt extracta.
Übersetzung: Nachdem Colonia Trajan und Burginatium wie beschrieben auch der Name Noviomagus geklärt ist, bleibt ein Harenacium Genovese, ein Ort Qualberg ein Dorf in der Nähe von Cleve wo unzählige antike römische Relikte vor vielen Jahren gefunden wurden.

Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, Band 17, 1861, Seite 116:
Die Römerstrasse führt westlich von den Feldern op gen Born gegen die Anhöhe, wo sie verschwindet, und weiter abwärts von dem Verf. nicht wieder aufgefunden worden ist. Sie führte von Burginacium nach Arenatium‚ welches 6 Leuken von jenem entfernt war. Diese Entfernung trifft auf das jetzige Dorf Qualburg, wo bis jetzt viele römische Denkmäler gefunden worden sind. Beides, das Gefundene und die richtige Entfernung, spricht dafür, dass Arenatium in und bei Qualburg gelegen habe.

Geographischer Anzeiger: Blätter für den geographischen Unterricht, 1925:
Arenatium wurde bisher meist wegen entfernter Namensähnlichkeit mit Rindern, nördlich von Kleve, gleichgesetzt, wo auch römische Funde vorliegen. Rindern paßt aber zu keiner der drei bekannten Entfernungsangaben.

M. Nijhoff, De Nederlandse wateren en plaatsen in de Romeinse tijd, 1951, Seite 64:
niet tevens bedoelt noord van Rindern — zoeken m.i. de splitsing aan de verkeerde kant van Rindern. ... sehen: in der Niederung zwischen den Sandbergen und dem Reiterlager Quadriburgium nach dem bürgerlichen Vicus Arenatium".

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, Band 23, 1856, Seite 38:
Das Dorf Ryndern erscheint in alten Urkunden linter dem Namen „Hin aren," „RynhareH," — zusammengesetzt aus „Ryn" ( Rhein) und „Ar, Aa," (Wasserfluss). ') — Ein Anklang an diesen Namen findet sich in einem von Tacitus, bei Schilderung des betavischen Krieges, angeführten Orte Areiiacum; jedoch ist diese Namensübereinstimmung bei Weitem nicht hinreichend, um die Identität beider Orte zu begründen, indem sich die Bezeichnung „Ar" gar häufig als Ortsbenennung, z. B. in dem nahegelegenen Arnheim wiederfindet.
Nach Taciti Hist. Hb. V, c. 20: die Peutinger'sche Tafel führt in der Strassenlinie von Argentoratum nach Lugdunura einen Ort Arenatium auf, worin sich die oben berührte Namensähnlichkeit mit Rynaren wiederfindet; zugleich gibt sie die Entfernung dieses Ortes von Burginatium, dessen Lage bei dem Hofe Ap gen Born unzweifelhaft feststeht , zu 6 gallischen Meilen an. Rechnet man die gallische Meile zu 587 rhein. Ruthen, so betragen 6 g. Meilen 3522 Ruthen, und misst man auf der Römerstrasse, von dem Hause Kehrum an, wo diese sich von der Landstrasse ab den Berg hinauf wendet, jene Entfernung ab, so trifft dieses auf Berg und Thal, wo einige hundert Schritte rechts von der Strasse das Dorf Qualburg liegt, während von Berg und Thal weiter bis Ryndern, auf der Römerstrasse und dem von dieser nach Ryndern führenden Seitenwege gemessen , noch eine Entfernung von 1500 Ruthen ist. Dies hat mehrere Forscher bestimmt, Arenatium und Qualburg für diesselben Orte zu erklären, und es lässt sich dieser Meinung um so weniger bestimmt widersprechen, als auch das Antoninische Itinerar, welches den Ort unter dem Namen Harenati um aufführt, die Entfernung von Burginatium zu 6 g. Meilen angibt.

Harenacium = harena = Sand

Arenacium = arenaceum = sandig

Arena = Sand, Kampfplatz, Sandplatz

Quadriburgium = quadri = Quadrat = Karo auch als Ortsangabe

Rindern = Rynharen, Rynaren, Rynern, Ryndern; Ryn = Rhenus = Rhein; harena = Sand; Rynaren = Haren am Rhein

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Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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