Sensation in Bedburg-Hau: Mehrere große römische Militärlager entdeckt

PK Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege
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Es wurde als Sensation angekündigt, ... und es ist eine Sensation, und wenn wir nicht November schreiben würden, dächte man gleich an einen Aprilscherz, zu dem, was heute das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland der geladenen Presse mitteilte. Und um es gleich vorweg zu nehmen; niemand, auch nicht die Fachleute hätten erwartet, dass es zwischen Xanten (Colonia Ulpia Traiana, Vetera I & II) und Nijmegen (Noviomagus) ein so großes Militärlager existierte.
Nur wenige hundert Meter westlich des Auxiliarlager Till-Steincheshof, praktisch nur einen Steinwurf entfernt im Bereich Sommerlandstraße/Bienenstraße, fand man nun beim auswerten von Luftaufnahmen dieses ca.16 Hektar große römische Militärlager. Eigentlich sind es zwei Lager, vielleicht sogar mehrere, die man gut auf den Luftbildaufnahmen erkennen kann.

Die Ausgrabungen beschränken sich momentan auf den südlichen Teil eines dieser Lager, im Bereich eines Tores. Im Bereich des Tores sind deutlich mindestens zwei Spitzgräben mit Wällen zu erkennen. Auch eine Befestigung aus zwei Reihen Pfählen, verfüllt mit Erde muss es gegeben haben. Dies zeugt von einem stark befestigten Militärlager das auch über eine längere Zeit bestanden haben muss. Im Bereich des Tores wurden auch zwei Brennstellen festgestellt, die der Metallverhüttung dienten. Alleine dieses Lager hatte eine Größe von 16 Hektar und dürfte eine Legion (5000 bis 9000 Mann) Platz geboten haben.
Eine genaue Datierung gibt es noch nicht, dazu müssen die Funde erst noch ausgewertet werden. Erste Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass es vor 200 n. Chr. gewesen sein muss, evtl. spielt auch der Bataveraufstand 70 n. Chr. eine Rolle.
Bei den Lagern handelt es sich um Erd-Holz-Konstruktionen. Durch Geophysikalischen Untersuchungen konnte man im Inneren der Lager zahlreiche Strukturen feststellen. Genaueres werden weitere Grabungen ergeben.

Die heutige Sommerlandstraße führt mitten durch eines der Lager. Das legt den Verdacht nahe, dass die heutige Straße zum Teil die Via Principalis abbildet. Die Via Principalis durchschnitt röm. Lager von der Porta Principalis Sinistra (linkes Tor) zur Porta Principalis Dextra (rechtes Tor). Um dies nachzuweisen bedarf es auch hier weiterer Grabungen, um festzustellen, wo genau sich diese Tore befanden.

Welcher Bedeutung die Archäologen dem Fund zuschreiben kommt damit zum Ausdruck, dass die neu entdeckten Lager in die Antragsliste für das Unesco Welterbe „Niedergermanischer Limes“ aufgenommen werden sollen.

Der Hof Westrich der auf dem Gelände des Lagers steht, soll laut Anette Opgenoorth demnächst zum „Landgasthof Westrich" umgebaut werden. Vielleicht könnte es hier eine Umbenennung geben: „Landgasthof Römisches Militärlager Westrich“.

Die Pressekonferenz wurde durchgeführt von:
Prof. Dr. Jürgen Kunow (Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege)
Dr. Julia Obladen-Kauder (Leiterin LVR-Amt für Bodendenkmalpflege i. Rhl. Außenstelle Xanten)
Uwe Steinkrüger (Pressekontakt LVR-Amt für Bodendenkmalpflege i. Rhl.)
Steve Bödeker M.A. (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege i. Rhl.)
Johannes Engelbert M.A. (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege i. Rhl.)

Hinweis: Der WDR war vor Ort und wird heute Abend (Aktuelle Stunde, Lokalzeit Duisburg) berichten.

Siehe auch:
Neues Römisches Lager in Bedburg-Hau gibt weiterhin Rätsel auf. Ist das Lager Arenacum/Harenatium?
hier klicken

Qualburg = Quadriburgium = Arenacium und röm. Übungslager Westrich-Hof hier klicken

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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