Xiaoou Yang: Bezauberung in Bedburg (mit Video)

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Sie wollte bei ihren Vorbereitungen nicht fotografiert werden, es habe noch nicht angefangen, sagte sie höflich aber bestimmt. Zwischen den Bäumen am Rande des Gartens des Kunstlabors ArToll hatte Xiaoou Yang auf der Erde einen Kreis von Blättern freigemacht. Mit Erde rieb sie sich ein, so dass ihre Haut und ihr Gewand aus dunklen Stoffstreifen und Fellen kaum von einander zu unterscheiden waren. Dann folgte ein erdverbundener Tanz den sie mit einer Art Rezitieren begleitete. Xiaoou stammt aus der Inneren Mongolei, studiert in Versailles an der École des Beaux Arts und war mit Kommilitonen und Lehrer nach Bedburg-Hau gekommen um sich dem Thema „die Frage nach der Identität in der Kunst“ zu widmen. Während man sich die moderne Kunst eher als entschiedene Abwendung von Überliefertem vorstellt, geht Xiaoou den Weg zurück. Ihre Großmutter war noch, so erzählte die Künstlerin uns, lebendiger Teil des Schamanismus der Inneren Mongolei und sie versuche diesen wieder neu zu entdecken. Sie könne so mit ihren Ahnen sprechen, eine Kommunikation die uns Heutige befremdet oder vielleicht nicht einmal wünschenswert erscheint. Mit der Moderne ist dieser Gedanke verloren gegangen. Und mit der Vernichtung des Judentums auf europäischem Boden, ist die einzige Religion, die uraltes Gedankengut überlieferte und eine uralte Praxis lebte in Europa verschwunden. Franz Rosenzweig fasste dies einst so zusammen, dass alle Juden zu jeder geschichtlichen Zeit mit Moses am Sinaiberg stünden. Gegenüber dieser Perspektive erscheint das heutige Leben flach und ohne Farbe. Und wir können dankbar sein, dass junge Menschen, wie Xiaoou Yang, den Weg zurück gehen wollen und uns dabei in den Bann ziehen.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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