"TTIP geht nur zu Lasten der armen Länder"

Hasselt. Heribert Söns lebt in Hasselt, ist seit vielen Jahren in der dortigen Kirchengemeinde aktiv und engagiert sich seit langem im Eine-Welt-Laden. Früher war er Lehrer in Rees, unterrichtete katholische Religion und Biologie. Heute ist er politisch aktiv. Setzt sich zum Beispiel für Aufklärung in Sachen Freihandelsabkommen TTIP (Tansatlantisches Handels- und Investitionsabkommen) zwischen der Europäischen Union und den USA und CETA, dem Pendant zwischen EU und Kanada, ein. „Seitdem ich Rentner bin, habe ich die Zeit, mich auch politisch zu engagieren“, sagt der Hasselter.

Er hat in Bonn studiert, kennt die 68er Bewegung. Aus dieser Zeit resultiert seine Freundschaft mit einem brasilianischen Pater, zu dem er all' die Jahre intensiven Kontakt pflegte. „Er hat mir von den Putschen in Lateinamerika erzählt, wusste, was sich im Hintergrund abgespielt hat“, sagt Heribert Söns. Als Christ und Religionslehrer stand er den Gedanken der lateinamerikanischen Freiheitsbewegung lateinamerikanischer Priester und Bischöfe nahe. Durch das mehr als 20-jährige Engagement im Eine-Welt-Laden kennt er zudem Produktionsbedingungen in der sogenannten Dritten Welt, setzt sich mit weiteren Mitstreitern für eine gerechtere Welt ein. Zu diesem Engagement ermutigt auch die christliche Bewegung Romero, in der auch der aus Kleve stammende Pater Norbert Arntz aktiv ist, der viele Jahre in Lateinamerika verbrachte. „Faire Arbeitsbedingungen sind eines unserer Ziele“, so Heribert Söns.

Durch seinen Einsatz für eine gerechtere Welt hat Heribert Söns viele Menschen kennengelernt. Unter anderem Pater Graische aus Ägypten, Sprecher der griechsich-orthodoxen Bischöfe in Ägypten. „Die Christen in Kairo setzen sich sehr für ein Miteinander ein – auch Muslime sind dort willkommen, der Schulöbesuch ermöglicht.“ Auch in Ägypten stranden syrische Flüchtlinge. „Aber Pater Graische empfiehlt nicht den Weg nach Europa, sondern das Ende des Krieges abzuwarten, um dann wieder ins eigene Land zurückzukehren und es wieder aufzubauen.“

Vom Einsatz für eine gerechtere Welt bis zur Auseinandersetzung mit den wenig bekannten Inhalten der Freihandelsabkommen TTIP und CETA war der Weg nicht weit. „Was mich stört, ist die Intransparenz – bei beiden Abkommen geht es nicht um die Menschen, sondern nur um den Profit.“ Heribert Söns fordert, den Vertragstext der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Außerdem kritisiert er SPD-Mann Siegmar Gabriel, sagt, dass er im Zusammenhang mit TTIP gelogen habe. Die Schiedsgerichte und die völlig intransparente Verhandlungsführung stehen zudem in der Kritik. „Diese Abkommen gehen voll zu Lasten der armen Länder – es sind Verträge, die anderen das wirtschaftliche Handeln diktieren.“ Die Schiedsgerichte seien Schutz lediglich für die Industrie. Heribert Söns fordert die aktive Auseinandersetzung mit der Materie ein: „Es gibt genug Material im Internet.“

Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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