Auf Du und Du mit Schlafes Bruder: „Time to close your eyes“ erkundet in den Kammerspielen das Leben und sein Ende

"Time to close your eyes" wandelt zwischen Tag und Traum, zwischen Tod und Leben. | Foto: Aurin
  • "Time to close your eyes" wandelt zwischen Tag und Traum, zwischen Tod und Leben.
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Es ist Schauspielerin Juliane Fisch vorbehalten, die wohl ergreifendsten Sätze in „Time to close your eyes“, der Stückentwicklung unter der Regie des Schauspielhaus-Intendanten Olaf Kröck, zu sprechen: „Es ist schlimm, wenn du gelebt hast und jetzt sterben musst. Schlimmer ist es, wenn du nicht gelebt hast und jetzt sterben musst.“

Herzstück dieses ungewöhnlichen Theaterabends ist der Text „Ganz am Ende“ des Journalisten Roland Schulz, der in Hospizen und auf Palliativstationen recherchiert hat. Juliane Fisch trägt ihn gemeinsam mit ihren Kollegen Lisa Jopt, Roland Riebeling und Martin Weigel vor. Obwohl die vier den Text während der Proben sicherlich viele Male gelesen und gesprochen haben, ist ihnen ihr inneres Bewegtsein deutlich anzumerken – und das ist gut so. Schulz' Text ist so taktvoll wie unerbittlich.

Schauspiel, Musik und Tanz greifen ineinander

Dabei beginnt das Stück mit dem doppelsinnigen Titel „Time to close your eyes“ scheinbar harmlos: Die vier Schauspieler berichten von ihren Schlafgewohnheiten – und Juliane Fisch greift ganz zwanglos das Wiegenlied „Guten Abend, gut' Nacht“ auf. Und schon ist „Schlafes Bruder“, der Tod, im Spiel. Und das Vokalensemble Slixs interpretiert den Text auf unnachahmliche Weise.
Tänzer ganz verschiedenen Alters entführen den Zuschauer in ein Reich zwischen Tag und Traum, Tod und Leben. Choreographin Dominika Knapik gebührt großes Lob.

Hinwendung zum Leben

Wer vom Tod spricht, reflektiert unweigerlich auch über das Leben. Hier ist es Martin Weigel vorbehalten, den zentralen Gedanken zu formulieren: Erst unser Bewusstsein von der Tatsache, dass wir sterben müssen, konstituiert unseren Drang zur Bewältigung und Gestaltung des Lebens. Warum sollte, wer endlos Zeit hat, überhaupt morgens aufstehen – schließlich ist morgen auch noch ein Tag. Was es bedeutet, das Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen, verdeutlicht Lisa Jopt auf ebenso eigenwillige wie charmante Weise.
Olaf Kröck und seinem Ensemble ist mit „Time to close your eyes“ zweifellos einer der Höhepunkte dieser Theatersaison gelungen.

Termine
„Time to close your eyes“ ist am Mittwoch, 11. April, um 19.30 Uhr wieder in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
weitere Termine: Montag, 30. April, 19.30 Uhr; Montag, 21. Mai, 19 Uhr; Donnerstag, 31. Mai, 19 Uhr; Donnerstag, 7. Juni, 19.30 Uhr; Donnerstag, 21. Juni, 19.30 Uhr; Sonntag, 24. Juni, 19 Uhr; Donnerstag, 5. Juli, 19.30 Uhr.
Die letzte Vorstellung findet am Sonntag, 8. Juli, um 19 Uhr statt.
Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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