Bochumer Kulturrat in Gerthe feiert sein 30-jähriges Bestehen

Ilse Kivelitz, Vorsitzende und Mitgründerin des Bochumer Kulturrats, in Gerthe. | Foto: Andreas Molatta
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Quer durch die Republik reichen die Bewerbungen von Bands, die im Bochumer Kulturrat auftreten möchten. Mit seinem Programm hat sich das soziokulturelle Zentrum an der Lothringer Straße in Gerthe bundesweit einen Namen gemacht. Jetzt wird der Kulturrat 30 Jahre alt und veranstaltet am Samstag, 30. Juni, und Sonntag, 1. Juli, eine Jubelfeier.

80 bis 90 Veranstaltungen organisiert das Team jedes Jahr an fast allen Frei- und Samstagen und könnte aufgrund der Nachfrage der Künstler noch mehr anbieten. „Für dieses Jahr und 2019 haben wir schon den ein oder anderen Donnerstag hinzugenommen“, erklärt Geschäftsführer Reiner Skubowius.
Schon vor 30 Jahren startete der Kulturrat mit der Bandbreite an Angeboten, die auch heute noch das Profil ausmacht: Musik, Literatur, Yoga, Ausstellungen und Kunst. „Das war damals die erste Entwicklung in der freien Szene, bei der sich Leute zusammentaten, um mehr Durchschlagskraft zu haben, auch der Stadt gegenüber“, erzählt Ilse Kivelitz, erste Vorsitzende des Vereins, die zusammen mit ihrem 2010 verstorbenen Mann Gerd Kivelitz zu den Gründern gehört.
„Uns war aber klar, dass es nicht nur einfach ein Zusammenschluss sein kann. Wir brauchten einen Verein“, so die 75-Jährige. Aus der Erkenntnis heraus, dass Kultur zudem einen Ort braucht, schlug der Literat Gerd Kivelitz als gebürtiger Gerther die Gebäude der ehemaligen Zeche Lothringen vor. „Das waren ganz schwierige Verhandlungen mit dem Eschweiler Bergwerks-Verein“, erinnert sich Ilse Kivelitz. „Dort dachte man, Künstler seien Chaoten und hätten eh kein Geld, aber wir haben schließlich Gehör gefunden.“ Zunächst zog der Kulturrat in die alte Markscheiderbude, „doch dort drubbelten sich sehr schnell Unmengen an Kultur“.

Einzug ins Magazin der Zeche

Bald folgte daher der Umzug ins ehemalige Magazin der Zeche. „Wir haben ganz viel in Eigenleistung und -finanzierung gemacht. Die Zeche war 1967 geschlossen worden, und die Gebäude waren seitdem vergammelt“, sagt Kivelitz über die turbulente Anfangszeit. Eine ABM-Kraft baute damals zum Beispiel die Theke, die noch heute im Kulturmagazin zu finden ist.
Zwei weitere ABM-Kräfte, beides Historiker, sorgten für eine Erweiterung des Angebots im Bereich Stadtgeschichte. „Der Fokus lag auf der Vergangenheit, auf der wir wurzeln“, so Kivelitz. Zugleich hätten aber immer die Zukunft und der Wandel eine wichtige Rolle gespielt. „Das hat sich auch in Musik, Literatur und Kunst widergespiegelt. Da gab es durchaus das Bergmannslied, aber auch den Jazz“, beschreibt die Vorsitzende das Konzept des Kulturrats.

Sinti- und Roma-Kultur

Mit den Jahren ist ein weiteres Thema hinzugekommen: die Sinti- und Roma-Kultur. „Durch Begegnungen mit Musikern möchten wir die Menschen an die Kultur heranführen“, so Kivelitz. Bereits zweimal veranstaltete der Kulturrat ein Gypsy-Festival, und auch für 2019 ist eines geplant. „Das soll eine kleine Reihe werden.“
Ein Künstler des ersten Festivals – Lulo Reinhardt, ein Mitglied aus der Familie von Django Reinhardt – wird den Höhepunkt der zweitägigen Jubelfeier zum 30-jährigen Bestehen darstellen. „Er hat damals versprochen, mit seiner Band wiederzukommen“, freut sich Ilse Kivelitz, dass es nun soweit ist.
Neben dem Jubelprogramm, das unter anderem durch einen Zuschuss der Stadt Bochum und den Gewinn des Stadtteilwettbewerbs von Bochum Marketing ermöglicht wird, präsentiert der Kulturrat eine 100 Seiten starke Chronik, die Reiner Skubowius, der den Verein seit etwa fünf Jahren als Geschäftsführer unterstützt, in den vergangenen Monaten zusammengestellt hat.

Veränderungen im Vorstand

In Vereinsvorstand stehen demnächst Veränderungen an. Ilse Kivelitz, die den Vorsitz nach dem Tod ihres Mannes übernommen hat, wird sich im November nicht mehr zur Wahl stellen. „Es muss eine Verjüngung passieren“, erklärt sie. Ein Nachfolger ist bereits gefunden. Der Künstler Renato Liermann, der mit Irmgard Trösken und Werner Fichtel genau wie das Theater Freier Vogel / Traumbaum, das Theater Zauberkasten, die Yogaschule Kinjal, die Werkstatt Wort & Bild H.D. „Oskar“ Gölzenleuchter, das HalloDu-Theater und die Ateliers Frieder Hülshoff und Rossi zu den Partnern des Kulturrats unter dem Dach des Kulturmagazins Lothringen gehört, wird Ilse Kivelitz' Nachfolger. Die 75-Jährige wird dem Vorstand als Schatzmeisterin erhalten bleiben.
Als ein künftiges Ziel betrachtet der Kulturrat es, auch die Jugend mehr mit seinem Programm anzusprechen. „Bei den Jazzbands sind junge Musiker von Mitte, Ende 20 dabei, aber es ist eine Herausforderung, sie als Publikum anzusprechen“, so Skubowius. Der Kulturrat ist im Kulturscheckheft der Uni für Erstsemester vertreten, „aber die Studenten haben uns noch nicht entdeckt“, ergänzt Ilse Kivelitz. Dies soll sich bald ändern.
Infos zum Programm des Bochumer Kulturrats gibt es auf der Website www.kulturrat-bochum.de und unter Tel. 862012.

Jubelfest

- Samstag, 30. Juni, 16 Uhr: Auftakt mit dem „Schmiede Syndikat“
17 Uhr: Empfang mit Reden von Ilse Kivelitz, Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und Bernhard Szafranek vom Kulturbüro
18 Uhr: Lesung von Sigi Domke und dem Karikaturisten Michael Hüter
18.45 Uhr: „Von ObenDrüber und UntenDrunter“ – Figurentheaterstück mit dem HalloDu-Theater (Karten unter Tel. 87656)
20 Uhr: Film „Der lange Abschied von der Kohle“ mit anschließender Diskussion

- Am Sonntag, 1. Juli, wird gemeinsam mit dem Zentrum für Tanz und Bewegung, das seit 25 Jahren besteht, gefeiert.
14 Uhr: Begrüßung, Rückschau, Bühnenperformance und Malaktion mit der Tanztheatergruppe Gabriela Jüttner sowie Horst-Dieter Gölzenleuchter
15 Uhr: Festumzug und offenes Haus im Kultur-Magazin
16 Uhr: Kaffee, Kuchen, Livemusik von Martin Hinzmann & Band „New Tapalaga“
16.30 Uhr: getrommelter Flashmob
17 Uhr: Tanzaktionen, Livemusik und getanzter Flashmob für Kinder
20 Uhr: Konzert mit dem Lulo Reinhardt Latin Swing Project (Karten unter Tel. 862012)

Ilse Kivelitz, Vorsitzende und Mitgründerin des Bochumer Kulturrats, in Gerthe. | Foto: Andreas Molatta
Der Bochumer Kulturrat, der im Kulturmagazin an der Lothringer Straße beheimatet ist, feiert sein 30-jähriges Bestehen. | Foto: Andreas Molatta
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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