Auf den Spuren des Bergbaus: Zeche Lothringen in Gerthe und Hiltrop

Die Gebäude des Kulturzentrums Lothringen haben als Zeitzeugen die Ära der Kumpel und Steiger überdauert. | Foto: Molatta
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  • Die Gebäude des Kulturzentrums Lothringen haben als Zeitzeugen die Ära der Kumpel und Steiger überdauert.
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Einst war der Ruhrpott übersät von Zechen, Bergwerken und Schachtanlagen. Die Kohleförderung läutete gravierende Umwälzungen ein. Was von den rauchenden Schloten, Loren und Fördertürmen übriggeblieben ist, ist das Erbe einer Epoche, ohne die das Ruhrgebiet die Entwicklung bis zum heutigen Erscheinungsbild mit allen Errungenschaften kaum in so rasanter Zeit zurückgelegt hätte. Doch wo findet man in Bochum noch Überreste dieser Ära? - Der Stadtspiegel begibt sich auf Spurensuche.

Zu den größten Bergwerken in unserer Stadt gehörte die Zeche Lothringen. Sie erstreckte sich von Hiltrop bis nach Gerthe. Insgesamt bestand der gesamte Betrieb aus mehreren Schächten, die unter anderem durch eine Werkseisenbahn miteinander verbunden waren.
In das Jahr 1872 fiel der Teufbeginn von Schacht I in Gerthe nahe der späteren Lothringer Straße. Acht Jahre danach wurde hier erstmals Steinkohle zutage befördert. Keine 100 Meter weiter wurde 1887 auch von Schacht II gefördert. Etwa einen Kilometer weiter östlich wurde von 1905 an – mit Unterbrechungen - bis 1966 Schacht III miteinbezogen. Hier gründeten sich circa 1910 auch die Chemischen Werke Lothringen.

Die Schächte IV und V

Südwestlich der Gerther Schächte gehörten in Hiltrop die Schächte IV und V an der Dietrich-Benking-Straße und der Hiltroper Straße zur Großanlage Lothringen. In Hiltrop wurde 1911 mit dem Abbau der Kohle begonnen.
Um 1935 wurden auf dem gesamten Lothringen-Areal pro Jahr mehr als 1,5 Millionen Tonnen von gut 4.000 Bergleuten gefördert. Ab 1960 gehörte auch noch die Zeche Graf Schwerin in Castrop-Rauxel dazu. Die Fördermenge des Gesamtverbundes betrug noch 1964 über 1,6 Millionen Tonnen. Es arbeiteten 5.250 Menschen dort. Ungeachtet dessen wurde die riesige Anlage im April 1967 stillgelegt.
Die Zeche Lothringen war fast ein Jahrhundert prägend für die Stadtteile Gerthe und Hiltrop im Bochumer Norden. Noch heute sind die Erinnerungen allgegenwärtig; insbesondere in dem großen Umlagerungskörper am Kreisverkehr der Kirchharpener Straße mit drei Gitterkaminen. "Die drei großen Herren“ lassen die Zeit der Zechenbarone von Lothringen aufleben.

"Hiltroper Berge"

Auch in Hiltrop wurden die kontaminierten Böden von Lothringen IV mit seinem großen Kraftwerk in einem Umlagerungskörper entsorgt und gesichert – heute bekannt als „Hiltroper Berge“.
Zu ihren Füßen entwickelt sich ein Gewerbegebiet, zudem wurden ein Supermarkt und Wohnbebauung angesiedelt. Dennoch kann Hiltrop ebenso wie das angrenzende kleine Bergen nach wie vor viele Zechenwohnhäuser vorweisen. Auch die Kolpingplatz-Siedlung am Grümerbaum stammt aus dieser Zeit.
Durch Gerthe führt auch heute noch die Lothringer Straße. Hier ist mit dem Bochumer Kulturrat e.V. das Kulturmagazin Lothringen als soziokulturelles Zentrum entstanden; benannt nach dem früheren Magazingebäude der Schachtanlage.

Zechengebäude an der Lothringer Straße

Außer dem Magazin sind drei Restgebäude der alten Lothringen-Architektur erhalten: das Verwaltungsgebäude 1, die denkmalgeschützte Maschinenförderhalle und die Kraftzentrale. Sie haben als Zeitzeugen die Ära der Kumpel und Steiger überdauert.

Autor:

Ralf Rudzynski aus Bochum

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