Die Intimität der kleinen Form im Kunstraum-unten

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Seit letztem Freitag, 23. Oktober sind im Kunstraum-unten auf der Zwischenebene der U-Bahnstation Schauspielhaus über 250 Arbeiten von 21 Künstlern/Kunststudenten der Kunstakademie Münster aus der Klasse von Michael van Ofen zu sehen. Die Ausstellung mit dem mehrdeutigen Titel „EROTIK UNTEN – Die Intimität der kleinen Form“ zeigt bis zum 20. November täglich rund um die Uhr Zeichnungen und Videos.
Ausgangspunkt für die Ausstellungskonzeption war für die Künstler die Raumsituation in der U-Bahnstation, die - zwar nicht schmuddelig - so aber doch eine seltsame Zwischen- und Durchgangssituation darstellt und schnell an sog. „dunkle Ecken“ denken lässt. Auf diesen Eindruck sollte die Ausstellung explizit eingehen. Natürlich sollten die Optik der Ausstellung und gerade das Ausstellungsplakat dies vermitteln und so dachte man schnell dabei an die charakteristische Optik von Erotikmesse- oder Ü30_Party-Plakate. Die Assoziation Erotik und deren Doppeldeutigkeit drängte sich dann fast schon auf und - eher für das 'gehobenere' Kunstpublikum gedacht - der Untertitel 'Die Intimität der kleinen Form'. Gemeint ist einerseits ironisch die Erotik oder betonte Sinnlichkeit einer Kunsterfahrung, wie sie oft in Hobbymalerkreisen und Volkshochschulkursen propagiert wird. Andererseits soll auf eine Tradition im Umgang mit kleinen, fast nebensächlich erscheinenden Produkten alltäglicher künstlerischer Arbeit angespielt werden wie eben der Handzeichnung, der Skizze, dem raschen Gedankenentwurf, der Druckgrafik oder neuerdings dem Handyvideo.
All dies sind Arbeitsformen, die der Ideenfindung und Archivierung, dem Experimentieren dienen, die ein unmittelbareres Beobachten offenbaren, die eben keine ausgearbeiteten großen künstlerischen Formen darstellen. Aber gerade deshalb stellen sie oft ein besonders begehrtes Sammlergut dar. Vielfach existieren solche Arbeiten aber nur im Verborgenen: in Skizzenbüchern, Sammelmappen oder Zeichnungsschränken und werden nur von Zeit zu Zeit ans Tageslicht geholt, in die Hand genommen und in Ruhe betrachtet.
Entsprechend den hiesigen Gegebenheiten wurde für diese Ausstellung die einfachste Präsentationsform gewählt: Nicht der Galerieraum als Kunstraum, der (erst) betreten werden muss, was für einige gleichbedeutend ist mit dem Überschreiten einer Hemmschwelle, wird mit perfekt gerahmten Bildern bespielt, sondern die Scheiben und Schaufenster, an denen jeder - mit seinen Gedanken im Kopf - vorübergeht. In der unspektakulären und beiläufigen Präsentationsform mag so ein Überraschungseffekt gerade für denjenigen Passanten liegen, der hier vieles, aber eben keine Kunst erwartet … und das 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, 4 Wochen lang.

Autor:

Gisbert Danberg aus Bochum

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