Neue Ausstellung im Kunstraum-unten: Jens Hausmann Sven Reile "Melancholie / Kubricks House"

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Kunstraum-unten in der Bochumer U-Bahnstation „Schauspielhaus“ zeigt ab Freitag, 28. November 2014, 19:00 Uhr unter dem Titel „Melancholie / Kubricks House“ zwei Positionen gegenständlicher, realistischer Malerei der Berliner Künstler Jens Hausmann und Sven Reile.
Jens Hausmann studierte von 1994-2000 Bildhauerei und Malerei an der HFBK Dresden und legte 2001 sein Diplom in Malerei bei Prof. R. Kerbach ab. Sven Reile studierte zur gleichen Zeit Psychologie und Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, wo er ebenfals 2001 sein Diplom in Psychologie machte. Beide Maler wohnen und arbeiten heute in Berlin und waren schon mehrfach gemeinsam in konzeptionellen Gruppenausstellungen vertreten, so im Kunstverein Ulm, im Haus am Kleistpark Berlin und im ARD Hauptstadtstudio in Berlin. Aktuell sind großformatige Bilder von Sven Reile in der Bundeskunsthalle Bonn und im Kunstverein Salzgitter zu sehen.

Jens Hausmann beschäftigt sich vor allem mit Architektur, die ihren Ursprung in den Utopien der klassischen Moderne hat. Es sind Szenarien der idealisierten, teils am Reißbrett von Architekten wie Oscar Niemeyer entstandenen Projekte für zukünftige Metropolen. Dargestellt sind Wohnhäuser (Villen) oder architektonische Anlagen, die in der Regel parallel zum Bildrand gleich einer linearen Kamerafahrt im Film, einen Eindruck wiedergeben von Vororten einer globalisierten Oberschicht wie sie weltweit existieren,. Traumkulissen aus Filmen und der Werbung, Orte des Livestyle und der Dramen der Reichen.
Die Genauigkeit in der formalen Wiedergabe sowie der sparsame doch dezidierte Einsatz der Bildmotive ermöglichen eine schnelle Erfassbarkeit des Geschehens, doch liefert die daraus resultierende klare Lesbarkeit nicht zwangsläufig eine eindeutige Interpretation. Im Gegenteil: die Leinwände bilden vielmehr einen vielfach verschlüsselten Bildraum, der sich unter der glatten Oberfläche mehr und mehr verzweigt, anstatt sich aufzulösen. Es handelt sich in mehrerlei Hinsicht um eine konstruierte Realität, die sowohl eine Bedingung für die Reflexion von Wirklichkeit seitens des Betrachter, als auch das Ergebnis einer Untersuchung derselben durch den Künstler darstellen.

Zwischen Abstraktion und Figürlichkeit, zwischen Symbol und Realismus kreisen die Bildwelten des Sven Reile. Der Künstler beschäftigt sich mit der Darstellung des Kosmos und seiner sogenannten Himmelskörper. Eines seiner 4m großen Formate ist gerade in der Ausstellung „outer space / Faszination Weltraum“ in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen.
Reile zitiert in seiner Malerei die bildtechnische Wiedergabe der menschlichen Versuche der Vermessung des Alls. Die Relikte aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems schält der Berliner Maler in seinen Ölbildern aus der Leinwand. In den dunklen Weiten, die der schwarze Grund der Bilder öffnet, stehen mit abweisenden grau-blauen Oberflächen die zerfurchten und von Kratern übersäten Monde und Planeten: Fein konturiert und erhaben, erstrahlen sie im leeren Raum: Objekte romantischer Anschauung und der Sehnsucht nach Ewigkeit. Der Weltraum als leeres schwarzes Kontinuum suggeriert absolut lautlose und unendliche Weite.
Im Kunstraum Unten sind eher kleine Formate von Sven Reile präsentiert, die in ihrem bedeutungsvollem Schwarz, in einem aktiven Wechselverhältnis zu den größeren Formaten Jens Hausmanns stehen.

In der Ausstellung im Kunstraum Unten verzichten beide Maler in ihrem künstlerischen Streben, trotz des realistischen Sujets, auf eine vordergründige Erzählung. Aber im Verbund der beiden Positionen wird durch den Dialog der unterschiedlichen Motive und Themen auf subtile Weise eine Einheit der Erzählung sichtbar
Die fehlende Präsenz der Hausbewohner in Jens Hausmanns Bildern, das Fehlen aktiver Lebensspuren um irgendwie einordnen zu können was die Menschen bewegt und umtreibt - von der großen Bühne ihres modernen Ambientes abgesehen - wird scheinbar sinnlos, aber dramatisch gesteigert durch die bildlichen Spuren ihrer Versuche das All zu erforschen. Inspiriert von Stanlay Kubrick´s Film `2001 - Odyssee im Weltall´ werden in einer klaren und lesbaren Bildkonstellation im Ausstellungsraum die Fragen nach dem Aufbruch, dem Niedergang und dem Übergang der Menschheit in andere Dimensionen gestellt.
Die Melancholie des Individuums im Angesicht der lautlosen Unendlichkeit des Alls bei Reile und in seiner absurden Entsprechung im sinnlosen Luxus des Irdischen Daseins als Placebo im Angesicht einer metaphysischen Ewigkeit bei Hausmann vereint beide künstlerischen Konzeptionen

Autor:

Gisbert Danberg aus Bochum

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