Jugendclub begeistert im Theater Unten mit dem famosen Stück "Mädchen wie die"

Scarlett wird von ihren Geschlechtsgenossinnen ausgeschlossen - und triumphiert am Ende doch. | Foto: Küster
  • Scarlett wird von ihren Geschlechtsgenossinnen ausgeschlossen - und triumphiert am Ende doch.
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„Für unsere Clubs und Workshops gibt es keine Auswahlkriterien“, stellt Franziska Rieckhoff, Theaterpädagogin und Regisseurin am Jungen Schauspielhaus, klar und ergänzt, „jeder Interessierte kann sich anmelden. Für unseren 'Club 5: Mädchen wie die' war allerdings eine gewisse Vorerfahrung mit Theaterarbeit Voraussetzung.“ - Das Ergebnis, das derzeit im Theater Unten an der Königsallee der Öffentlichkeit präsentiert wird, kann sich mehr als sehen lassen. Insgesamt 14 junge Menschen zwischen 16 und 22 Jahren bewältigen ein inhaltlich und formal hochkomplexes Stück und ziehen die Zuschauer mit Witz und Charme auf ihre Seite.

„Mädchen wie die“ ist ein Stück des kanadisch-britischen Dramatikers Evan Placey – und ein echter Fund. „In Deutschland ist der Autor noch nicht sehr bekannt“, weiß Rieckhoff. Sie schildert, wie das Stück entstanden ist: „Placey war unter lauter Mädels und fühlte sich als einziger Feminist.“ - Was im Stück zu sehen ist, gibt tatsächlich zu denken: Scarlett, die ohnehin keinen leichten Stand hat, wird zum Spießrutenlaufen gezwungen, als sich ein Foto in der Klasse verbreitet, das sie unbekleidet zeigt. Die anderen Mädchen stempeln Scarlett als Schlampe ab und isolieren sie, um den eigenen Ruf nicht zu gefährden. Der doppelte Standard, der Mädchen und Jungen immer noch in unterschiedliche Rollen zwingt, wird deutlich, als sich auch ein Nacktfoto von Russel verbreitet. Ihm drohen keine negativen Konsequenzen. Im Gegenteil: Sein muskulöser Körper wird bewundert.
Das Stück hat noch eine zweite Ebene: Es wirft Schlaglichter auf die Situation von Frauen in verschiedenen Phasen des 20. Jahrhunderts. Ob die Situation sich für Frauen wirklich so nachhaltig verbessert hat, wie oft behauptet, mögen Zuschauerinnen und Zuschauer nach diesen durchaus auch komischen Szenen bezweifeln: Frauen dürfen sich ein wenig amüsieren, müssen aber stets um ihren Ruf besorgt sein. Frauen haben heutzutage bessere Karrierechancen als jemals zuvor, sind aber nach wie vor von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen. Und auch mit der sexuellen Freiheit ist das so eine Sache.
Regisseurin Rieckhoff ist stolz auf ihr Ensemble, das auf ganzer Linie überzeugt: „Sprachlich und körperlich verlangt das Stück den Mitwirkenden einiges ab. Es ist schwer umzusetzen, auch wegen der Zeitsprünge. Außerdem müssen die meisten Schauspieler zwischen verschiedenen Rollen switchen. Umso glücklicher bin ich über das Ergebnis.“ - Und das versteht das Publikum sofort.
Die Quintessenz des Ganzen formuliert eine der weiblichen Figuren: Sie wolle weder Spielverderberin noch Schlampe sein, sondern das weite Feld dazwischen erkunden. In diesem Sinne: Auf geht’s, Mädels.

Termine und Informationen
- Wer „Club 5: Mädchen wie die“ sehen möchte, hat noch zwei Gelegenheiten: am Mittwoch, 2. November, und am Donnerstag, 3. November, im Theater Unten des Schauspielhauses, Königsallee 15. Beide Vorstellungen beginnen um 18 Uhr.
- Wer selbst bei einem der künftigen Projekte mitwirken möchte, kann sich noch anmelden: Los geht es dann im März/April 2017. Nähere Informationen gibt es auf www.schauspielhausbochum.de/junges-schauspielhaus.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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