Schauspielhaus widmet sich mit der Themenreihe "Wir und die?" dem Phänomen des Populismus'

In "Kampf des Negers und der Hunde" geht es darum, wie Rassismus und Ausgrenzung funktionieren, aber auch darum, welche Faszination das scheinbar Fremde ausüben kann. | Foto: Declair
  • In "Kampf des Negers und der Hunde" geht es darum, wie Rassismus und Ausgrenzung funktionieren, aber auch darum, welche Faszination das scheinbar Fremde ausüben kann.
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„Im März und April des vergangenen Jahres haben wir die Themenreihe 'Das Eigene und das Fremde' durchgeführt. Im Januar 2017 folgte anlässlich der Amtseinführung von Donald Trump das Demokratiefrühstück“, blickt Alexander Leiffheidt, Dramaturg am Schauspielhaus, zurück. Nun schließt das Bochumer Theater an diese Veranstaltungen an und präsentiert vom 3. bis 11. Juni die Reihe „Wir und die? Vom Blick auf die anderen“. Kooperationspartner sind dabei die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets und das Kino Endstation im Bahnhof Langendreer.

„'Wir und die' ist die Kernformel jeder Form von Populismus. Das gilt für Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit. Das trifft aber auch auf die Unterscheidung in 'wir, denen nicht zugehört wird' und die 'korrupten Politiker da oben' zu“, führt Leiffheidt aus, um zu ergänzen, „vielleicht lässt sich die Unterscheidung in 'wir' und 'die' auch ins Produktive wenden – als unabdingbare Voraussetzung für die Herausbildung von Identität, ohne dabei ins Ressentiment umzuschlagen.“

Ruhrgebiet als klassische Migrationsregion

Für die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets hat Prof. Stefan Berger an der Themenreihe mitgearbeitet. Er sagt: „Das Ruhrgebiet ist eine klassische Migrationsregion. Auch bei der Bewältigung des vermehrten Zuzugs von Flüchtlingen seit 2015 zeigt sich, dass man hier weiß, wie man mit Migration umgehen kann. Dennoch ist die Integration von Zuwanderern auch hier keine pure Erfolgsgeschichte. Wir wenden uns der Vergangenheit und Gegenwart des Phänomens Zuwanderung zu.“
Das Schauspielhaus hat die Produktionen „Kampf des Negers und der Hunde“, „Kurze Interviews mit fiesen Männern“, „Biedermann und die Brandstifter“ und „Lampedusa“ im Repertoire, die sich bruchlos in die Themenwoche einfügen lassen. Außerdem feiert am Donnerstag, 8. Juni, „Der Herr der Fliegen“, die diesjährige Produktion des Projekts „Schulen in Bewegung“, das explizit einen inklusiven und integrativen Ansatz verfolgt, Premiere. Das Stück ist jedoch auch inhaltlich ein wichtiger Beitrag zur Themenwoche „Wir und die?“.

Theaterstücke, Filme, Vorträge und Diskussionen

Das Kino Endstation zeigt zwei Dokumentarfilme, die sich der Thematik auf unterschiedliche Weise nähern. Hinzu kommen Vorträge und Diskussionen. „Die Vorträge“, verspricht Berger, „sind mit Blick fürs Publikum konzipiert und allgemeinverständlich. Es geht um Themen, bei denen jeder mitreden kann.“
Das Format „Speedtalking“, das Ximena Léon entwickelt hat, läuft bereits seit Beginn dieser Spielzeit. Hier begegnen sich „alte“ und „neue“ Bochumer mit und ohne Fluchthintergrund auf spielerische Weise. Auch im Rahmen der Themenwoche wird diese beliebte Veranstaltung angeboten.

Termine
Die Themenwoche „Wir und die? Vom Blick auf die anderen“ beginnt am Samstag, 3. Juni, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen des Schauspielhauses, Königsallee 15, mit einer Aufführung von „Kampf des Negers und der Hunde“. Anschließend besteht die Möglichkeit, an einem Publikumsgespräch teilzunehmen.
Fortgesetzt wird die Reihe am Dienstag, 6. Juni, um 18 Uhr im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19, mit der Podiumsdiskussion „Wir und die im Ruhrgebiet“, die sich mit der Geschichte der Integration im Ruhrgebiet befasst. Der Eintritt ist frei.
Am Mittwoch, 7. Juni, folgt um 18 Uhr der Dokumentarfilm „Café Waldluft“ im Endstation Kino, Wallbaumweg 108. Anschließend findet ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur Matthias Koßmehl statt.
Weiter geht es am Donnerstag, 8. Juni, um 18 Uhr mit dem Vortrag „Wir und die anderen: warum wir Feinde brauchen“ im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets. Es referiert Prof. Jürgen Straub. Der Eintritt ist frei.
Ebenfalls am Donnerstag, 8. Juni, ist für 19.30 Uhr die diesjährige Premiere des Projekts „Schulen in Bewegung“ angesetzt. Gezeigt wird „Der Herr der Fliegen“.
Am Freitag, 9. Juni, folgt um 20 Uhr „Speedtalking“ in der Eve Bar des Schauspielhauses. Der Eintritt ist frei; Zählkarten sind vorab an der Theaterkasse erhältlich.
Der Dokumentarfilm „Ferne Söhne“ ist am Samstag, 10. Juni, um 17 Uhr im Endstation Kino zu sehen. Im Anschluss gibt es ein Publikumsgespräch mit Christian Cleusters von der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum.
Ebenfalls am Samstag, 10. Juni, wird um 19.30 Uhr „Kurze Interviews mit fiesen Männern“ im Theater Unten des Schauspielhauses präsentiert.
Am Sonntag, 11. Juni, findet im Tanas des Schauspielhauses um 11 Uhr die Veranstaltung „Wir und die: die Gewalt des Vorurteils“ statt. Prof. Andreas Zick hält einen Impulsvortrag; im Anschluss ist ein Gespräch geplant. Der Eintritt ist frei; Karten sind vorab an der Theaterkasse erhältlich.
Ebenfalls am Sonntag, 11. Juni, ist um 17 Uhr im Schauspielhaus „Biedermann und die Brandstifter“ zu sehen. In den Kammerspielen des Schauspielhauses wird um 19 Uhr „Lampedusa“ gezeigt.
Außerhalb der Themenwoche findet am Mittwoch, 14. Juni, um 18.30 Uhr ein weiterer Vortrag im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets statt: Dr. Rolf Wörsdorfer spricht zum Thema „Sloweninnen und Slowenen in Deutschland“. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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