Bochum im alten Bild

Bochumer Perspektiven - Markus Lutter kennt sie (fast) alle im Schlaf. Fotos (4): Andreas Molatta
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Dass ein Verwaltungsbeamter Herr über wahre Schätze ist, dürfte eher die Ausnahme in einer Behörde sein. Markus Lutter kümmert sich um das bildliche Gedächtnis Bochums.

Wenn der Zufall perfekt Regie führt: Im Bildarchiv des städtischen Presseamts stand 1994 eine Stelle zur Neubesetzung an. Markus Lutter, frisch ausgebildeter Verwaltungsbeamter, bewarb sich und wurde genommen. Damals war die Abteilung noch an der Junggesellenstraße angesiedelt, seinerzeit noch mit einem eigenen Foto-Labor ausgestattet.
Schon als kleiner Junge – in dieser Stadt geboren – gondelte der heute 42-Jährige durch Bochum. Nicht auf dem Weg von A nach B, sondern mit dem Weg als Ziel. „Ich saß viel in Straßenbahnen, fuhr oft mit dem Rad. Ich fand es spannend, die Stadt zu entdecken, die vielen Facetten. Dabei merkte ich, dass ich mir Ansichten sehr gut einprägen und später den Örtlichkeiten wieder zuordnen konnte. All dies schärfte meinen Orientierungssinn. Es ist eine Art ´bildliches Denken´“, sagt Markus Lutter.

13 000 Bilder sind digitalisert

Dies kommt ihm im Bildarchiv sehr zur Hilfe. Rund 13 000 Bilder – von der Glasplatte über das Dia bis zum Foto auf Papier – hat seine Kollegin Andrea Strelzik mittlerweile digitalisiert. Nicht immer sind die Bildbeschreibungen informativ. „Da ist es von Vorteil, viele Bochumer Orte zu kennen, beziehungsweise zu wissen, wo es einst wie aussah. Im Digitalisierungsprozess sollen Informationen angehängt werden, die Ort und Datum möglichst präzise beschreiben“, erläutert Lutter. Digitalisiert wird nach Bedarf und mutmaßlich eintreffenden Anfragen. Markus Lutter: „Wenn es eine Anfrage nach bisher nicht digitalisiertem Material gibt, wird das in diesem Zusammenhang erledigt. Als jetzt die Ruhr-Universität 50 Jahre alt wurde, war es klar, dass Bedarf besteht. So wurde das betreffende Material digitalisiert, da entsprechende Anfragen zu erwarten waren.“
Neben der Pflege des Alt-Materials sind auch die aktuell eingehenden Dateien der im Auftrag der Stadt erstellten Aufnahmen zu archivieren. Seit 2003 wird von den städtischen Fotografen nur noch digital fotografiert. Das Bildarchiv befindet sich heute im Rathaus, hoch oben unterm Dach. Im Bereich der historischen Bilder gibt es Überschneidungen mit dem für jedermann zugänglichen Stadtarchiv in der Wittener Straße 47.

Umweltamt sichtet Dannenbaum-Bilder

Vom Archiv profitieren regelmäßig auch verschiedene städtische Bereiche. So arbeitet sich aktuell das Umweltamt durch Bilder aus der Zeit zwischen 1960 und 1963. Die zeigen die Abbrucharbeiten auf dem Gelände der früheren Zeche und Kokerei Dannenbaum und den Bau des späteren Opel-Werks. Seinerzeit wurden kontaminierte Böden nach heutigen Maßstäben eher lax abgedeckt. In der Folge des Abzugs von Opel aus Bochum forscht das Umweltamt nun mit den Aufnahmen nach Stellen auf dem weitläufigen Gelände, wo Bodenproben entnommen werden müssen.

Den Radweg gerne zuparken

Kurioses wird auch zu Tage gefördert. „Bochum Marketing wünschte sich eine Aufnahme von der Kortumstraße, Ecke Südring aus den frühen 1960er Jahren. Auf dem über den Karteikasten herausgesuchten Bild sind interessante Sachen zu entdecken“, schmunzelt Markus Lutter und zoomt das eingescannte Foto auf dem Bildschirm groß. „Auf dem Radweg dürfen PKW in Längsrichtung parken“, steht da auf einem Straßenschild. Dokument aus einer Zeit, als dem Auto absolute Priorität eingeräumt wurde und Radfahrer offenbar ausschließlich als lästiges Übel galten.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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