Filmstadt Bochum - beim Dreh für „Radio Heimat“

Frank und „Frank“: Goosen mit David Hugo Schmitz, dem Frank aus „Radio Heimat“.
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Filmstadt Bochum. In diesem Jahr geben sich hier die Produktionen buchstäblich die Klinke in die Hand. Drei waren es in den Monaten Mai, Juli und August. Eine der dort verfilmten Geschichten hat auch diese Stadt als Ausgangspunkt des folgenden Geschehens.

Oscar-Preisträgerin Emma Thompson und der irische Hollywood-Filmstar Brendan Gleeson standen im Mai im Innenhof des Rathauses für den Streifen „Jeder stirbt für sich allein“ vor der Kamera. Regisseur Adolf Winkelmann ließ im Juli für seinen neuen Ruhrgebietsfilm „Junges Licht“ neben Dortmund, Bottrop und Marl auch in Bochum agieren. Die zweite Verfilmung eines Stoffes aus der Feder von Frank Goosen ging Ende Juli, Anfang August über die Bühne.

Zeitreise durch die Jahrzehnte

„Radio Heimat - Damals war auch scheiße“ ist angelehnt an das gleichnamige Buch des Bochumer Autors und Kabarettisten Frank Goosen. Der Streifen wird zu einer Zeitreise, die Zuschauer werden in die 1960er, die 1980er und ins Jahr 2015 geführt. Im Mittelpunkt steht das Jahr 1983, erzählt wird die Geschichte von vier pubertierenden Jungs, die nach der großen Liebe suchen.
Die Freunde Frank (David Hugo Schmitz), Spüli (Hauke Petersen), Pommes (Jan Bülow) und Mücke (Maximilian Mundt) wollen sie endlich ihre Jungfräulichkeit verlieren. Bei Frank soll es aber nicht irgendeine Dame, sondern die schöne Carola Rösler (Milena Tscharntke) sein, in die er schon seit Ewigkeiten verschossen ist. Die ersten erfolglosen Annäherungsversuche unternehmen er uns seine Kumpels im Freibad, aber auch in trauter Schrebergarten-Idylle. Einer Abfuhr folgt stets vorerst der Rückzug. Trost suchen die Jungs bei einem Pils oder bei Franks „Omma“ (Anja Kruse) und ihren Frikadellen.
In den 1960er Jahren, als Franks „Vatter“ (Stephan Kampwirth) zwischen Kohlegrube, Tanzschule und Kaffeekränzchen seine Frau (Sandra Borgmann) aufreißen konnte, scheint das alles noch viel einfacher gewesen zu sein – zumindest, wenn man seinen Erzählungen glaubt. Als Frank und seine Freunde versuchen, diesem Vorbild nachzueifern, scheitern sie jedoch grandios: zuerst als Rocker im Chor der Bergarbeiter, dann auch bei der Tanzstunde. Es muss eben doch jeder selbst herausfinden, wie er auf seine Weise zum Mann werden kann, damit auch die eigenen Söhne einst die eine oder andere Geschichte zu hören bekommen können.
Der Dortmunder Kabarettist und „Geierabend“-Regisseur Matthias Kunstmann feiert mit „Radio Heimat“ sein Debut als Regisseur eines Kino-Films. Er verwandelt Goosens Kurzgeschichten – eben „Radio Heimat“ und „Mein Ich und sein Leben“ – in eine Erzählung vom Erwachsenwerden. Fragen an Frank Goosen.

„Anja Kruse spielt meine Omma - das ist cool“

Nach „Liegen lernen“ wird nun mit „Radio Heimat“ zum zweiten Mal einer Ihrer Stoffe verfilmt. Ist das miteinander vergleichbar?
Goosen: „Nein, weil es sich bei ´Radio Heimat´und ´Mein Ich und sein Leben´ um Kurzgeschichten handelt und nicht um einen Roman. Ich habe mich schon gefragt, wie die das machen wollen, als die Anfrage kam. Regisseur Matthias Kutschmann, der auch das Drehbuch schrieb, hat daraus dann eine durchgehende Story gestrickt. Da steckt viel Autobiographie Goosen drin und auch einiges an Fiktion.“
Sie haben den Filmdreh besucht. Wie ist Ihr Eindruck?
Goosen: „Das ist für mich eine echt emotionale Geschichte! Allein schon die Kneipe `Zum Sportfreund` hat mich voll in die 80er zurückgebeamt. Und wie Heinz Hoenig den Kneipenwirt Siggi gibt, das trifft so voll ins Schwarze! Oder die Szenen aus den 60er Jahren mit meinen Eltern. Da habe ich wieder die Erzählung meines Vaters im Ohr, der sich meiner Mutter in der Tanzschule Bobby Linden mit den Worten `Gestatten, mein Name ist Goosinski´ vorstellte. Total cool finde ich, dass Anja Kruse meine Omma spielt. Das wird auch Omma Maria sicher sehr gefallen. Wenn der Film rauskommt, wird sie 92 Jahre alt sein. Ich freue mich auf den gemeinsamen Kinobesuch.“
Die Schauspieler Anja Kruse (Essenerin), Jochen Nickel (Wittener), Ralf Richter (Essener), Peter Nottmeier, Willi Thomczyk (Wanne-Eickeler), Ingo Naujoks (Bochumer) und Sandra Borgmann (Mülheimerin) sind waschechte Ruhris. Dies gilt auch für die Kabarettisten Gerburg Jahnke (Oberhausen), Hans-Werner Olm (Bochum) oder Uwe Lyko (Duisburg, „Herbert Knebel“). Außerdem spielen Elke Heidenreich, Peter Lohmeyer, Martin Semmelrogge, Stephan Kampwirth und Heinz Hoenig mit, denen man problemlos einen echten „Ruhri“ abnimmt. Wie gefällt Ihnen die Besetzung?
Goosen: „Sehr! Ich finde, man hört es bei manchen Schauspielern durchaus raus, dass sie nicht von hier kommen. Ohne jetzt einen Namen zu nennen: Ich habe mal einen bekannten Schauspieler gehört, der einen von hier spielte. Bei dem reichte das einstudierte ´Dat´und ´Wat´ aber nicht aus, um als Ruhri rüberzukommen. Das wird bei diesem Film sicher anders – nämlich viel besser – sein.“
Dieser Film muss doch in jedem Fall in Bochum erstaufgeführt werden?
Goosen: „Klar würde mich das freuen! Und für Omma wäre der Weg nicht so weit.“

Kinostart 2016

Kinostart für „Radio Heimat“ ist 2016, im selben Jahr wird „Junges Licht“ gezeigt. Nicht die einzige Parallele zwischen den beiden Ruhrpott-Streifen. Adolf Winkelmann führt nicht nur Regie bei „Junges Licht“, er ist auch als Co-Produzent bei „Radio Heimat“ im Boot. Peter Lohmeyer spielt in beiden Filmen.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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