Zärtliche Liebe

Anfangs war nicht alles einfach mit uns beiden. Eigentlich wurde ich ja auch nicht wirklich gefragt. Die wenige Zeit mit dir allein musste ich nutzen, um mir einen Überblick zu verschaffen.

Wollte ich mich wirklich darauf einlassen? Was würde diese Beziehung für mich bedeuten? Fragen über Fragen. Du sagtest: „Es wird schon werden. Wir schaffen das.“ So konnte ich im Laufe der Zeit mehr über dich und deine Gewohnheiten erfahren. Mir gefiel diese Musik, die du stets hörtest. Schon früh konnte ich dem Takt folgen.

Verwirrend war für mich, dass du mehr als nur die eine Sprache von dir gabst. Oft rätselte ich was du damit gemeint haben könntest. Doch irgendwie haben wir das immer ganz gut hingekriegt. Bis auf die wenigen Momente, wo ich auch mal meinen Kopf durchsetzte. Du warst dann immer ein wenig verärgert und ermahntest mich, doch still zu halten.

Vielleicht war dies auch der Grund, dass ich dich am 14. Februar so richtig kennenlernte. Du fluchtest vor dich hin und stöhntest so laut, dass ich dachte, das Haus fällt zusammen. Und dann war es geschehen. Mit einem lauten Schrei, von oben bis unten besudelt, trat ich dir gegenüber. Ich dachte, jetzt ist alles vorbei. Sie kündigt mir die Freundschaft. Doch du sagtest nur: „Na endlich.“

Ich war so geschockt, dass ich abrupt still war und verschwand, um kurze Zeit später wieder in deiner Nähe zu sein. Eine Nähe, die ich als sehr angenehm und wohlig empfand. Alles war wieder so vertraut zwischen uns beiden. Der einzige Unterschied lag wohl darin, dass du an dem Tag endlich mal Licht ins Dunkle brachtest.

Ab diesem Tag sah ich die Welt und dich mit ganz anderen Augen. Alles war so neu. Überall gab es so viel zu entdecken. Du sprachst des öfteren: „Nein, das nicht.“ Und wenn ich dann über meine eigenen Füße gestolpert bin, so warst du da, um mich aufzufangen.

Das war schon ziemlich anstrengend. Ich musste dir auch erst ein Mal zeigen was ich mochte und worauf ich so gar keine Lust hatte. Doch du hattest den Dreh schnell raus. So wurde aus dieser anfänglich sehr schwierigen und manchmal auch nicht einfachen Situation eine wunderbare Freundschaft.

So viel Schönes durfte ich mit dir erleben. Ich lernte sehr viel, so dass ich mich mehr und mehr von dir abnabelte. Stets in dem Bewusstsein, deine Nähe zu spüren. War ich krank, so warst du immer an meiner Seite. Mit tröstenden Worten: „Das wird schon wieder.“ So kriegten wir beide alles in den Griff.

Ich konnte dir auch nicht böse sein als du der Meinung warst, noch ein paar nette Menschen in mein Leben zu lassen. Anfangs war es eine ganz schöne Umstellung. Doch später als du plötzlich so krank wurdest, war ich dankbar für deine Entscheidung. Alle kümmerten sich um dich. Wir konnten dir all das zurückgeben was du uns lehrtest. Du warst stolz auf uns und wir auf dich.

Das muss wahre Liebe sein, wenn eine Frau wie du so vieles erlebt und durchlebt hat. Stets warst du da, obgleich wir dich nicht riefen. Aber da war diese Vertrautheit und dieser siebte Sinn, der dich genau in dem Augenblick zu uns brachte als die Not am größten war.

Heute kann ich sehr wohl sagen, dass ich es nie bereut habe, mich auf dich eingelassen zu haben. Es war die schönste Zeit meines Lebens und dafür danke ich dir von Herzen.

Autor:

Andrea Pal aus Bochum

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