Architektur als Verantwortung - Richtfest einer ... "Bausünde" ?

Großkomplex, bestehend aus nur "zwei Geschossen"
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Nach fünf Monaten Bauzeit wehe jetzt der Richtkranz über dem neu entstehenden Einkaufszentrum an der Castroper Straße,
so berichtet der Stadtspiegel am heutigen Mittwoch, 28.09.2011.

Seitens des Leiters der Projektentwicklung der Schoofs-Gruppe als Planer und Träger des Vorhabens wird von einem "zweigeschossigen Baukörper" gesprochen, der so in das Gelände eingefügt wurde, dass in beiden Geschossen ebenerdige Zugänge konzipiert werden konnten.

Was hier verharmlosend als "Zweigeschossigkeit" beschrieben wird, ist irreführend, da die Geschossdimensionen von Gewerbebauten dieser Art denen einer Wohnbebauung nicht vergleichbar sind.
So nehmen die beiden Geschosse des neuen Komplexes an der Castroper Straße, der sich über sieben Hauseinheiten der gegenüberliegenden Straßenseite erstreckt, 4 Geschosse der umliegenden Wohn- und Geschäftshäuser ein.

Damit sprengt das Gebäude in seiner Gesamtkonzeption den Rahmen des Erträglichen innerhalb eines geschlossenen Siedlungsbereiches. Dieses Einkaufszentrum, dessen Richtfest Vertreter aus Politik und Wirtschaft "feierten", die hier nicht wohnen müssen, wird den Anwohnern als Fremdkörper anhaften bleiben, der ihnen die gewachsene Identität nimmt.

Der entstandene Neubau bedeutet noch immer eine seelenlose, als Verschandelung erlebte Veränderung des Straßenbildes, auf dessen ästhetische Aufwertung nicht nur diejenigen hofften, die ihre Fassaden liebevoll renovieren ließen.
Man wird warten müssen, wie es weitergeht. Vielleicht besinnt man sich zumindest darauf, dass auch Bäume und weitere Gehölze eine Wohlfahrtswirkung haben, die so manchem Gebäude auf die Sprünge geholfen haben, wo Fassadengestaltung versagte.

"Die Bauten der Vergangenheit binden das menschliche Bewusstsein intensiver an seine eigene Kultur und die kulturellen Wurzeln der Geschichte als alles andere.
Die weltweite Egalisierung der Warenwelt geht einher mit einer Uniformierung unserer gebauten Umwelt.
Die Bewahrung kultureller Eigenheiten ist jedoch nicht nur der stärkste Motor für Mobilität und Tourismus, sondern eines der wertvollsten Güter der Lebensqualität. Deswegen steht die Verpflichtung der Architekten zur Bewahrung und Schaffung von Identität in unserer gebauten Umwelt an höchster Rangstelle."

(Zitat: Architekt Meinhard von Gerkan, geb. 1935, Partner des in Hamburg ansässigen Büros von Gerkan, Marg und Partner (gmp), gilt als einer der renommiertesten Architekten unserer Zeit).

In diesem Sinne ... Vielleicht macht sich Bochum ja doch noch auf den Weg.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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