Der einzige für Eiskirch gefährliche Oberbürgermeister-Kandidat

Die vermutlich aussichtsreichsten Gegner von Thomas Eiskirch (SPD) im OB-Wahlkampf
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  • Die vermutlich aussichtsreichsten Gegner von Thomas Eiskirch (SPD) im OB-Wahlkampf
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Bisher 9 Kandidaten wollen bei der Neuwahl des Bochumer und Wattenscheider Oberbürgermeisters antreten, aber wer kann mit dem OB-Kandidaten der SPD, Thomas Eiskirch, ernsthaft in Konkurrenz treten?

Bisher gewann die SPD immer ziemlich deutlich (zuletzt 2009 die derzeitige Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz mit 52,3% der Stimmen). Nur einmal wurde es spannend, 1999, Ernst-Otto Stüber setzte sich mit nur 1,56% Vorsprung denkbar knapp gegen den CDU Kandidaten Friedrich-Wilhelm Müller durch.

Wie wird es am 13. bzw. 27. September 2015 ausgehen? Aller Voraussicht nach wird es 2 Wahlgänge geben. Die 9 Kandidaten decken alle politischen Spektren gut ab, so dass keiner der Kandidaten im 1. Wahlgang 50% der Wählerstimmen auf sich vereinigen können wird. Im 2. Wahlgang treten dann die beiden besten Kandidaten des 1. Wahlganges in einer Stichwahl gegeneinander an.

Bei dieser Stichwahl kommt es darauf an, insbesondere die Stimmen der im ersten Wahlgang ausgeschiedenen Kandidaten auf sich zu vereinigen. Doch wer kann das am besten?

Jens Lücking von den Freien Wählern, Wolf-Dieter Liese von der AfD, Horst Hohmeier von den Linken und Günther Gleising von der Sozialen Liste werden kaum mehr als die Stammwähler ihrer Parteien und Wählergemeinschaften auf sich vereinigen können. Damit haben sie keine realistischen Chancen in den 2. Wahlgang zu kommen.

Monika Engel (Die Grünen), Wolfgang Wendland (unabhängig), Klaus Franz (CDU) und Omid Pouryousefi (unabhängig) sind die Kandidaten, die es neben Thomas Eiskirch am ehesten in den 2. Wahlgang schaffen können. Aber hätten sie dann im 2. Wahlgang gegen den SPD-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten überhaupt eine Chance? Dazu lohnt eine nähere Betrachtung, wie die Wähler sich wohl in einer Stichwahl zu den möglichen Gegner von Eiskirch stellen würden (siehe Grafik):

Monika Engel (Grüne): Bislang einzige Frau im Feld der OB-Kandidaten. Im Auftreten bisher relativ unscheinbar. Bezirksvertreterin im Bezirk Südwest und Leiterin der VHS Herne. Eine Kandidatin, die keinem der grünen Parteiflügel so richtig zuzurechnen ist. Kann sie bei einer Stichwahl mehr als die Grünen Stammwähler erreichen? Sie ist keine ausgesprochene Vertreterin der Realos und wäre daher für CDU-Wähler schwer wählbar. Es fehlt ihr wohl das Charisma andere als die Stammwähler für sich zu begeistern. Auch bei unabhängigen und liberalen Wählern hat sie es schwer, da die Bochumer Grünen insgesamt eher links verortet werden. Für die Wähler der Linken oder der Sozialen Liste wiederum könnte sie zu wenig links sein. Einen Sieg im 2. Wahlgang von Eiskirch könnte sie daher wohl kaum verhindern. In einer Stichwahl gegen Eiskirch wären wohl 36% realistisch (siehe Grafik).

Wolfgang Wendland (unabhängig): Er könnte im 2. Wahlgang diejenigen auf sich vereinigen, die aus Protest unter keinen Umständen Eiskirch wählen und ihm einen Denkzettel verpassen wollen. Das könnten im 2. Wahlgang einige sein. Auch ist er der bekannteste aller Gegenkandidaten und besitzt als Wattenscheider dort vermutlich besonderen Zuspruch. Er kann allerdings diejenigen nicht erreichen, die unter keinen Umständen jemanden wählen, der Punk ist und sich bei seinen Konzerten regelmäßig nackt auszieht. Diese Wähler könnte er selbst mit einem erstklassigen Wahlprogramm nicht gewinnen. Weite Teile der konservativen, liberalen, grünen und unabhängigen Wähler werden ihm seine Stimme daher nicht geben, eher würden sie sich in der Stichwahl dann doch für die vermeintlich „seriösere“ Alternative Eiskirch entscheiden. Eine Stichwahl würde Eiskirch daher gegen ihn vermutlich mit über 70% der Stimmen gewinnen (siehe Grafik).

Klaus Franz (CDU): Mit 62 der älteste Kandidat. Als ehemaliger Geschäftsführer sicher auch in der Lage den Job als OB auszufüllen. In den Augen der Wähler ist er aber ein CDU-Parteikader, seit ewigen Zeiten in der CDU und deren langjähriger Vorsitzender in Bochum. Er ist eben kein überparteilicher Kandidat der bürgerlichen Mitte. Er erreicht keine SPD-Wähler. Auch wird die CDU weiterhin nicht als Alternative zur SPD wahrgenommen. Sie steht nicht für Wechsel außer Farbenwechsel. Musikzentrum, Seniorenheime, immer wieder stellt sich die CDU auf gleicher Linie mit der SPD dar. Ebenfalls findet sie gefallen an Posten. So forderte man gleich nach der Wahl von Klaus erneut den Rechtsdezernenten für die Partei ein. Die CDU hat es verpasst, einen Kandidaten aufzustellen, der viel mehr als die CDU-Wähler erreichen und sich als echte Alternative zu Eiskirch präsentieren kann. Die Art wie man den Kandidaten vermeintlichen Bündnispartnern vorsetzen wollte, war dazu noch mehr als ungeschickt. Linke, Grüne, und auch die Wähler der beiden unabhängigen OB-Kandidaten würden im 2. Wahlgang wohl eher Eiskirch den Vorzug geben oder gar nicht zur Stichwahl gehen als CDU-Urgestein Klaus Franz ihre Stimme zu geben. Auch junge Wähler erreicht er aufgrund seines Alters und konservativen Auftretens nicht. Dass Franz Oberbürgermeister wird, dürfte ausgeschlossen sein, erreichen kann er kaum mehr als 45% (siehe Grafik).

Omid Pouyousefi (unabhängig): Der einzige im Feld der Herausforderer von Eiskirch, der eine Vielzahl von Wählerschichten erreichen kann. Als langjähriges SPD-Mitglied kann er sogar auf Stimmen aus dem Lager der Genossen hoffen, auch wenn er vermutlich bald seine Parteimitgliedschaft aufgeben wird. Für diejenigen, die ihrer Partei für die undemokratische Aufstellung des OB-Kandidaten einen Denkzettel verpassen wollen, stellt er einen Kandidaten dar, der ihnen politisch nahe steht und der mit seiner Kandidatur gegen die verkrusteten Strukturen der Bochumer SPD ein deutliches Zeichen gesetzt hat. Auch Linke, Grüne und diejenigen, die Wolfgang Wendland im ersten Wahlgang gewählt haben, kann er im 2. Wahlgang erreichen. Dazu verfügt er über die Wähler der liberalen und unabhängigen Gruppierungen, die ihn unterstützen (FDP und STADTGESTALTER, vielleicht auch die UWG). Er ist Wattenscheider, zugewandert und er spricht junge Wähler wie Nichtwähler an. Auch ist er kein Freak, er hat viel im Leben erreicht, sein Lebenslauf ist interessant und vielfältig. Das macht ihn glaubwürdig. Einen wesentlichen Teil der konservativen Wähler von CDU und AfD wird er allerdings nicht erreichen können und auch diejenigen nicht, die prinzipiell keinen nicht in Deutschland geborenen als OB haben wollen. Aber sein Wählerpotenzial für den 2. Wahlgang ist deutlich größer, als das aller anderen Gegenkandidaten von Thomas Eiskirch. Am ehesten hat Omid Pouryousefi im 2. Wahlgang eine Chance gegen Thomas Eiskirch (siehe Grafik).

Sich gegen Franz, Wendland und Engel zunächst im 1. Wahlgang durchzusetzen, sollte für Pouryousefi die anspruchsvollere Aufgabe sein. Mindestens 25% der Stimmen muss derjenige erreichen, der in den 2. Wahlgang kommen will. Allerdings wird es einige geben, die auch schon beim 1. Wahlgang überlegen, ob es nicht Sinn macht gleich denjenigen zu wählen, der die besten Aussichten hat gegen Thomas Eiskirch in der Stichwahl zu bestehen.

Noch sind es mehr als 4 Monate bis zur Wahl. Da kann sich noch viel tun. Die Bochumer und Wattenscheider dürfen gespannt sein.

Volker Steude
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Die vermutlich aussichtsreichsten Gegner von Thomas Eiskirch (SPD) im OB-Wahlkampf
Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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