Keine Giftbrühe in stillgelegten Bergwerken!

Am vergangenen Samstag trafen sich über 200 Menschen auf einer Kundgebung und Demonstration in Bottrop, um gegen die fortschreitende Umweltzerstörung zu protestieren. Neben der drohenden Klimakatastrophe und der Zerstörung der Lebensgrundlagen wurden vor allem die örtlichen Umweltvergiftungen durch Entsorgung von Schadstoffen in stillgelegte Bergwerke angeprangert. Es gab mehrere Redebeiträge von örtlichen Gruppen der neuen Umweltgewerkschaft, einigen Mitarbeitern der RAG und mehreren anderen Organisationen wie dem Frauenverband Courage.

"In mehreren stillgelegten Schachtanlagen wird hochgradig giftiger Sondermüll wie PCB belastete Böden, Schwermetalle und andere Subtanzen in die Schächte und Stollen verfüllt. Aus Kostengründen sollen diese Bergwerke geflutet werden, so dass sich das giftige Wasser mit dem Grundwasser vermischen kann und in großen Teilen des Ruhrgebiets bis hin zur holländischen Grenze das Trinkwasser in Gefahr ist", erläuterte Christian L., "das wurde der Belegschaft bzw. dem Betriebsrat bekannt und öffentlich gemacht. Als Mitglied des Betriebsrats bekam ich von meinem Arbeitgeber, der RAG, ein Anfahrtsverbot, d.h., ich durfte nicht mehr in das Bergwerk einfahren. Das war gleichbedeutend mit einem Arbeitsplatzverlust. Dagegen wehrte ich mich mit einer Klage vor dem Arbeitsgericht, inzwischen muss das Bundesarbeitsgericht über die Rücknahme meiner arbeitgeberseitigen Kündigung entscheiden".

"Ich bin Kumpel der noch bestehenden Zeche Prosper Haniel in Bottrop. Dieses Bergwerk wird als letztes im Ruhrgebiet 2018 schließen. Zwar ist in stillgelegten Bottroper Bergwerken bisher noch kein Sondermüll eingelagert worden, doch ich bestätige die Umweltvergiftung durch das Einbringen der gefährlichen Stoffe in die Schächte und Stollen. Wenn das Grubenwasser nicht mehr abgepumpt wird und steigt, trifft es irgendwann auf die Grundwasserschichten und vermischt sich mit diesem. Auch angebliche wasserundurchlässige Tonschichten können das nicht verhindern, denn der Berg arbeitet weiter und es entstehen Risse. Das Wasser sucht sich immer seinen Weg".

Ein Delegierter der Umweltgewerkschaft argumentierte: "Umweltschutz wird gegen Arbeitsplätze ausgespielt. Dabei würden bei umweltschonenden Produktionsverfahren sogar noch neue Arbeitsplätze entstehen, allerdings auf Kosten der Profite durch die Konzerne. Allein bei einer Kreislaufwirtschaft benötigte man viele neue Mitarbeiter".

Eine Rednerin erwähnte: "Kohle ist zum Verfeuern viel zu schade. Sie ist Rohstoff für viele Produkte wie z.B. Kunststoffe.

Als Höhepunkt der Auftaktkundgebung gab es eine Liveschaltung nach Marrakesch/Marokko zu den Mitgliedern der Umweltgewerkschaft, die gegen das Klimagipfeltreffen protestierten. "Angeblich ist ein Durchbruch bei den Verhandlungen zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung erzielt worden, doch dieses Abkommen ist im Sinne der Monopole", hieß es aus Marrakesch.

Zwischen den Redebeiträgen gab es kämpferische Lieder der Band "Gehörwäsche".

Nach der interessanten Auftaktkundgebung gab es eine bunte Demonstration mit offenem Mikrofon durch ehemalige Bergbauarbeiter-Siedlungen. Viele Bewohner zeigten sich am Fenster und einige reihten sich auch in den Demozug mit rd. 200 Teilnehmern ein. Am offenen Mikrofon wurde auch von anderen Umweltskandalen, wie z.B. im Zusammenhang mit dem Abriss des ehemaligen Opel Werk I in Bochum berichtet. Ebenso gab es ein musikalisches Intermezzo u.a. mit dem Bergarbeiterlied "Glück auf, der Steiger kommt".

Zur Abschlusskundgebung am Berliner Platz in Bottrop spielte noch einmal die Band "Gehörwäsche".

Eine Protestbewegung, die weiter Schule machen wird!

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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