Lieber würden wir in Ehre in Syrien sterben...

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Mehrere Montagsdemonstrationen aus dem Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Essen, Dortmund, Recklinghausen, Bochum u.a.) trafen sich gemeinsam mit Flüchtlingen in der Gelsenkirchener Innenstadt, um gegen die Wohnsitzauflage nach dem Integrationsgesetz zu protestieren. Insgesamt kamen mehr als 350 Menschen zusammen.

Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Bombenangriffe in Aleppo/Syrien gab es viele Wortbeiträge von den Flüchtlingen, u.a. Syrer, Iraker und Vertriebene aus anderen Ländern. Ein Flüchtling fungierte als Dolmetscher. Einige Auszüge aus den Reden: "Nach gemeinsamen Demonstrationen der Flüchtlinge und Teilnehmer an der Gelsenkirchener Montagsdemo gab es zwar einige Zugeständnisse, z.B. wurde unser Aufenthalt in Gelsenkirchen bis zum 31.10.16 verlängert. Danach ist unser Status ungewiss. Im Dezember 2016 ist eine Wohnsitzzuweisung durch das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW vorgesehen". "Ich bekam sogar einen Platzverweis, als ich mit mehreren Flüchtlingen in das Ausländeramt kam", berichtete die Moderatorin der Gelsenkirchener Montagsdemo. "Die Willkommenskultur für die Flüchtlinge hat sich in das Gegenteil umgewandelt, Merkel versucht mit allen Mitteln, Flüchtlinge wieder schnell abzuschieben", lautete eine Wortmeldung.

Ihren berechtigten Unmut äußerte ein Vertreter der syrischen Flüchtlinge mit deutlicher Sprache: "Wir werden hier am Ausländeramt und Jobcenter wie der letzte Dreck behandelt. Wir sind nicht nach Deutschland gekommen, um ein schönes Leben zu haben, sondern um unser Leben zu retten. Wir wollen sofort wieder zurück, wenn wir in unserer Heimat ohne Krieg und in Frieden leben können. Wir haben hier in Gelsenkirchen jedoch nur Verachtung von den deutschen Behörden bekommen. Hätten wir das gewusst, wären wir lieber in Ehre in Syrien gestorben und nicht nach Deutschland gekommen!"

Mehrere Kinder redeten auch am offenen Mikrofon. einige sangen Lieder von ihrer Heimat wie Syrien ist ein Paradies. Mehrfach wurde das unmenschliche Vorgehen durch die Bombardierung von Aleppo scharf verurteilt. "Die Imperialisten wie USA und Russland suchen zusammen mit ihren Verbündeten nur die Vorherrschaft in Syrien und der ganzen Region, sie treten das Völkerrecht mit Füßen!" hieß es.

Nach der Auftaktkundgebung gab es einen langen Demonstrationszug durch die Fußgängerzone und über den Außenring der Gelsenkirchener Innenstadt. Passanten blieben stehen und zahlreiche Menschen standen an den Fenstern ihrer Wohnungen.

Nach der Abschlusskundgebung konnte etwas Erfreuliches gemeldet werden: Eine Flüchtlingsfamilie, die mit vier Kindern bei Verwandten behelfsmäßig wohnte, suchte dringend eine Wohnung - und bekam eine Zusage.

"Wir werden weitermachen", lautete die einhellige Meinung der Montagsdemonstranten.

Ulrich Achenbach
Moderator der Bochumer Montagsdemo

P.S. Nachfolgend Fotos von der regionalen Montagsdemo.

Autor:

Ulrich Achenbach aus Bochum

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