Kosten außer Kontrolle - Neues Gymnasium und Hans-Böckler-Realschule werden 8,8 Mio. teurer

Neues Gymnasium, 4 Mio. teurer als geplant

Und wieder werden Bauprojekte der Stadt in der Endabrechnung Millionen teurer (Verwaltungsvorlage 20142247) als geplant. Diesmal sind es das Neue Gymnasium und die Hans-Böckler-Realschule.

Das Neue Gymnasium, bis zur Verschiebung der Eröffnung von Schul- und Kulturdezernent Townsend (SPD) immer wieder als Musterbeispiel genannt, für Projekte der Stadt, die im Kostenrahmen bleiben, wird statt 31,6 Mio. jetzt über 36 Mio. kosten. Das ist eine Kostensteigerung von über 12% (+4 Mio. Euro). Schlimm für die Stadtkasse, peinlich für den Dezernenten.

Die Hans-Böckler-Realschule wird ebenfalls 4 Mio. Euro teurer. Hier beträgt die Kostensteigerung sogar fast 30%. Statt 9,8 Mio. hat die Sanierung der Schule nun 13,8 Mio. Euro verschlungen.

Im Vorfeld des Bauvorhabens Hans-Böckler-Realschule stand der Rat vor der Entscheidung Neubau oder Sanierung des Altgebäudes. Man entscheid sich für die Sanierung, da laut Bauverwaltung diese um 3 Mio. billiger werden würde als ein Neubau. Eine Fehlkalkulation, wie sich jetzt im Nachinein heraus stellt. Die Sanierung war letztlich 1 Mio. teurer als ein Neubau hätte kosten sollen.

Ursachen für die Kostensteigerung? Die Verwaltung führt im Fall des Neuen Gymnasiums „Sonderwünsche“ an. Der Bauherr, die EGR (Entwicklungsgesellschaft der Stadt), hätte am Ende Wünsche der Schule und der Schulverwaltung realisiert, die in dem vom Rat genehmigten Bauplan nicht vorkamen (WAZ vom 27.02.13).

Auch hat wohl das Bau- und Finanzierungkonzept zu Mehrkosten geführt. Denn die Stadt hat die Schulgebäude nicht, wie man vermuten könnte, in Eigenregie gebaut, dafür fehlte der überschuldeten Stadt das erforderliche Kapital, sondern durch die EGR bauen und die Sparkasse finanzieren lassen. Nach Fertigstellung hat die Stadt die Schulen von der EGR angemietet und zahlt jetzt an die EGR für die Nutzungsüberlassung bis 2038/39 eine Miete. Allein die für dieses Finanzkonstrukt nötige Zwischenfinanzierung führte bei beiden Schulen zusammen zu Kosten von 1,3 Mio. Euro.

Aber noch sind für die Schulen auch nicht alle Kosten verbucht. Weitere 800.000 Euro werden noch anfallen. Denn die Gestaltung des Eingangsbereiches beider Gebäude und der Abriss von Restgebäuden und –anlagen, die sich aktuell noch auf dem Gelände befinden, steht noch aus.

Leider sind Kostenexplosionen bei Bauvorhaben in Bochum kein Einzelfall. Dass ein Bauprojekt auch nur halbwegs im Kostenrahmen bleibt, ist eher die Ausnahme als die Regel:

Jahrhunderthallenparkhaus (+32%, 6,4 Mio. statt 4,3 Mio.)
Kanalneubau City-Tor-Süd (+23%, 5,86 Mio. statt 4,54 Mio.)
Westkreuz* (+280%, 16,5 Mio. statt 5,7 Mio.)
Platz des europäischen Versprechens (+710%, 3,2 Mio. statt 0,45 Mio.)
Unibad (+40%, 7,6 Mio. statt 4,5 Mio.)
Sprungturm Hallenfreibad Höntrop (+300%, 260.000 statt 85.000)
Sanierung Feldsieper Schule (+100%, 5 Mio. statt 2,5 Mio.)
Mensa und Aula Lessing-Schule (+24%, 2,5 Mio. statt 1,9 Mio.)

Das Baukostencontrolling der Stadt ist offensichtlich untauglich und uneffektiv. Das, was an Kosten bei den Planungen geschätzt wird, hat regelmäßig wenig mit dem zu tun, was am Ende an Kosten anfällt.

Geht man über den Daumen gerechnet nur von einer durchschnittlichen Kostensteigerung von 2 Mio. bei 5 Bauprojekten pro Jahr aus, dann betragen die ungeplanten Mehrausgaben der Stadt nur bei Bauvorhaben in 10 Jahren bereits unglaubliche 100 Mio. Euro. Da wundert es nicht, dass die Stadt Pleite ist.

Dringend muss in der Stadt das Contolling bei Bauprojekten so umorganisiert werden, dass es sicher stellt, dass solche Projekte nur ausnahmsweise nicht im Kostenrahmen bleiben.

Eine Verbesserung des Controlling lässt sich nur erreichen, wenn geklärt wird, warum in der Vergangenheit ungeplanten Kostensteigerungen nicht Einhalt geboten werden konnte. Entsprechend stellen die STADTGESTALTER im Rat den Antrag (Ergänzungsantrag), dass das Rechnungsprüfungsamt, die beiden Bauvorhaben Neues Gymnasium und Hans-Böckler-Realschule näher untersucht, um die genauen Ursachen heraus zu finden, warum in diesen Fällen das Baukostencontrolling versagt hat.

Eine solche Ursachenanalyse ist wichtig, damit das Baukostencontrolling für zukünftige Vorhaben so umorganisiert werden kann, dass mit ihm Kostenüberschreitungen frühzeitig erkannt werden können, Überschreitungen rechtzeitig entgegen gesteuert werden kann und so eine Einhaltung des Kostenrahmens bei städtischen Bauprojekten in der Zukunft die Regel sein wird.

Neben einem effektiven Baukostencontrolling ist wichtig, dass die Politik und die Medien die Planzahlen der Verwaltung deutlich mehr hinterfragen und sich kritisch mit ihnen auseinander setzen. Die Politik darf sich nicht durch schön gerechnete Zahlen zu falschen Entscheidungen verleiten lassen.

Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

* Kostencontrolling liegt im Wesentlichen in den Händen von Straßen NRW

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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