Die Rechenfehler der Musikhausgegner

Wo die Musikhausgegner falsch liegen.
  • Wo die Musikhausgegner falsch liegen.
  • hochgeladen von Ulrich Fuchs

Die Initiative um Volker Steude, die das geplante Musikzentrum in Bochum mit einem Bürgerbegehren zu Fall bringen will, wirft ja gerne Horror-Zahlen in die Öffentlichkeit, die zeigen sollen, wie furchtbar teuer das ganze wird. Diese Zahlen haben nur einen Haken: Sie sind falsch.

Sie sind sogar so falsch, dass sie auch einem Doktor der Ökonomie wie Herrn Steude einfach auffallen müssten. Zumindest, wenn man ihn mehrfach mit der Nase draufstößt.

Dass hier mit solchen Unsinnszahlen hantiert wird, ist bedauerlich. Es verhärtet die Fronten, und es untergräbt das Verdienst von Volker Steude, auf einen wichtigen Punkt hingewiesen zu haben: Im Zahlenwerk der Verwaltung fehlen die Instandhaltungskosten.

Der erste Hauptfehler in der Argumentation der Musikhausgegner liegt darin, Abschreibungsaufwand auf Basis des Bilanzwert des Gebäudes anzusetzen, aber die Landes- und Spendenzuschüsse nicht als Ertrag gegenzurechnen. Auch ist ein Nutzungszeitraum von 50 Jahren, auf den die Abschreibungen gerechnet werden, nicht realistisch, eher dürfte man von mindestens 150 Jahren für ein Gebäude dieser Art ausgehen.

Der zweite Fehler liegt daran, einen Zinsaufwand für ein Darlehen, das nach ca. 10 Jahren zurück gezahlt wird, als ewig zu betrachten, und außerdem einen viel zu hohen Zinsatz anzunehmen.

Der dritte Fehler liegt darin, zu unterschlagen, welche Kosten *nicht* mehr anfallen, wenn das Musikzentrum steht, bspw. durch Mieten für Spielstätten der Symphoniker, durch den Unterhalt für die Marienkirche etc.

Rechnet man ehrlich, dann kommt man auf ca. eine halbe Million Euro pro Jahr, die die Stadt Mehraufwand gegenüber heute hätte. Kostenneutral, wie die Verwaltung der Stadt meint, wird es nicht - wir sollten nicht wieder den alten Denkfehler machen zu glauben, es sei damit getan, so ein Ding zu bauen. Man muss es auch reparieren.

Aber letztlich sind es eben "nur" 500.000 Euro. Keine 2 Millionen, wie die Gruppe um Volker Steude uns Bochumern weis machen will.

Und jetzt ist einfach die Frage: Kommt das Geld auf Umwegen (bessere Ausstrahlung der Stadt nach außen, Aufträge für die Bochumer Wirtschaft, mehr Leute im Bermudadreieck, Stärkung des Kulturviertels etc.) wieder rein oder nicht?

Ich glaube, das ist der Fall. Das Ding ist eine langfristige Investition. Etwas, das wir heute bauen, damit unsere Kinder und Kindeskinder davon profitieren.

Man kann auch anderer Meinung sein. Aber wenn man wie ich glaubt, dass das Musikzentrum langfristig eine halbe Million oder mehr in die Kassen der Stadt bringen wird, durch höhere Gewerbesteuern, durch zahlungskräftigere Bürger, die nicht nach Essen abwandern etc., ja dann ist es doch verdori noch mal völlig Wurst, ob wir Investitionsstau bei den Schulen haben oder kaputte Straßen (notabene: Für die Reparatur der Oskar-Hoffmannstraße ist meines Wissen ne Million im Haushalt 2013) . Dann ist es gut angelegtes Geld.

Mal anders formuliert: Wenn ich täglich fünfzig Euro ausgeben muss, um täglich sechzig zu bekommen, dann macht es Sinn, die fünfzig auszugeben. Auch wenn ich zehn Millionen Schulden habe.

Und wenn mir dann einer einreden will, mit den fünfzig käme ich nicht hin, ich bräuchte in Wirklichkeit zweihundert, dann muss ich ihm das nicht unbedingt glauben, nur weil er ein ökonomischer Dokter ist. Sondern nachrechnen.

Autor:

Ulrich Fuchs aus Bochum

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