Der Depression den Weg in die Gesellschaft ebnen

Nur ein Teil der Kongressteilnehmer im Großen Saal des Gewandhauses zu Leipzig
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Eine Veranstaltung der besonderen Art konnten am Sonntag, 02.10.11 rund 1.000 Besucher aus der gesamten Bundesrepublik und dem Ausland im Großen Saal des Leipziger Gewandhauses erleben: die Premiere des ersten Deutschen Patientenkongresses Depression;
angesichts der Besonderheiten der Erkrankung, die u.a. durch Antriebsschwäche, Erschöpfung, sozialen Rückzug und das Gefühl der Überforderung gekennzeichnet ist und oft mit Angsterkrankungen einhergeht, eine beeindruckende Zahl.

Ein solcher Kongress für Betroffene und Angehörige habe schon lange gefehlt, fasste Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Leipzig, Gründer und Vorsitzender des Deutschen Bündnisses gegen Depression und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe die Resonanz der Anrufer zusammen, die sich telefonisch angemeldet hatten.

Dementsprechend trug jeder Anwesende dieser bislang einzigartigen Ausrichtung über seine Präsenz und sein Bedürfnis nach aktiver Teilnahme durch Erzeugen eines überwältigenden Gesamteindruckes dazu bei, auf die Bedeutung der Erkrankung innerhalb der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Depression kann jeden unverschuldet treffen, es ist keine Schande und auch kein Zeichen einer Schwäche, an ihr zu erkranken.

Mit der Ausrichtung des Kongresses durch die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die Deutsche DepressionsLiga als erster Patientenvertretung depressiv erkrankter Menschen und durch das Deutsche Bündnis gegen Depression gehe die Veranstaltung letztlich auf die Initiative der Betroffenen zurück, betonte Prof. Dr. Hegerl.

Die Stimme erheben
Ziel des Kongresses sei, die Erkrankung aus der Isolation zu holen, sich offen mitteilen zu können, sich und andere zu informieren, Experte in eigener Sache zu werden und von anderen zu lernen.
Es sei vor allem aber wichtig, endlich die Stimme zu erheben. Obwohl derzeit ca. 4 Millionen Menschen in Deutschland an einer Depression erkrankt sind, sei tatsächlich nur eine Minderheit optimal versorgt. Viel zu viele Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden, erleben noch immer Engpässe in der Versorgung.
Dabei bedinge die Erkrankung aus sich selbst heraus, dass die Stimme der Betroffenen sehr leise sei, während andere Erkrankungen ihre Stimme selbstbewusst erheben. Hier spiele Angst und Scham vor Stigmatisierung ebenso hinein, wie die Tatsache, dass dem Erkrankten schlicht die Kraft fehlt, sich selbst aktiv um seine Behandlung zu bemühen und für Anerkennung und Verbesserungen einzutreten.

Gleichstellung mit somatischen Erkrankungen noch nicht erreicht
In Ihrem Grußwort bestätigte auch die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Frau Christine Clauß, die Depression noch immer als Tabuthema unserer Zeit.
Die Staatsministerin, die die Schirmherrschaft für das Leipziger und Dresdner Bündnis gegen Depression übernommen hat, machte deutlich, dass es ausgesprochen wichtig sei, die Stigmatisierung auch auf politischer Ebene abzubauen. Eine Gleichstellung mit somatischen Erkrankungen sei trotz der Forderungen der Psychiatrie-Reform um 1960 noch nicht erreicht, eine Empathie für die Erkrankung in der Umwelt noch nicht angekommen.
Ein gebrochener Arm ernte weit mehr Mitgefühl, als eine psychische Erkrankung. Wenn die Seele weint, sehe das kein Mensch. Ein Bekenntnis zu einer depressiven Erkrankung sei selbst heute längst nicht selbstverständlich.
Lese man die Zeitungen, so lasse sich vermuten, die Erkrankung habe die Öffentlichkeit erreicht. Nach ein paar Tagen sei das Thema jedoch wieder überholt und man spreche nur darüber, soweit einen die Krankheit nicht selbst betreffe.
Es sei jedoch wichtig, dass der Mensch lerne, über sich selbst zu sprechen und der Erkrankung den Weg in die Gesellschaft zu ebnen. Jeder Einzelne könne einen Beitrag dazu leisten, im Zeichen des Tabubruchs unterwegs zu sein, um den Schweigenden zu zeigen, dass sie nicht länger Schweigen müssen. Wissen breche Tabus.
Nur eine Beendigung des Schweigens könne dazu beitragen, die Selbstmordrate zu verringern und die Betroffenen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung zu unterstützen.

Moderation durch Harald Schmidt
Als vor drei Jahren die Stiftung Deutsche Depressionshilfe die Nachfolge des auslaufenden bundesweiten Forschungsprojekts „Kompetenznetz Depression, Suizidalität“ antrat, wandte sich Prof. Hegerl mit einer Anfrage zur Übernahme der Schirmherrschaft an den Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt, der seine Bereitschaft spontan zusagte und sich seitdem kooperativ für die Stiftung engagiert. Ohne dessen Unterstützung wäre der Aufbau der Stiftung nicht möglich gewesen, betonte Ulrich Hegerl.

Harald Schmidt selber, der den Kongress moderierte und die einzelnen Beiträge mit angemessen ernsthaftem Humor begleitete, begründete sein Engagement mit dem Wunsch nach einer breiteren Wahrnehmung der Stiftung und der Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit.
Es sei ein deutliches Image von Krankheiten und eine Lobby der Kategorien feststellbar. Herzinfarkt und Krebserkrankungen seien weit häufiger Thema verschiedenster Veranstaltungen im Fernsehen als psychische Erkrankungen. Das dürfe so nicht bleiben.

Die Brisanz depressiver Erkrankungen und deren Bedeutung für Betroffene und Angehörige
Im Anschluss an die einleitenden Grußworte ergriffen die einzelnen Referenten das Wort, um in ihren jeweils 15 minütigen Beiträgen auf die Situation depressiv erkrankter Menschen und deren Angehöriger aufmerksam zu machen und Möglichkeiten des Umgangs mit ihr aufzuzeigen.

Die Brisanz psychischer Erkrankungen sei selbst 2011 von Politik und Gesundheitswesen noch immer nicht ausreichend erkannt, machte Thomas Müller-Rörich als erster Referent deutlich.
Der Vorsitzende der Deutschen DepressionsLiga wies darauf hin, dass keine andere Erkrankung in der Öffentlichkeit auf so wenig Anerkennung stoße, wie die Depression.
Hausärzte als in der Regel erste Anlaufstelle eines Kranken würden die Anzeichen noch immer viel zu oft in Unkenntnis ihrer vielfältigen Symptome nicht einzuordnen wissen.
Die Wartezeiten auf einen Therapiebeginn, auf den ein depressiv Erkrankter in der Regel nicht warten kann, seien im Extremfall mit bis zu einem halben Jahr noch immer viel zu lang.
Bezüglich einer optimalen therapeutischen Behandlung wird es seitens der Betroffenen als unerlässlich angesehen, in die Entwicklung von Medikamenten und Therapiemöglichkeiten einbezogen zu werden, da Patienten in der Regel ein anderes Erleben der Erkrankung haben, als der Therapeut es annimmt. Rückmeldungen zu Nebenwirkungen würden oft belächelt und nicht ernst genommen.

Angehörige im Sog der Depression
Angehörige leiden immer mit. Auf das Leid der Angehörigen depressiv Erkrankter machte Eva Straub,
2. Vorsitzende im Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK e.V.) aufmerksam.
Man dürfe nicht zulassen, dass die Erkrankung das Band zu den Angehörigen zerschneide, deshalb sei es wichtig, Auszeiten zu nehmen und sich Kraft und Unterstützung in Angehörigen-Selbsthilfegruppen zu holen.
Da Angehörige unentbehrliche Partner des Erkrankten sind, sei es wichtig, sie von Expertenseite stärker in Erscheinungsbild und Begleitung der Erkrankung einzubinden. Sie würden mit der ihnen unbekannten Situation viel zu häufig allein gelassen, schwankten zwischen Schuld und Scham und fühlten sich dem Kranken gegenüber, der ihnen zu entgleiten droht, in der Regel unzulänglich.
Mitgefühl statt Mitleid sei hier angemessen, da zu viel Mitleid die Gefahr berge, selber in den Sog der Depression zu rutschen.

Keine Zunahme depressiver Erkrankungen
Entgegen der in der Öffentlichkeit verbreiteten Meinung haben Depressionen insgesamt nicht zugenommen, machte Prof. Dr. Hegerl deutlich. Die vermeintlich ansteigende Zahl der Erkrankungen sei vielmehr darauf zurückzuführen, dass mehr Menschen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und weniger Ausweichdiagnosen gestellt würden.
Auch Burnout sei in der Regel eine - vom Betroffenen eher akzeptierte, weil von Dritten anerkannte - Ausweichdiagnose, hinter der sich eine Depression verberge. Das Gefühl, aufgrund von Arbeitsüberlastung ausgebrannt zu sein, sei irreführend, da jede Depression mit dem Gefühl einhergehe.
Das Ausweichen berge deshalb die Gefahr einer nicht sinnvollen Behandlung. Eine Auszeit in Form von Urlaub sei in der Regel eher kontraproduktiv und könne die Symptome noch verstärken, verdeutlichte der Arzt für Psychiatrie.

Nachholbedarf auch in der Schweiz
Auf die Situation psychisch Kranker und die Situation der Selbsthilfegruppen in der Schweiz machte John P. Kummer, Mitbegründer des Vereins „Equilibrium“ in seinem Beitrag aufmerksam. Im Nachbarland stießen psychische Erkrankungen noch auf erheblich größere Widerstände in der Politik. Die Psychiatrie sei eines der Gebiete, das erheblich mit Vorbehalten zu kämpfen habe. Seit 1994 setzt sich John Kummer, von der Erkrankung selbst betroffen, aktiv für die Entstigmatisierung psychisch Kranker ein.

Frei von Zeit und Raum online diskutieren
Dass Selbsthilfe nicht nur auf feste Gruppen beschränkt sein muss, machte Dr. med. Nico Niedermeier mit der Vorstellung des im deutschsprachigen Raum größten Online-Diskussionsforums www.diskussionsforum-depression.de deutlich, das mehrfach ausgezeichnet wurde.
Der Gründer und Moderator des Forums und Gründungsmitglied der 2009 aus dem Forum heraus ins Leben gerufenen Deutschen DepressionsLiga begründete den Erfolg des Forums mit der Möglichkeit der kostenfreien anonymen Nutzung und des Austauschs mit anderen Betroffenen unabhängig von der Tageszeit und dem Ort des Aufenthalts.

Depression beschränkt sich nicht nur auf Erwachsene
Dass depressive Störungen sich nicht auf Erwachsene beschränken und bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten können, darüber referierte Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, emeritierter Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Marburg.
Bei Kindern drücke sich die Erkrankung allerdings eher in körperlichen Symptomen aus und gehe oft mit anderen Erkrankungen wie ADHS, Essstörungen, Angst und Zwangsstörungen oder Störungen des Sozialverhaltens einher.
Behandlungmöglichkeiten bestünden aus einer Kombination von Psychotherapie, Pharmakotherapie und Familienberatung. Ihm persönlich fehle in der Psychotherapie jedoch bislang die Einbeziehung des Prinzips Hoffnung. Es sei ein unbeschreibliches Gefühl, das Ende seiner Grenzen zu überschreiten, nahm er Bezug auf das Gedicht einer jungen Patientin.

Sein Hinweis auf die Zunahme psychischer Störungen und suizidalen Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen und die damit einhergehende Tragik, dass sich diese der Endgültigkeit eines Suizids noch nicht bewusst seien, leitete zum nächsten Programmpunkt des Kongresses über.

Verleihung des Carlsson Wedemeyer-Förderpreises
Zum ersten Mal vergab in diesem Jahr die Stiftung Deutsche Depressionshilfe einen Preis zur Förderung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben zur optimierten Behandlung und Versorgung depressiv erkrankter Kinder und Jugendlicher.
Der Hintergrund des Förderpreises ist traurig. Er geht zurück auf den Suizid des 16-jährigen Carlsson und auf die Initiative seiner Familie, die Trauernden in seinem Sinne um eine Spende zugunsten der Stiftung zu bitten.

Vergeben wurde der mit 10.000,- € dotierte Preis an das Gewinnerteam der öffentlichen Ausschreibung, Prof. Dr. Thomas Hillecke, Prof. Dr. Franz Resch und Julian Koenig von der SRH Universität und Hochschule Heidelberg.
Er wird ein Pilotprojekt zur Erforschung von Musiktherapie in der Behandlung depressiv erkrankter Jugendlicher anstoßen und soll die Voraussetzungen für die Realisierung einer Therapievergleichsstudie schaffen.
Musiktherapie werde bei affektiven Störungen im Jugendalter, zu denen die Depression gehört, bereits häufig eingesetzt. Empirische Studien zur Wirksamkeit seien jedoch bislang kaum existent. Musiktherapie trage bei depressiven Kindern und Jugendlichen zum Ausdruck von Gefühlen und zur Externalisierung innerer psychischer Konflikte, zur Herstellung nonverbaler Kontakte sowie zur Förderung des Selbstwertgefühls bei.
Der Carlsson Wedemeyer-Förderpreis schaffe die Basis zur Durchführung qualitativ hochwertiger Studien , die im Sinne einer Evidenzbasierung musiktherapeutischer Interventionen von den Leistungserbringern gefordert werde.

Podiumsdiskussion
In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden Themen wie die Abgrenzung von Burnout und Depression, die Problematik der Modediagnose ADHS und die Umsetzung von Projekten zur Aufklärung über Depression am Arbeitsplatz sowie die Sensibilisierung der Betriebe durch Aktionen der Deutschen DepressionsLiga erörtert.

Ein Rückzug aus dem Arbeitsleben oder ein Verlust des Arbeitsplatzes sei für depressive Menschen wenig förderlich. Arbeit sei wichtig, solange die Bedingungen stimmen, da Arbeit soziale Kontakte mit sich bringe, die Tagesstruktur stabilisiere und Fähigkeiten aufrecht erhalte, deren Verlust die Erkrankung fördere. Wer als psychisch Kranker die Arbeit verloren habe, tue sich auf dem ersten Arbeitsmarkt sehr schwer, führte Thomas Müller-Rörich aus.
Der Arbeitsplatz von Kindern sei die Schule, dort fallen Erkrankungen oftmals als erstes auf. Es sei deshalb wichtig, Lehrer dafür zu sensibilisieren, dass sich hinter auffälligem Verhalten von Kindern unter Umständen Depressionen verbergen können, wusste Prof. Dr. Remschmidt zu ergänzen.
Dass Kinder auch unter der Erkrankung depressiver Elternteile leiden können, wurde ebenfalls erörtert. Hier sei auf „www.nethelp4u.de“ verwiesen. Auf dieser Internetseite beraten von Sozialarbeitern ausgebildete Jugendliche die von einer Erkrankung im Elternhaus betroffenen Jugendlichen in jugendgerechter Sprache.

Deutlich wurde in dieser Runde auch die Bedeutung des Wissenstransfers von Betroffenen zu Ärzten und Psychotherapeuten. So sei eine Verbesserung von Antidepressiva nur über Patientenbefragungen möglich. Nur der Patient selber könne sich zur Wirksamkeit äußern.
Von Seiten des Behandelnden die Rückmeldungen des Patienten zu missachten und den Angeben der Hersteller zu glauben, sei verfehlt und wirke sich deutlich nachteilig auf das Arzt-Patienten-Verhältnis aus.

Verleihung des Fotopreises „Wege aus der Depression“
Neben der Vergabe des Förderpreises wurde im Rahmen des Patientenkongresses über die Vergabe dreier Fotopreise zum Thema „Wege aus der Depression“ beschieden.
Der Weg zurück ins Leben ist individuell verschieden und kann auf unterschiedliche Weise positiv beeinflusst werden. Die Sicht auf einen solchen Weg kann fotografisch über ein Motiv prägnant vermittelt werden.
Unter zehn von der Jury ausgewählten Vorschlägen fiel der von den Kongressteilnehmern abgestimmte, mit 300 ,- € dotierte Gewinnerpreis auf das Foto „Am Ende des Tunnels“ von Kathrin Meinhard, dessen Symbolcharakter die meisten Anwesenden überzeugt hatte.

Vielfältiges Rahmenprogramm
Eingebettet in ein insgesamt reichhaltiges Rahmenprogramm mit Infoständen der Krankenkassen, Ausstellungen der regionalen Bündnisse und Selbsthilfegruppen und des Büchertisches einer Leipziger Buchhandlung wurde der Auftakt des Kongresses musikalisch durch Universitätsmusikdirektor David Timm an der imposanten Gewandhaus-Orgel gestaltet, der weitere Verlauf durch das Ensemble „Bella musa“ des Wege e.V. Leipzig begleitet.

Kaffeepause, Mittagspause mit Imbiss und Get-Together mit Kaffee und Kuchen im Anschluss an den offiziellen Teil boten jeweils die Möglichkeit zum persönlichen Austausch unter den Betroffenen und Angehörigen. Man freute sich über Teilnehmer aus der eigenen Region, konnte sich über die Aktivitäten anderer Bündnisse informieren und kam mit fremden Menschen ins Gespräch, zu denen die Erkrankung spontan eine Verbindung herzustellen wusste. Man verstand einander, obwohl man sich bislang nicht kannte.

Sechs verschiedene Workshops
Nach Beendigung der Kongressveranstaltung bestand für einige der Teilnehmer die Möglichkeit zur Teilnahme an verschiedenen Workshops im zwei Straßen entfernt liegenden historischen Städtischen Kaufhaus, deren Plätze nur begrenzt zur Verfügung gestellt werden konnten.
Wem sich keine Möglichkeit der Teilnahme eröffnet hatte, der erhielt alternativ Gelegenheit einen Film zum Thema Umgang mit der Depression zu sehen.

In Workshop 2 zur Arzt-Patienten-Beziehung in der Depressionsbehandlung wurde aus über 1.000 Rückmeldungen des Online-Forums erneut deutlich, dass Verbesserungsbedarf besteht:
Therapie-Erwartung und konkretes Therapie-Angebot müssten aufeinander passen, wenn die Behandlung erfolgreich verlaufen soll.
Der Rhythmus des Wortwechsels sei für den Verlauf der Sitzungen und für die Chemie entscheidend.
Nähe-Distanz-Probleme müssten bei der Herangehensweise an die Behandlung Berücksichtigung finden.
Fehlende Erklärung von Diagnosen, Behandlungskonzepten und Therapieverfahren führten zu Beeinträchtigungen des Miteinanders. Alternativen würden häufig nicht erklärt, Aussagen des Patienten zu Nebenwirkungen verharmlost oder nicht geglaubt.
Behandler legten ihren therapeutischen Argumenten falsche Annahmen zugrunde. Oft wisse der Patient besser Bescheid als der Behandelnde.
Ängste und realistische Befürchtungen vor einem therapeutischen Kontakt, vor Zwangseinweisungen und Zwangsmedikation sowie die Angst vor Sorgerechtsentzug bei stationären Aufnahmen würden oft nicht ernst genommen.

Positiver Eindruck
Mit dem Ende der Veranstaltung konnte jeder den Eindruck mit nach Hause nehmen, eine große und beeindruckende Veranstaltung erlebt, seine Interessen nach außen verdeutlicht und einer schweren und leidvollen Erkrankung ein wichtiges Stück Weg in eine hoffentlich von zunehmendem Bewusstsein und Verständnis geprägte Zukunft geebnet zu haben.

Darüber hinaus wurde mit dem Leipziger Gewandhaus als einem das ästhetische Erleben ansprechenden Veranstaltungsort dem in der Düsternis der Depression gefangenen Menschen ein Stück Würde zurück gegeben, das ihm auf seinem Weg durch die Dunkelheit der Krankheit verloren gegangen ist.
Die Begegnung mit dem Ort, die im Kontakt zu allen an der Veranstaltung mitwirkenden Personen gespürte Achtung und die durch Freundlichkeit und Offenheit im Umgang miteinander gespürte Gleichstellung mit anderen Menschen der Gesellschaft trug schon im Foyer zu der Erkenntnis bei, trotz seiner Erkrankung einen Wert zu haben. Auch das war ausgesprochen wichtig und mag in der Erinnerung noch lange nachwirken.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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