Paralympische Woche baut Berührungsängste ab: „Eine ganz neue Erfahrung“

Zur Abschlussveranstaltung der Paralympischen Woche traf sich die Bochumer Gruppe im Signal Iduna Park in Dortmund mit den Teilnehmern anderer Workshops. Foto: Schmitz
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Wie gelebte Inklusion aussehen kann, hat die Paralympische Woche am Lernort Stadion eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In Bochum widmete sich das städteübergreifende Projekt zusammen mit jungen Flüchtlingen dem Para-Badminton – und baute auf ganz praktische Weise Berührungsängste ab.

Gleich drei Lernorte in Bochum, Bielefeld und Dortmund gemeinsam hatten das Ferienprojekt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene initiiert und sich dem Thema Inklusion über Para-Taekwondo, Para-Badminton und Blindenfußball genährt. „Es ist wichtig, nicht nur über Inklusion zu sprechen, sondern den Gedanken auch zu leben. Und die beste Idee bringt nichts, wenn sie nicht gelebt und umgesetzt wird“, betonte Hasim Celik. Welt- und Europameister im Para-Taekwondo und einer der Mitinitiatoren des Projektes.

In Bochum wurden die Workshops vom hiesigen Projekt „Soccer meets Learning“ betreut. Neben einigen Schülern von Haupt- und Förderschulen hatten sich vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlingen angemeldet - „eine sehr heterogene Gruppe, die reichlich Anknüpfungspunkte für die Themen tolerantes Miteinander und gelebte Inklusion geboten hat“, wie Janina Laudien berichtet, die die Arbeit am Lernort Bochum koordiniert.

Auf den Spuren von Gertjan Verbeek

Bevor man sich theoretisch und praktisch dem Thema Inklusion näherte, stand für alle Teilnehmer erst einmal eine Führung durch das rewirpowerSTADION auf dem Programm. Einmal auf der Pressetribüne Platz nehmen, einmal selbst auf der Trainerbank sitzen und auf den Spuren von Gertjan Verbeek wandeln – da war die Begeisterung groß.

Mit Hilfe der Reha- und Behindertensportgemeinschaft Dortmund 51 rückte dann in der Turnhalle der Federball in den Mittelpunkt. Para-Badminton gilt aus aufstrebende Sportart und wird 2020 erstmals offiziell als Paralympische Sportart Bestandteil der Paralympics sein. Die Workshop-Teilnehmer zwischen 12 und 18 Jahren erhielten nicht nur einen Einblick in diesen Sport, sondern konnten auch auf ganz praktische Weise Berührungsängste abbauen. „Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund begegnen dem Thema Behinderung und Inklusion oft zurückhaltend. Für einige war ein Rollstuhl eine ganz neue Erfahrung“, hat Janina Laudien festgestellt.

Präsentation in verschiedenen Sprachen

Aus Ablehnung wurde in den drei Tagen Verständnis, integrative Spiele mit gemischten Doppeln aus Rollstuhlfahrer und Fußgänger sorgten für neue Erfahrungen – Perspektivwechsel und praktische Erprobung als Beispiel für gelungene Inklusion. Dass die Teilnehmer ihr Projekt bei der großen Abschlussveranstaltung im Signal Iduna Park in Dortmund auch noch mehrsprachig in Arabisch, Kurdisch, Französisch und Dari präsentierten, quittierte nicht nur BVB-Profi Ilkay Gündogan als Ehrengast in der ersten Reihe mit anerkennendem Applaus. „Was in drei Tagen auf die Beine gestellt wurde, ist etwas ganz Besonderes“, lobte der Fußballer das Engagement.

Bei allen Teilnehmern haben die drei Tage Eindruck hinterlassen, neue Perspektiven geöffnet und die soziale Kompetenz gestärkt. Und den Beweis erbracht: Sport verbindet. Dann spielt es eben auch keine Rolle, welcher Nationalität man ist, welches Geschlecht man hat oder ob ein Handicap vorhanden ist. „Im Sport ist es oft ganz einfach, dass Menschen zusammenfinden“, kann Holger Woelk vom Deutschen Behindertensportverband nur bestätigen.

Eine Tatsache, die auch Christina Marx von der Aktion Mensch nach der Paralympischen Woche glücklich stimmt: „Hier wurde zusammen Spaß gehabt und zusammen Sport getrieben, ohne Unterschiede und Barrieren. So wird anders sein ganz normal.“

INFO:
- „Lernort Stadion“ – initiiert von der Robert-Bosch-Stiftung und gefördert von der Bundesliga-Stiftung – bietet an bundesweit zwölf Standorten politische Bildung im Fußballstadion an.
- In Bochum steht das Projekt „Soccer meets Learning“ für Lernen an außergewöhnlichen Orten, getragen vom Fan-Projekt Bochum.
- Gemeinsam mit der Aktion Mensch widmet sich „Lernort Stadion“ seit 2014 auch vermehrt dem Thema Inklusion und setzte jetzt mit dem Sonderprojekt der Paralympischen Woche ein starkes Zeichen.

Zur Abschlussveranstaltung der Paralympischen Woche traf sich die Bochumer Gruppe im Signal Iduna Park in Dortmund mit den Teilnehmern anderer Workshops. Foto: Schmitz
Autogramme von BVB-Profi Ilkay Gündogan waren begehrt - auch bei den Bochumer Teilnehmern. Foto: Nolte
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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