VfL Bochum: Neururer gefeuert

Sport-Vorstand Christian Hochstätter verkündete am Dienstag das Aus für Peter Neururer.
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Der „Lautsprecher“ hat den Bogen überspannt. Peter Neururer wurde am Dienstagmorgen um 9 Uhr beim VfL Bochum gefeuert. Sportlich schon holprig bei 20 Punkten aus 16 Spielen, besonders im heimischen Stadion mit einer unterirdischen Bilanz (lediglich ein Sieg aus neun Begegnungen, zuletzt nur 3:3 gegen den Tabellenletzten St. Pauli) – da setzte Neururer verbal noch obendrauf.

„Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil das Auftreten und die in den vergangenen Tagen wiederholt getätigten Äußerungen von Peter Neururer aus unserer Sicht vereinsschädigendes Verhalten darstellen”, sagt Sport-Vorstand Christian Hochstätter.
Nach einem guten Saisonstart trübte sich das Verhältnis zwischen Hochstätter und Neururer mit ausbleibenden Ergebnissen spürbar ein. Es wurde offensichtlich durch sich widersprechende Aussagen beider Herren über die Medien. Da bemängelte Neururer die Qualität des Kaders, Hochstätter zeigte sich über diese Aussagen „irritiert“. Der Sport-Vorstand empfand die 0:3-Niederlage in Ingolstadt als „peinlichste Vorstellung, seit ich in Bochum bin“. Dies stellte Neururer via Bild-Zeitung in Abrede, forderte seinen Vorgesetzten auf, diese Meinung zu erklären.
Neururer trieb es weiter auf die Spitze und verscherzte es sich endgültig mit dem Verein. Nachdem Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis medial die Spieler anging und Kapitän Andreas Luthe daraufhin Kritik an Villis übte, lief das Fass über. Der Trainer unterstützte Luthe ausdrücklich, nachdem dieser sich bereits mit Villis ausgesprochen hatte.

Zusammenarbeit nicht mehr möglich

„Peter Neururer hat unter anderem Spieler, die sich in unangemessener Form zur Arbeit der Vereinsgremien geäußert haben, in dieser Meinung bestärkt“, so Hochstätter. Er fährt fort: „Nach den Ereignissen der letzten Tage ist eine respektvolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich.“
Am Dienstag zur genannten Uhrzeit erwarteten Hochstätter und Finanz-Vorstand Wilken Engelbracht den 59-Jährigen an der Castroper Straße und überreichten ihm schriftlich die Freistellung. „Er war schon überrascht, hatte mit unserer Entscheidung nicht gerechnet. Er hat die Gründe vielleicht nicht so gesehen, wie wir sie gesehen haben“, erklärt Hochstätter. Auf die Frage, wie die Mannschaft dies aufgenommen habe, sagt der Sport-Vorstand: „Die hat es zur Kenntnis genommen und ist zum Training rausgegangen.“
„Vereinsschädigendes Verhalten“ – reicht dies auch zu einer fristlosen Kündigung? Eine wichtige Frage, würde in diesem Fall doch eine Gehaltsfortzahlung bis zum Vertragsende am 30. Juni 2015 entfallen. Dazu Wilken Engelbracht: „Nur eine ganz grundsätzliche Antwort. Wenn grundsätzlich der Arbeitgeber geschädigt wird, kann so etwas möglich sein. Hier ist das aber nicht der Sachstand. Peter Neururer erhält bis zum Vertragsende seine Bezüge.“ Neururer ist also beurlaubt.
Der bisherige Assistenztrainer Frank „Funny“ Heinemann (195 Bundesligaspiele für den VfL, Interimstrainer vom 26. September bis 26. Oktober 2009, langjähriger Assistent verschiedener Cheftrainer) übernimmt zunächst gemeinsam mit Ex-Profi Dimitrios Grammozis das Team. Am kommenden Freitag, 12. Dezember, steht das letzte Vorrundenspiel beim SV Sandhausen auf dem Programm. Christian Hochstätter: „Die Performance in den letzten zehn Spielen war nicht prickelnd. Wir erwarten, dass die Mannschaft jetzt bis zur Winterpause Ergebnisse liefert!“

Heinemann? Nur zur Not! Neuhaus könnte passen

Würde es mit Heinemann auch ins neue Jahr gehen oder kommt in jedem Fall ein externer Mann? „Notfalls könnte Funny auch den Trainingsstart am 5. Januar machen“, so Hochstätter, der damit ein längerfristiges Engagement des Ur-Bochumers praktisch ausschließt. Nachfrage: Haben sie sich tatsächlich bis Dienstag mit keinem neuen Trainer beschäftigt? „Es gehört auch zu meinen Aufgaben die Zukunft zu planen, wenn der Vertrag eines Trainers am Saisonende ausläuft“, weicht der Sport-Vorstand aus und gibt dennoch eine Antwort: Die Zukunftsplanung hatte bereits begonnen, am Saisonende wäre für Neururer in jedem Fall Schluss gewesen.
Der neue Mann - Zeit für Spekulationen. Ein Kandidat in jedem Fall: Uwe Neuhaus. Einer aus der Region (Hattingen). Für Wattenscheid einst in der Bundesliga gespielt (102 Spiele). Als Co-Trainer an der Seite Matthias Sammers Deutscher Meister 2002 mit Borussia Dortmund. Im schwierigen Essener Umfeld als Cheftrainer mit Rot-Weiß in die 2. Liga aufgestiegen (2006). Fünf Jahre Zweitliga-Erfahrung mit Union Berlin.


KOMMENTAR: Rausschmiss mit Ansage

„Vereinsschädigendes Verhalten“, wirft Fußball-Zweitligist VfL Bochum Peter Neururer vor und warf den Trainer raus. Es war ein Rausschmiss mit Ansage, in der Begründung ein Abgang der selteneren Art. Was man festhalten kann: Sport-Vorstand Christian Hochstätter formulierte nach der 0:3-Niederlage in Ingolstadt provokant, sprach von einer peinlichen Pleite. Neururer ließ sich provozieren, pampte via Medien zurück - und spätestens von diesem Zeitpunkt an saß er auf einer tickenden Zeitbombe. Blöd für ihn, dass er partout nicht schweigen kann. Blöd auch, gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden gerichtete Äußerungen rauszuhauen. Hochstätter ist für die verbalen Eskalationen der letzten Tage nicht verantwortlich, er hat jedoch im Laufe dieser rund zwei Wochen wenig für eine Deeskalation getan. Und damit letztlich daran mitgewirkt, dass „Lautsprecher“ Neururer am Ende nicht mehr tragbar war. Bewusst oder unabsichtlich, darüber kann nur spekuliert werden.

VfL Bochum: Hochstätter rückt von Neururer ab - Pro und Contra zum Trainer

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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