Bochum feiert Hoogland: "Der VfL ist mir ans Herz gewachsen!"

Tim Hoogland zählt beim VfL Bochum zu den Führungsspielern. Archivfoto: Molatta
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Beim 1:1 des VfL Bochum gegen Stuttgart wurde ein neuer Held in Blau-Weiß geboren: Tim Hoogland spielte 20 Minuten mit stärksten Schmerzen und dickem Sprunggelenk. Im Interview mit dem Stadtspiegel spricht der 31-Jährige über seine Verletzung und die Lobeshymnen der Fans, seine Zukunft in Bochum und den Reiz des Auslandes sowie über die nächste Partie am Sonntag (19.3., 13.30 Uhr) gegen Erzgebirge Aue.

Tim Hoogland, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es dem Sprunggelenk?
Tim Hoogland: Es hat sich von Tag zu Tag deutlich verbessert. Am letzten Wochenende war es noch stark geschwollen, samt dickem Bluterguss. Zusammen mit der Diagnose zu Wochenanfang, dass nichts Schlimmes passiert ist, hat es sich Stück für Stück gebessert – mal unabhängig davon, wann es für einen Einsatz wieder reicht und wann es auch Sinn macht, wieder zu spielen. Aber wenn man weiß, dass nichts mehr kaputt gehen kann, könnte man die Schmerzen für 90 Minuten auch mal ausblenden.

Wie groß war Ihre eigene Sorge noch in Stuttgart, dass es sich doch um eine ernsthafte Verletzung handelt?
Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass die Bänder richtig etwas abbekommen haben. Wenn man aus vollem Lauf umknickt, dann ist das sehr schmerzhaft und lässt einen einiges befürchten. Umso erleichterter waren wir alle nach der endgültigen Diagnose.

Sie knicken um, haben große Schmerzen, gehen von einer Verletzung an den Bändern aus – und spielen trotzdem noch 20 Minuten weiter. Das müssen Sie uns bitte mal erklären.
Ich hatte ja keine Wahl. Hätten wir noch einmal wechseln können, wäre ich natürlich raus gegangen. Aber so war´s für mich selbstverständlich, dass ich es auf dem Platz weiter versuche, so gut es geht – und sei es humpelnd. (lacht) Hat doch auch megagut geklappt, auch wenn es bei manchen Drehbewegungen ein bisschen doof ausgesehen hat.

Von den Fans gab es danach richtig viel Lob und Anerkennung – vom Trainer eigentlich auch?

Nö. Da gab es kein Extralob, muss es aber auch nicht.

Die Fans waren dafür umso euphorischer, das Lob reichte vom Fußballgott über den neuen Helden bis zum geilen Typen. Auch wenn Sie ein bescheidener Mensch sind – taten die vielen warmen Worte trotzdem gut?

Ich habe es selbst zunächst gar nicht mitbekommen. Ich musste erst darauf aufmerksam gemacht werden. Aber natürlich freue ich mich darüber! Wer sagt, dass er solche Aussagen nicht gerne über sich hört oder liest, der macht sich selbst was vor. Das tat schon gut. Trotzdem war es für mich eine Selbstverständlichkeit, in Stuttgart nicht vom Platz zu gehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich schon etwas älter bin und schon öfter mit kleineren Blessuren gespielt habe. Aber trotzdem freue ich mich wirklich über jeden Kommentar und jeden Einzelnen, der ein paar Zeilen geschrieben hat.

"Man hat eine gewisse Verantwortung"


Wollten Sie als älterer, erfahrener Spieler mit der Aktion auch ein Zeichen an die jungen Spieler setzen?

Ich denke schon, dass man als erfahrener Spieler auch eine gewisse Verantwortung auf dem Platz hat. Das wollte ich damit auch ausdrücken. Ich muss aber auch allen Mitspielern ein Riesenkompliment machen. Da ich nicht mehr so gut laufen konnte, sind die Jungs umso mehr gerannt. Der größte Dank gehört eigentlich ihnen, sie haben mich quasi durchgeschleppt.

Auch wenn Sie mit 31 Jahren einer der älteren Spieler im Kader sind, könnten Sie sicher noch ein paar Jahre spielen. Wie sieht Ihre persönliche Planung aus?

Ich möchte schon noch länger spielen, bis der Körper dann irgendwann sagt, dass es kritisch wird. Aber diesen Punkt sehe ich bei weitem noch nicht. Ich hatte in meiner Karriere schon viele Verletzungen, auch schwere Verletzungen. Dadurch fehlen mir fast vier Jahre. So wie es jetzt läuft, möchte ich das schon gerne irgendwie hinten dranhängen und noch ein paar Jahre weiterspielen. (lacht) Aber natürlich möchte ich auch nicht irgendwann im Rollstuhl vom Platz getragen werden.

Wenn Sie wählen könnten – würden Sie diese Jahre lieber im Mittelfeld oder in der Abwehr spielen?
Ich muss schon gestehen, dass ich mich im Mittelfeld sehr wohl fühle und es mir da am besten gefällt. Die Rolle als Innenverteidiger kenne ich aus der Jugend und habe ich in den ersten Jahren auf Schalke gespielt. Daher habe ich mich damit jetzt auch angefreundet. (lacht) Irgendwas zwischen Abwehr und Mittelfeld wäre gut, das würde ich auch nehmen.

"Das Ausland ist immer reizvoll"

Und in welchem Mittelfeld möchten Sie in den nächsten Jahren gerne spielen? Beim VfL Bochum? Oder lockt ganz prinzipiell bis zum Karriereende auch das Ausland nochmal?
Ich fühle mich sehr wohl in Bochum und beim VfL und habe in den letzten zwei Jahren auch meine Leistung gebracht, denke ich. Daher kann ich mir gut vorstellen, weiter für den VfL Bochum zu spielen. Und Stand jetzt kann ich mir auf der anderen Seite nicht vorstellen, in meiner Karriere noch einmal für einen anderen Verein in Deutschland zu spielen. Aber das Ausland ist grundsätzlich immer reizvoll und wäre nochmal eine Option. Das würde ich mir zumindest anhören, wenn es Anfragen gibt. Da bin ich ganz ehrlich. Ich war mit der Familie schon ein Jahr in London, als ich für Fulham gespielt habe. Das war eine schöne Erfahrung und ich habe gemerkt, dass ich für so etwas offen bin.

Was macht für Sie Bochum und den VfL aus?
Der Menschenschlag hier im Ruhrgebiet spielt eine ganz große Rolle, wie auch in meinen Jahren auf Schalke. Ich mag diese Ruhrpott-Mentalität, die gefällt mir schon ganz gut. Was ich am VfL besonders sympathisch finde: Der Verein kämpft seit Jahrzehnten mit viel Leidenschaft gegen die beiden großen Nachbarn an was Zuschauer, Sponsoren und ähnliches angeht. Der VfL ist mir echt ans Herz gewachsen!

Wie sehen Sie die sportlichen Perspektiven für den VfL?
Wir sind alle froh, wenn diese Saison zu Ende ist. Sie spiegelt bei weitem nicht das wider, was wir uns erhofft hätten. Wir wollten oben angreifen und das muss auch wieder das Ziel für die Zukunft sein. Wenn der VfL nicht mehr diese enormen Verletzungssorgen hat, sollte der Verein schon unter den besten acht Teams der Liga eine gute Rolle spielen. Und da kann dann immer eine Menge passieren. Aber der Anspruch sollte sicher sein, oben anzugreifen. Schließlich spielst du Fußball, um zu gewinnen. Und wenn du in der 2. Liga bist, dann willst du in die 1. Liga.

"...dass man in jedem Spiel brennt"

Nach dem Spiel in Stuttgart gab es viel Lob für die Leistung – und zugleich die Frage: Warum nicht immer so?
Die Frage müssen wir uns jetzt auch mal stellen. Es kommen viele Aspekte zusammen. Generell liegen uns Mannschaften besser, die offensiv ausgerichtet sind. Das eröffnet uns Räume und wir können unser Spiel besser durchziehen. Aber vielleicht müssen wir den Fokus insgesamt noch mehr darauf legen, dass man in jedem Spiel brennt. Gerade für die jungen Spieler ist es natürlich noch mal etwas anderes, gegen Topteams wie den VfB Stuttgart zu spielen. Aber wir müssen als Einheit immer alle alles geben, auch wenn es dann nicht immer schön ist. Das ist sicher auch ein Lernprozess, seinen Ehrgeiz und seine Mentalität immer so zu pushen, dass man sie in jedem Spiel abrufen kann.

Am Sonntag kommt mit Erzgebirge Aue eine Mannschaft an die Castroper Straße, die auch sehr defensiv zu Werke gehen wird.
Dennoch wird es sich für die Fans und Zuschauer lohnen, bei uns vorbeizuschauen. Wir brauchen deren Unterstützung. Wir können schon davon ausgehen, dass Aue hinten mit einer Fünferkette antritt. Das wäre für jede Mannschaft eine Herausforderung. Aber wir werden sie auch vor Herausforderungen stellen, indem wir unsere Ideen im Spiel auch umsetzen. Sollte das nicht immer klappen, müssen wir die nötige Geduld bewahren und werden dennoch leidenschaftlich dagegen halten. Und wir müssen so ein Spiel im Zweifelsfall auch dann gewinnen, wenn es mal nicht so ansehnlich aussieht. Am Ende zählt das Ergebnis. Gegen Würzburg war es ähnlich, und da hat es geklappt. Und mit jedem Sieg, den wir jetzt in dieser Saison noch schaffen, legen wir auch schon einen Grundstein für die neue Spielzeit.

Tim Hoogland zählt beim VfL Bochum zu den Führungsspielern. Archivfoto: Molatta
Klare Ansage von Hoogland: "Wir müssen in jedem Spiel brennen." Archivfoto: Molatta
Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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