Bochumer Bündnis gegen Depression e. V. jetzt im dritten Jahr aktiv

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Als Begleiterkrankung körperlicher Krankheiten wird das Auftreten von Depressionen weitaus eher akzeptiert, als eigenständige Erkrankung hat die Depression noch immer einen schweren Stand, obwohl sie rund 10.000 Mal im Jahr in Deutschland tödlich endet.
Mitgefühl wird der von ihr Betroffene aus der Unwissenheit heraus eher selten ernten.

Dem noch immer anhaltenden Trend der Stigmatisierung, der damit verbundenen Verdrängung der leidvollen seelischen und körperlichen Krankheit aus dem öffentlichen Bewusstsein und einer maximalen Akzeptanz als Begleiterkrankung körperlicher Krankheiten durch Aufklärungsarbeit aktiv entgegenzuwirken, ist in Bochum das erklärte Ziel des Bündnis gegen Depression. Auf diesem Weg auch eine Senkung der Selbstmordrate und der Suizidversuche zu erreichen, wäre die gleichermaßen angestrebte positive Folge.

Die derzeit 15 ehrenamtlich Tätigen des gemeinnützigen Vereins sind über das gesamte Jahr hinweg aktiv darum bemüht, das Thema "Depression" im Gespräch zu halten, die belastende Erkrankung gleichberechtigt neben andere Erkrankungen zu stellen und der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass sie unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialem Status grundsätzlich jeden Menschen treffen kann und mit persönlichem Versagen nicht gleichzusetzen ist.

Neben der Ent-Stigmatisierung der Krankheit selbst liegt die aufklärende Botschaft des Bündnis auch in der Ent-Stigmatisierung der Behandlungsorte und Behandlungsformen.
Sachgerecht durchgeführte ambulante Psychotherapien und stationäre Aufenthalte in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie müssen sich noch weitaus stärker als gesellschaftlich anerkannte und wichtige Behandlungsangebote zur Wiederherstellung der seelischen Gesundheit in den Köpfen etablieren, um die unsichtbaren Schranken zu durchbrechen, die den Erkrankten behindern und gefährden.

Der Zweck der monatlichen Aktionen und öffentlichen Vorträge in verschiedenen Einrichtungen der Stadt sowie der Öffentlichkeitsarbeit über Lokalkompass.de liegt deshalb vor allem in der Aufklärung und Hilfestellung durch Information über die schwer zu greifende und zu begreifende Erkrankung und deren verschiedene Ausprägungen. Dass die Versorgungssituation psychisch Kranker auch in Bochum noch immer nicht als optimal bezeichnet werden kann und Verbesserungen dringend nötig wären, ist auch den Mitgliedern bewusst. Veränderungen sind nur leider nicht so schnell anzustoßen, wie man sie benötigt; aus dem Blick verlieren darf man sie dennoch deshalb nicht.

Dass mit ausreichend langem Atem ein positiver Anstoß in Richtung einer Verbesserung der Situation behandlungsbedürftiger Erkrankter durchaus möglich ist, konnte erst kürzlich wieder erfahren werden:
Ein Bochumer Institut für Psychologische Psychotherapie, in dem Patienten Ausbildungstherapien in Anspruch nehmen können, hat auf Veranlassung des Landesamtes für Datenschutz und Informationsfreiheit in Sachen Patientenaufklärung, Datenschutz und Schweigepflicht gründlich nachbessern und ein dem Patienten vor Behandlungsantritt auszuhändigendes Informationspapier erarbeiten müssen.
Bis zur Einschaltung des Amtes nach einer schädigend verlaufenen Behandlung durch die betroffene Patientin war es Patienten der Ausbildungsambulanz mangels ausreichender Aufklärung und Offenheit im Umgang mit den Rahmenbedingungen der Therapien dort nicht grundsätzlich möglich, wirksam in eine Behandlung einzuwilligen.

Der Verein, seine Mitglieder und seine Aktionen:
Von Expertenseite im November 2009 als eines von deutschlandweit über 70 regionalen Bündnissen gegründet http://www.bochumer-buendnis-depression.de/bochumer_buendnis , ist das Bochumer Bündnis gegen Depression inzwischen ein etabliert gleichberechtigter Zusammenschluss verschiedener in die Versorgung psychisch kranker Menschen eingebundener Experten, Betroffener und Angehöriger.

Neben ärztlichen Vertretern der verschiedenen psychiatrischen Kliniken in Bochum und Wattenscheid, Vertretern der sozialen Dienste und Einrichtungen wie der Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, des Vereins Psychosoziale Hilfen Bochum e.V. und des Vereins „Wildwasser Bochum e.V.“ setzen sich u.a. eine Studentin der Psychologie, eine Vertreterin des Fachbereichs Gesundheit und Psychologie der VHS, eine Psychologische Psychotherapeutin und eine Heilpraktikerin, mehrere Vertreter der Selbsthilfegruppen „Oase“ und „Achterbahn“ sowie nicht in Gruppen organisierte Betroffene gemeinsam und gleichberechtigt aktiv dafür ein, die selbst gesteckten und in der Satzung fixierten Ziele auf unterschiedliche Weise zu verwirklichen.

Zu den Aktionen öffentlicher Präsenz und direkter Ansprechbarkeit gehörten die Teilnahme am „Still-Leben“ auf der A 40 im Sommer 2010 http://bochumer-buendnis-depression.de/daten/cnt/Stillleben_A40_Fotos_Bochum_100718.pdf , eine zweitägige Standbetreuung auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt im Dezember 2010, die Beteiligung am Selbsthilfetag in Drehscheibe und City-Point im September 2011 und die Teilnahme an der ersten Bochumer Gesundheitsmesse des MedQN in der Stadtparkgastronomie im März 2012 http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/bochumer-gesundheitsmesse-buendnis-gegen-depression-im-direktkontakt-zu-betroffenen-und-angehoerigen-d150677.html .

Mit verschiedenen Vorträgen namhafter Referenten versuchte der Verein die Vielschichtigkeit der Depression in den vergangenen zwei Jahren möglichst umfassend abzudecken. Die breite Palette unterschiedlichster Ausprägungen und Betroffenheiten der Erkrankung spiegelte sich u.a. in Themen wie „Depression bei Kindern und Jugendlichen“, „Männerdepression - ein unbekanntes Leiden" http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/depression-bei-maennern-bislang-unterdiagnostiziert-d90671.html , "Depressives Grübeln"
http://www.lokalkompass.de/wattenscheid/ratgeber/der-mensch-als-wiederkaeuer-belastender-gedanken-depressives-gruebeln-d166126.html , „Depression und Migration“, „ Depression im Alter“, „Depression und Essstörungen“ http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/wenn-durch-ernaehrung-leidensdruck-entsteht-das-wechselspiel-von-essstoerungen-und-depression-d130008.html und „Depression und Suizidalität“.

Einen konkreten Bezug zur grundsätzlichen Behandlung der Erkrankung stellten die Vorträge „Depression in der Hausarztpraxis“ http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/schluesselrolle-hausarzt-die-versorgung-depressiv-erkrankter-menschen-d142779.html und „Wie wirkt Psychotherapie“ her http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/stau-auf-der-autobahn-des-menschlichen-gehirns-die-psychische-erkrankung-und-ihre-behandlung-d116752.html .

Entwickelt und auf der Internetseite online eingerichtet wurden mittlerweile auch zwei Fragebögen zu Therapie-Erfahrungen http://www.bochumer-buendnis-depression.de/daten/cnt/doc/Fragebogen_Therapieerfahrung.html und Therapie-Hemmnissen http://www.bochumer-buendnis-depression.de/daten/cnt/doc/Fragebogen_Therapiehindernisse.html sowie die Möglichkeit des Erstellens freier Erfahrungsberichte, zu deren Nutzung nur verstärkt ermuntert werden kann, damit Erschwernisse verstärkt wahrgenommen, Bedürfnisse erkannt und positive wie negative Aspekte von Therapien bekannt werden können http://www.bochumer-buendnis-depression.de/daten/cnt/doc/Erfahrungsberichte_Erlaeuterungstext.pdf .
Auch eine telefonische Unterstützung bei der Suche nach Behandlungsplätzen wird seit über einem Jahr durch das Bündnis angeboten http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/telefonische-hilfe-bei-der-vermittlung-von-beratungs-behandlungsplaetzen-d145466.html .

Zu den künftigen Aktionen werden neben weiteren Vorträgen auch die Begleitung der quer durch Deutschland geführten Mood-Tour http://mood-tour.de/mitmachen/30-august.html am 29./ 30.08.12 in Bochum und ein Aktionstag am Bochumer Schauspielhaus im November gehören. Vorschläge und Wünsche für künftige Veranstaltungen sind jederzeit willkommen (info@bochumer-buendnis-depression.de).

Die enge Nutzung von Lokalkompass.de für Vereinsbeiträge ermöglicht parallel auch das Verfassen freier Beiträge zum Thema Depression und zum Erleben der Erkrankung, um nicht nur Fachbeiträge anzusprechen, sondern das Empfinden Betroffener auch ungefiltert direkt ausdrücken zu können http://www.lokalkompass.de/bochum/leute/der-lange-weg-zum-frieden-d164032.html oder http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/wenn-erwachen-quaelt-und-der-tag-einfach-nicht-beginnen-moechte-d145143.html .

Der Vorstand und seine Mitglieder:
Im dritten Jahr seines Bestehens hat der Verein mittlerweile den ersten Vorstandswechsel hinter sich. Nachdem sie dem Bündnis mit der Gründung im November 2009 erfolgreich zu einem soliden Start verholfen und es zwei Jahre in der Intention geleitet haben, ihm den Weg zu ebnen und als Verein zu etablieren, der von vielen Menschen wahrgenommen werden kann, verabschiedeten sich Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor der Bochumer LWL-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Dr. med. Jürgen Höffler, Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie des Martin-Luther-Krankenhauses Wattenscheid im März 2012 einvernehmlich aus ihrer Vorstandstätigkeit http://www.lokalkompass.de/bochum/vereinsleben/buendnis-unter-neuem-vorsitz-d146128.html .

Mit Dr. Knut Hoffmann, stellvertretender Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Bochum, Sabine Schemmann als Fürsprecherin von der Erkrankung Betroffener und Holger Rüsberg, Geschäftsführer des Vereins Psychosoziale Hilfen Bochum e.V. in der wiedergewählten Funktion des Schatzmeisters wird der neue Vorstand zusammen mit den aktiven Mitgliedern des Vereins die Bündnisziele weiterführen und erweitern.

Neben der weiterhin vorgesehenen gemeinschaftlichen Planung und Durchführung verschiedener Aktionen und Vortragsveranstaltungen zu den unterschiedlichen Facetten der Depression sollen die Belange Betroffener und deren Angehöriger vermehrt einbezogen werden. Mit der veränderten Zusammensetzung des Vorstands und der Wahl einer mit den Erschwernissen der Erkrankung, den Behandlungssituationen und -anforderungen sowie den Chancen und Risiken einer Behandlung vertrauten Ansprechpartnerin in den zweiten Vorstand erhofft man sich, Betroffene und Angehörige noch stärker zu erreichen.

Deren aktive Teilnahme und Mitwirkung an den im Rhythmus von zwei Monaten stattfindenden öffentlichen Sitzungen ist ausdrücklich erwünscht, um gezielt auf die Bedürfnisse depressiv erkrankter Menschen und deren Angehöriger eingehen und positiv verändernd einwirken zu können.

Das nächste Treffen wird am Dienstag, 4. September von 19.30 - 21.00 Uhr im Haus der Begegnung, Alsenstraße 19 a stattfinden.
Weiterführende Informationen und aktuelle Hinweise können der Internetseite des Bündnis http://www.bochumer-buendnis-depression.de entnommen werden. Auch über Lokalkompass.de wird regelmäßig über Aktuelles informiert.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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