Luftballon-Freundschaft: Ein Ufo aus dem Apfelbaum

99 Luftballons hat es nicht gebraucht, um ein besonderes Band zwischen Marcia Mavreas und Corinna Halbhuber zu knüpfen. Im Falle der ungleichen Freundinnen reichte sogar nur ein einziger.

Wenige Tage, bevor der Junisturm „Ela“ die Landeshauptstadt verwüstete, entdeckte Corinna Halbhuber ein Ufo in ihrem Apfelbaum. „Es war wirklich ein Ufo, denn auf den ersten Blick konnte ich gar nicht genau sehen, was sich da in den hohen Zweigen verfangen hatte“, erzählt die 52-jährige Düsseldorferin. Als sie dann hoch über ihrem Kopf eine Karte unter einem Ballon baumeln sah, griff sie kurzerhand zur Digitalkamera. „Ich habe bestimmt 50 Fotos gemacht, bis ich den Absender entziffern konnte“, berichtet Halbhuber lächelnd. Heute ist sie froh über die Mühe, denn sie stand am Anfang einer ungewöhnlichen Freundschaft.

Von der Emscher an den Rhein

Aufgestiegen war der Ballon nämlich in Bottrop, wo die elfjährige Marcia Mavreas auf einen Preis beim Luftballonrennen der Stadtbibliothek hoffte. Immerhin hatte der Flugkörper bis zu seiner Landung im Halbhuberschen Apfelbaum rund 40 Kilometer hinter sich gebracht, aber ob das für einen Sieg reichen würde? „Ich dachte mir, das geht ja nicht, dass das Kind nichts gewinnt“, betont Corinna Halbhuber. Kurzerhand besorgte sie ein schönes Wimmelbuch für die junge Bottroperin und schickte es mit einem Begleitbrief an die Stadtbücherei - für Marcia.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Ich war ganz überrascht, als ich nur eine Woche später einen tollen Brief mit Fotos bekam“, freut sich die Düsseldorferin. Mit jedem weiteren Brief, der nun zwischen der Emscher und dem Rhein hin und her geschickt wurde, kamen sich die beiden Autorinnen näher. Persönlich begegnet waren sich die zwei aber nicht - bis zum vergangenen Wochenende. In der Stadtbibliothek kamen die gestandene Frau und die pfiffige Schülerin zum ersten Mal zusammen.

Glücksbringerin für die Räubertochter

Die Premiere hätte nicht besser verlaufen können: „Wir waren uns sofort sympathisch“, sagt Corinna Halbhuber, die mit ihrem Ehemann nach Bottrop gekommen war. „Das ist toll, sich mal richtig zu sehen“, findet auch Marcia, die mit ihrer Familie angereist war. Bei einem Eis besiegelten die beiden ihre neugewonnene „Luftballon-Freundschaft“, und die leidenschaftliche Theaterspielerin Marcia erkor ihre neue mütterliche Freundin zu ihrer persönlichen Glücksbringerin gegen das Lampenfieber. Und so bekommt die junge Bottroperin in ihrer Rolle als „Ronja Räubertochter“ im Kulturzentrum noch eine ganz besondere Unterstützung.

Eine Freundschaft über Alters- und Stadtgrenzen hinweg: „Unglaublich, was der Fund eines Ufos in unserem Apfelbaum ausgelöst hat!“, staunt die Düsseldorferin.