HANSA-CENTER & Co.

Altes Hansa-Zentrum
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EINLEITUNG:

Gestern stand ja im Lokalteil der WAZ, dass der Umbau im Hansa Center beginnen kann, da der Kaufvertrag nun in Kraft wäre.
Allerdings sind die weiteren Aussagen sehr nichts sagend, da weder etwas über den neuen Besitzer, noch über Namen, Summen und Hintergründe ausgeführt wird.
Da etwas mehr Informationen nicht schaden können und die Bürger ein Recht darauf haben, auch etwas mehr zu erfahren, mit wem wir es hier zutun haben, hier meine Ausführungen und Recherchen aus offen zugängigen Quellen.

Zumindest erfreulich ist ja erst einmal, dass die 3 bedauernswerten Wirtschaftsruinen wohl endlich wieder mit Leben erfüllt werden.
Entscheidend für die Langlebigkeit sind natürlich die Konzepte und Ausrichtungen der Investoren und die Preispolitik und Qualität der dort einziehenden Geschäfte.

KARSTADT:

Die skandalösen Methoden und Finanzmodelle bei Karstadt, auf Kosten der Mitarbeiter, haben ja tiefe Spuren hinterlassen und sind eng mit den Namen wie Schickedanz, Middelhoff, Berggruen und Benko verbunden.
Jetzt liegt das Schicksal in der Hand der Hamburger „Devello Immobilien AG“, die hier im Bottroper Karstadtgebäude voraussichtlich 20-30 Mio. investieren will.
Solche Investoren sind natürlich keine gemeinnützigen Unternehmen, sondern wollen schnell viel Geld verdienen. Wichtig sind für sie die Mietverträge und die daraus resultierenden Renditen mit entsprechender Wertschöpfung.

PRO-MARKT:

Den alten Pro-Markt hat ja nun die Greyfield Real Estate AG aus Essen, ein innovatives Unternehmen auf dem Immobilienmarkt übernommen, das auf Risikominimierung und Ertragssteigerung setzt.
Greyfield hat sich spezialisiert auf den Umbau (der bereits läuft) und die Umnutzung erfolgs- und wertorientierter Projekte mit der Ausrichtung auf Beschaffung, Verwaltung und Vermarktung von Immobilien.
Sie beschäftigen sich mit renditeorientierter Sanierung von Gewerbeprojekten, die sich in einem schlechten Zustand befinden, wie auch Geschäftsführer Timm Sassen bestätigte, der meinte, wir haben Spaß an Immobilien die leer stehen.
Die Greyfield Real Estate GmbH will weiterhin erst einmal Eigentümer und Vermieter bleiben und hat angeblich langfristige Mietverträge mit Medimax und FitX abgeschlossen.
Es werden rund 6,5 Mill. Euro investiert, sodass die Umbaumaßnahmen schon im Dezember abgeschlossen sein werden und Anfang 2017 mit den Neueröffnungen zu rechnen ist.

Doch ob Devello, Greyfield oder Publity, auf die ich noch näher eingehen werde, gehören natürlich zu unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem und arbeiten nach deren Methode der optimalen Profitmaximierung.
Von daher wird man im harten Immobiliengeschäft auch kein soziales, gesellschaftliches, menschliches, oder verantwortliches Handeln erwarten können.
Bereits der römische Moralist Publius Syrus hat bereits 90-40 vor Christus gesagt:“Man kann keinen Gewinn machen, ohne einem anderen zu schaden.“
In unserem herrschenden kapitalistischen Gesellschaftssystem haben wir derzeit keine andere Auswahl oder Alternative und damit dürften die Verlierer bereits feststehen.
Die Rechnung zahlen im Endeffekt jedenfalls wir als Endverbraucher, denn der Besitzer wälzt seine Kosten auf die Mietfirmen ab und diese auf die Niedriglöhne und Preise.
Jedenfalls werden wir erleben wie seriös sich die neuen Eigentümer verhalten werden.
Wie dies bei der „Leipziger Publity AG“ aussieht, wollen wir uns mal etwas genauer anschauen.

GRÜNDUNGSGESCHICHTE der „LP-AG“:

Entstanden ist die „Leipziger Publity AG“ 1999 als Tochter der Landesbank Sachsen in enger Partnerschaft mit anderen Landesbanken.
Mit welchen Methoden auch Landesbanken arbeiten, haben wir ja bei dem Zusammenbruch der damaligen „WestLB“ gesehen, für die der Steuerzahler heute noch bezahlt.
Im Jahre 2004 konzentrierte sich das Unternehmen dann gemeinsam mit seinen Tochterunternehmen auf das Investmentgeschäft im Rahmen von angeschlagenen Projekten und notleidenden Immobilenfinanzierungen, die Banken oder andere Investoren abstoßen wollen.
Im Jahre 2008 wurde die vertragliche Grundlage gelegt, die eigene Tochtergesellschaft „Task Force Investor AG“ mit in die Publity AG zu verschmelzen.
Aus diesem Zusammenschluss resultierten dann die jeweils neu aufgemachten Fondgesellschaften, welche die Publity Finanzgruppe nun am Markt platziert.
Im ersten Halbjahr 2009 wurde dann der erste deutsche „NLP-Publikumsfonds“ aufgelegt mit dem Gesellschaftsnamen „Task Force NPL Fonds Nr. 1 Gmbh & Co. KG.“
Unter der Bezeichnung „NLP“ Non Performing Loans versteht man eine neue Klasse des „Asset Management“ wo es um Kreditforderung aus gescheiterten Immobilienfinanzierungen geht, die schwierig zu handhaben sind.
Diese heiklen Pleitefirmen greifen die NLP-Gesellschaften auf und betätigen sich bei diesem unseriösen Spiel als moderne Geldeintreiber und versucht aus dieser Not anderer Kapital zu schlagen.
Im Jahre 2010 wurde dann der zweite „Task Force NPL Fonds Nr. 2“ ins Leben gerufen.
Bis 2012 entstanden noch 3 weitere NPL-Fonds-Gesellschaften, die sich dann „Publity Performance Fonds Nr. 3 – 5“ nannten.
Im Jahre 2013 folgte dann von der „Publity Performance GmbH“ der „Publity Performance Fonds Nr. 6“ aufgelegt, zu dem unser Projekt Hansa Center in Bottrop zählt, worauf ich gleich noch etwas näher eingehen werde.
Im Herbst 2013 wurde dann der „Publity Performance Fonds Nr. 7 GmbH & Co. Geschlossene Investment KG“ eröffnet.
Allein schon dieser lange Name verheißt nichts Gutes und dem ist auch so.
Es war die erste „AIF-Kapitalverwaltungsgesellschaft“ die nach dem neuen Kapitalanlagegesetz (KAGB) die Arbeitserlaubnis von der „BaFin“ erhielt.
Unter „AIF“ versteht man die Zusammenarbeit und Kapitalnutzung von „Hedge Fonds“, „Private Equity Fonds“ und andere Immobilienfonds.
Und diese arbeiten gelinde gesagt mit den unlautersten und skrupellosesten Methoden in der Finanzwelt, angefangen von Leerverkäufen über Derivat-Geschäfte, Kurs- und Preisspekulationen, Zinswetten und unmoralische Termingeschäfte auf Rohstoffe und Lebensmittel.
Wie diese „Heuschreckenmethoden“ funktionieren, haben wir mit Nokia-Ableger erlebt, die alles Mögliche abkassierten und anschließend weiter zogen und nur verbrannte Erde hinterließen.
Auch der letzte Besitzer des Hans Zentrums, die „Redos Real Estate“ die mit ihrem Spekulationsobjekt gescheitert sind, gehörten ebenfalls zur Familie der „Hedges- und „Private Equity Fonds“.
Vor diesem AIF- „Publity Performance Fonds Nr. 6, 7 und auch Nr. 8 der nach dem gleichen Prinzip arbeitet, warnte sogar die Stiftung Warentest, dass sie nicht nur riskant und teuer sind, sondern setzte diese Anlageform, die auch „Publikums-AIF-Fonds“ genannt wird, auf die Finanztest-Warnliste.

GESCHÄFTSMETHODEN:

Damit wird besonders offensichtlich mit welchen zwielichtigen Geschäftspraktiken und unlauteren Methoden am Rande der Legalität bei der „Publity-Finanzgruppe“,gearbeitet wird, die mit ihrer Immobilienfondsgesellschaft „Leipziger Publity AG“ über ihre „Publity Performance GmbH“ das Projekt Hansa Center in Bottrop erworben hat, das nun zur Gruppe der „Publity Performance Fonds Nr. 6“ gehört.
Angeblich sollen ja 23 Mio. Euro investiert werden, da kann man nur hoffen, dass wir beim Spekulationsobjekt Hansa Center nicht gleich wieder vom Regen in die Traufe kommen.
Der Finanzinvestor „Publity“ der die 31.500 qm des Hansa Center als 563. Objekt erworben hat, spricht jedenfalls von besten Verwertungsbedingungen, wobei die 178 Stellplätze in der Tiefgarage eine zusätzliche aussichtsreiche Wertschöpfung darstellen und sich später noch gewinnbringender weiterverkaufen lässt.
Der Pressesprecher von „Publity“ sagte ja sinngemäß, man werde das gleiche Konzept verfolgen wie der Vorgänger „Redos Real Estate“, zwar an einigen Stellen modifizieren, aber ohne kompletten Neuansatz.
Wir erinnern uns, bereits im Jahre 2008 wurde das fast 30 Jahre alte „Hansa Zentrum“ von der „Redos Real Estate GmbH Hamburg“, zusammen mit dem Investor „Apollo Real Estate Advisor“ bei einer Zwangsversteigerung für günstige 13,5 Mio. Euro gekauft.
Dazu wurde extra eine eigene Objektgesellschaft gegründet, die sich zuerst „Apollo-Redos Development Fund Projekt Bottrop GmbH“ nannte und später in „HCB Project Development GmbH“ umbenannt wurde, die auch letztendlich die Insolvenz anmeldete.
Solche Projekte versprechen natürlich höchste Rendite, denn es wird zu Niedrigstpreisen aufzukaufen und mit mehrfachem Gewinn schnellstens wieder weiter zu veräußern.
Sie sind darauf fixiert, in Schwierigkeiten geratene Projekte und Gesellschaften zu kaufen.
Ein doppelt gutes Geschäft, vorausgesetzt es findet sich ein geeigneter Käufer, der den entsprechenden Preis bezahlt.

VERMÖGEN und FUNKTIONEN:

Nicht ohne Stolz verweist die „Leipziger Publity AG“ auf bereits 528 profitabel verkaufte Immobilien-Objekte in Deutschland, die sie im Schnitt 16 Monate gehalten haben und ein Gewinn von 27 % erwirtschaftet wurde.
Zurzeit verwalten sie ein Immobilienvermögen von ca. 2 Mrd. Euro, das bis Ende 2017 auf 5 Mrd. aufgestockt werden soll.
Das wirkliche Vermögen steckt also in den aufgekauften Objekten, die in den einzelnen Fond-Gesellschaften stecken.
Diese werden über die Tochtergesellschaft „Publity Performance GmbH“ unter der Geschäftsleitung von Frederik Mehlitz abgewickelt, der auch gleichzeitig mit im Vorstand der Muttergesellschaft „Leipziger Publity AG“ ist.
Vorstandsvorsitzender der „Leipziger Publity AG“ ist Thomas Olek, der noch nebenbei der Mehrheitsaktionär des Unternehmens ist und 51% (vorher 64%) des Aktienkapitals über seine Vermögensverwaltungsgesellschaft „Consus GmbH“ besitzt und kontrolliert.
Thomas Olek war es auch, der aus seinem Aktienvermögen 13 % veräußerte und eine umstrittene Kapitalerhöhung durchsetzte, um mit den Börsengang im April 2015 eine besseren Zugang zum Eigenkapitalmarkt zu erhalten.
Mit dieser trickreichen Neuordnung machte er gleichzeitig den Versuch, sich aus der unangenehmen Schusslinie des unseriösen „grauen Kapitalmarktes“ wenigstens etwas zu befreien.
Doch ob mit oder ohne AIF- und NLP-Geschäften, in der Praxis haben wir es weiterhin mit altem Wein in neuen Schläuchen zutun.
Die Publity AG als Mutterkonzern, die sich als Investor und Asset Manager bezeichnet, macht im Hintergrund eigentlich nur noch die Verwaltung der Bereiche und verdient zusätzlich gutes Geld mit Provisionen und Gebühren aus der Bewirtschaftung.
Dabei ist die sehr niedrige Eigenkapitalquote von 6 Mio. Euro etwas zwiespältig, denn das Geschäftsmodell der Leipziger Publity AG besteht darin, sich mit nur 3 % an den erworbenen Gewerbeimmobilien zu beteiligen, wohingegen 97 % von kapitalgebenden Fremdinvestoren stammt.
Das wahre Geschäft läuft also über die „Publity Performance GmbH“ mit ihren einzelnen Fondgesellschaften wo die Projekte finanziell gehandelt werden.
Hier haben wir es mal wieder mit einer typischen Verschachtelung von Gesellschaftsmodellen zutun, wie wir es auch bei dem meisten Großkonzernen vorfinden.
An der Spitze haben wir den Mutterkonzern „Leipziger Publity AG“ mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Olek und den weiteren Vorstandsmitgliedern Christoph Blacha und Frederik Mehlitz.
Diese Herrschaften finden wir dann in den Tochtergesellschaften wieder, nämlich in der „Publity Investor GmbH“, mit Christoph Blacha als Geschäftsführer und in der „Publity Performance GmbH“ mit Frederik Mehlitz als Geschäftsleiter.
Dieser verwaltet auch die Fond-Projekte, die als GmbH, KG, oder GmbH & Co. KG firmiert sind, damit man nach dem Gesellschafterrecht nur mit dem Geschäftsvermögen haften und nicht mit dem Privatvermögen.
Zum Konzern gehört auch noch die „Publity Emissionshaus GmbH“ und dann gibt es noch die 3 Joint-Venture-Partner in Luxemburg die unter der „PREOS“ Publity Real Estate Opportunity Sevice“ Tochtergesellschaft laufen und eine Wandelschuldverschreibung die von 30 Mio. auf 50 Mio. aufgestockt werden soll.

BOTTROPER SORGEN:

Also ein schönes nicht unbeträchtliches Imperium, das sich Publity da aufgebaut hat.
Daher freute man sich auch ganz besonders über die enorme Hilfsbereitschaft der Stadt Bottrop, wo der OB dem Käufer umfassende Unterstützung der Stadtverwaltung bei den Umbaumaßnahmen und bei organisatorischen Fragen zugesagt hat.
Da kann man nur hoffen, dass die Stadt Bottrop in ihrer Vorfreude nicht schon wieder Steuergelder verschwendet, ohne sich entsprechende Sicherheiten zu verschaffen.
Nach einer damaligen nicht bestätigten Meldung konnte man im Internet nachlesen, dass die Stadt Bottrop insgesamt ca. 2,3 Mio. Euro an wirtschaftsfördernder, finanzieller und materieller Unterstützung eingebracht habe.
Allerdings gibt es auch noch etliche alte Fragen und Ungereimtheiten zu den Vorgängern und dem Insolvenzverfahren, worüber die Bürger weiterhin im Unklaren gelassen werden.

Wie viel Geld gedenkt die Stadt Bottrop noch in das Projekt Hansa Center zu stecken und welche weitere Fördermittel und Steuererleichterungen sind noch im Spiel?
Wer war denn zuletzt der Eigentümer und für wie viel hat Publity das Projekt von wem gekauft?
Wo sind eigentlich die 50 Mio. Euro geblieben, welche die „Deutsche Hypothekenbank“ damals nach der Insolvenz gesperrt hatte?
Mit welchen Konditionen wurde hier eigentlich verhandelt und von welchen Gläubigern ist da eigentlich die Rede, dessen Geduld langsam zu Ende geht?
Was hat der Insolvenzverwalter für seine Tätigkeit erhalten, denn die sind ja nicht gerade als zimperlich bekannt?
Das alles sind interessante Fragen, über die uns die Zukunft mit Sicherheit Auskunft geben wird, hoffentlich sind das keine zu unerfreulichen Mitteilungen.

Autor:

Rolf Zydeck aus Bottrop

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