Freiheit Emscher live / Wildes Ruhrgebiet auf Emil-Emscher und Kohle im Hafen Coelln-Neuessen / Geschütztes Reservat für Vögel und Kröten / Kohleberge am Kanal

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Der "Revier-Dschungel" ruft und rund 60 Besucher folgen ihm am vergangenen Sonntag: Zu Fuß und gut behelmt geht es auf Erkundungsreise durch einen Teil des geplanten Industrie- und Gewerbegebiets Essen/Bottrop

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Von Dirk-R. Heuer

"Freiheit Emscher" nennen die Planer die fünf Areale der RAG-Bergbauflächen Emil-Emscher und Hafen Coelln-Neuessen auf Essener Gebiet und jenseits des Kanals Sturmshof, Wellheimer Mark und Prosper II.
Die Exkursion, zu der die beiden Städte und die RAG Montan Immobilien GmbH Bürger geladen haben, findet auf den Essener Arealen statt. Jeweils 40 Hektar sind die beiden Gebiete entlang der B224 groß. "Emil-Emscher" liegt seit Jahren brach, weil es weder eine Entwässerung noch eine tragfähige Verkehrserschließung gibt. Das werde sich ändern, sagt Markus Masuth, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien GmbH.
Doch zuvor stehe die Sanierung des Areals an, vor allem des ehemaligen Kokereigeländes. Dafür entsteht ein Umlagerungsbauwerk, in das die Bodenmassen eingelagert werden. Ein fünf Hektar großes Reservat nimmt später bedrohte Vogelarten wie den Flußregenpfeifer, die Heidelerche und Kiebitze auf. "Alle Arten sind untereinander verträglich", betont Masuth. Für die seltene Kreuzkröte stehen weitere Flächen zur Verfügung. Nach der Fertigstellung suchen Freiwillige das gesamte Areal nach ihnen ab und siedeln sie um. Der Zeitplan steht: 2019 steht die Baureifmachung für "Emil-Emscher" an. Ein Jahr später folgt die Erschließung und ab 2020 beginnt die Vermarktung. 2021 endet dann die Bergaufsicht. Die großen Berge für die nationale Kohlenreserve sind auch schon seit Jahren verschwunden - nichts erinnert noch an sie.
"Für Essen und Bottrop ist das eine historische Chance, stadtübergreifend neue Industrie- und Gewerbearbeitsplätze zu schaffen", sagt Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Flächen in dieser Größenordnung sind unserer Region nicht zu finden." Und weil beide Städte gut zusammenarbeiten, blockiere man sich nicht gegenseitig - auch das ein Novum in der Region. "Ich bin sehr optimistisch, Industrie 4.0 hier anzusiedeln. Aber das braucht Zeit - Gründlichkeit vor Schnelligkeit", lautet die Devise in Planungsstuben der beiden Verwaltungen. Bei der Frage nach der Verteilung des Erfolges - vor allem der späteren Gewerbesteuern - gäbe es durchaus interkommunale Modelle. "Über Geld werden wir uns nicht streiten", ist sich Kufen sicher.
Schwarz gefärbt erwartet das Kohlelager Hafen Coell Neuessen die Besucher. Noch bis Ende des Jahres lagern hier Kohlen. RAG-Mitarbeietr haben einen Schotterweg erstellt. Bei Nässe wären die gelben Sicherheitsgummistiefel tief in den Kohlematsch eingesunken - doch das Wetter meint es gut. Der helle Sonnenschein bietet einen guten Kontrast zu den schwarzen Kohlebergen. Mit dem Ende des deutschen Steinkohlebergbaues am Ende des Jahres wird in den Steinkohlenkraftwerken nur noch Importkohle verwendet.
Jenseits des Rhein-Herne-Kanals dreht sich das Windrad bereits für die elektrische Zukunft.
Nahe des Hafens und in Sichtweite der Kanalbrücke zwischen Bottrop und Essen sehen die Planer das Herzstück der künftigen Entwicklung: "Hier, am Lager Coelln und auf der gegenüberliegenden Seite Sturmshof (Bottrop) wird das zentrale Quartier entstehen", erläutert Klaus Müller, technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop, den Besuchern.
Auf beiden Seiten des Kanals sehen die Planer wissens- und technologiebasierte Gewerbearbeitsplätze. Die Hightech-Unternehmen in der neuen E-BOT-Mitte am Kanal könnten sich zur deutschen Antwort auf die Digitalisierungsschmieden in Kalifornien und Shanghai entwickeln. Gepaart mit touristischen Angeboten, Gastronomie und möglicherweise auch Werkswohnungen für die Nerds und Co direkt am Wasser und den nahe gelegenen Grüngürteln. Und auch die geplante Marina in Altenessen wäre nicht weit entfernt.
Das Kohlelager Sturmshof (20 Hektar) und Coelln gehen ab 2024/25 in die Vermarktung. Bis dahin müsste die Straßenverkehrsanbindung geregelt sein - inklusive der zusätzlichen Abfahrt "Lichtenhorst" an der A42 und der Lückenschluss der A52. Dafür sollten die Planer dann aber auch schleunigst die Landesregierung ins Boot holen. Ministerpräsident Armin Laschet kennt die Verkehrsproblematik im Bereich Freiheit Emscher noch nicht. "Ich gehe davon aus, dass die Kommunen uns rechtzeitig informieren", erklärt der Ministerpräsident am Montag auf Nachfrage während eines Termins in Essen Werden.

Autor:

Lokalkompass Bottrop aus Bottrop

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