Radschnellweg GLA-BOT-E: Staufrei durch's Revier

Das Rad als Alternative zum Auto: Gladbecks Stadtplaner Dr. Volker Kreuzer mit Martin Tönnes, Bereichsleiter Radfahrplanung beim Regionalverband Ruhrgebiet. Foto: Braczko
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  • Das Rad als Alternative zum Auto: Gladbecks Stadtplaner Dr. Volker Kreuzer mit Martin Tönnes, Bereichsleiter Radfahrplanung beim Regionalverband Ruhrgebiet. Foto: Braczko
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Nur 53 Minuten mit dem Rad von Gladbeck über Bottrop nach Essen? Das ist noch Zukunft, aber durchaus realistisch, denn die 17 Kilometer lange Strecke soll sich weitgehend frei machen von den bisherigen Wegen, das bedeutend, schnelles und zugleich entspanntes, durchgehendes Fahren ohne Ampeln und ohne „den Kampf gegen genervte Fußgänger und radwegzuparkende Autofahrer“. Den Planern der Machbarkeitsstudie geht es vor allem um die Berufspendler, die in Zeiten von Pedelecs keine überflüssige Zeit mehr in Autostaus verbringen wollen.

Die Zweiradtechnik hat sich durch die starke Verbreitung von E-Bikes (elektrisch angetriebene Räder) und Pedelecs (Fahrräder mit elektrischer Pedalunterstützung) sehr positiv weiter entwickelt. Durchschnitts-Geschwindigkeiten von ca. 22 Kilometern pro Stunde sind mittlerweile normal. Das bedeutet eine starke und ökologisch empfehlenswerte Konkurrenz zur teuren und unsportlichen Autobewegung.

Vor diesem Hintergrund ist die Planung der neuen Strecke als Teil des Radverkehrsplans „mittleres Ruhrgebiet“ gedacht. Der Start in Gladbeck beginnt an der Talstraße in Schultendorf, erstreckt sich dann über die ehemalige BuH-Eisenbahntrasse zur Bottroper Straße. Dort, in der Nähe der Elisabeth-Kirche -Platz für den vier Meter breiten Radweg wäre dort reichlich vorhanden - geht es zur Bottroper Stadtgrenze. In Gladbeck sieht das alles sehr positiv und relativ leicht lösbar aus, denn nach dem Abbau der Bahnschwellen gab es sofort Überlegungen, diese ehemalige Kohlentransportstrecke für den Radverkehr schnell zu nutzen.

Allerdings müssen noch die politisch Verantwortlichen zustimmen. Wärend die Umsetzung in Gladbeck wenige Probleme macht, könnte es vor allem in Bottrop schwierig werden. Hier ist nämlich laut Plan ein Komplettumbau der Bottroper Straße notwendig. Das dürfte die Radfahrer freuen, denn in Bottrop fehlte bisher die „richtige Detailarbeit“: Schlecht abgesenkte Bordsteine auf der Gladbecker Straße und deutlich nachteilige Ampelschaltungen zum Nachteil der Zweiradler könnten dann der Vergangenheit angehören.

In Essen läuft der geplante Radweg entlang der Berne und zusätzlich auf einer ehemaligen Bahntrasse (Kruppsche Ringbahn), das ist besonders für Freizeit-Radfahrer attraktiv.

Gladbecker Radfahrer werden trotz der alternativen Aussichten den Wegfall der direkten und schnellsten Verbindung bedauern, denn diese Strecke geht immer noch entlang der B224. Nach der Planung einer dritten Autobahn durch Gladbeck, also der Umwandlung der Bundesstraße zur A52, könnte der teilweise landschaftlich schöne Radweg nach Essen endgültig unter Beton und Asphalt begraben werden. Beim Bau des kleinen Autobahnkreuzes in Butendorf vor ca. 20 Jahren machten die Planer dann auch „zuerst den Radweg platt“. Eine Durchfahrt von Brauck bis nach Wittringen fiel damit weg. Die Radfahrer müssen heute den Umweg über die Phönixstraße nehmen, um wieder auf den Neben-Radweg der B224 zu gelangen. Diese direkte Strecke nach Essen führt weiter zum Rhein-Herne-Kanal. Danach ist Vorsicht angesagt, gilt die Hafenstraße in Essen doch als „extrem radfahrfeindlich“. Erst nach dem Passieren des Rot-Weiß-Stadions beginnt wieder ein guter Radweg (Bottroper-/Segerothstraße), der bis zur Uni und Innenstadt reicht. Dort ist es dann auch möglich, den Verteiler in Richtung Mülheim zu nehmen, ebenfalls eine alte Bahntrasse als Radfahr-Vorzeigeprojekt.

Verwirklichung schon 2020?

Eine Frage bei der Pressekonferenz im RVR-Gebäude am vergangenen Dienstag ging auch in die Richtung, ob sich nach dem politischen Wechsel in der Landesregierung der Ausbau von durchgehenden Radwegen weiter voran treiben lässt. Vor allem die FDP argumentierte im Landtag entschieden dagegen. Die RVR-Vertreter versicherten hingegen, die Planung stünde, also könnte 2020 der Traum der Radfahrer Realität werden.

Gladbecks Stadtplaner Dr. Volker Kreuzer, bei der Vorstellung in Essen dabei, freut sich über die neue Drei-Städte-Trasse, denn Gladbeck habe in der Gestaltung von Radwegen „eine gute Tradition“. Der geplante Radschnellweg wäre auch besonders attraktiv für die Berufspendler.

Das Gladbecker Teilstück soll 39 Millionen Euro kosten, also jeder Kilometer ca. 2,3 Millionen, ein Klacks gegen den Autobahnbau, denn da kostet ein Kilometer mindestens das Zehnfache. Für den Preis ist dringend anzuraten, die kritikwürdige Beschilderung der Radwege zu verbessern. Immerhin ist auch eine Wegebeleuchtung im Preis enthalten.

Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) sieht die Planung des neuen Radwegs als einen Gewinn für die Zweiradler, der Großteil der Strecke auf autofreien Wegen ist hervorragend. Dr. Vera Bücker als ADFC-Sprecherin sieht aber den Verlauf in Bottrop über die Gladbecker Straße kritisch, dadurch werden die Radfahrer gesundheitsgefährdenden Einflüssen (Lärm und Abgase) ausgesetzt. Eine Wegeführung über die Hafenbahntrasse wäre ihrer Ansicht nach vorteilhafter.

(Text: Peter Braczko)

Das Rad als Alternative zum Auto: Gladbecks Stadtplaner Dr. Volker Kreuzer mit Martin Tönnes, Bereichsleiter Radfahrplanung beim Regionalverband Ruhrgebiet. Foto: Braczko
Durch die kreuzungsarme Streckenführung soll der Radweg eine Alternative zur ewig verstopften B224 bieten. Foto: Archiv
Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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