Sturm "Ela" hat das Gesicht der Stadt verändert

5Bilder

Der Sturm „Ela“, der am Pfingstmontag über NRW hinweg zog, hat in Bottrop verheerende Schäden angerichtet. Das Ausmaß wird langsam sichtbar, aber eines steht jetzt schon fest: Das Gesicht der Stadt hat sich verändert.

In der Sturmnacht liefen die Telefone der Verantwortlichen heiß. „Wir haben beraten, ob wir einen Krisenstab einberufen“, sagt Dezernent Paul Ketzer. „Es stand die Frage im Raum, ob wir Welheim komplett evakuieren müssen“, ergänzt der Leiter der Feuerwehr, Kim Heimann.

Die Bewohner der Gartenstadt Welheim erkannten am Tag eins nach „Ela“ ihren Stadtteil nicht wieder. Bäume, die schon seit vielen Jahrzehnten allen Unwettern getrotzt hatten, lagen auf Dächern und Autos, blockierten die Straßen, einfach umgeknickt wie Streichhölzer. Noch bis Ende Juni wird die Gartenstadt gesperrt bleiben, nur Anwohner dürfen hinein und hinaus. Die schlimmsten Gefahrenstellen sind zwar beseitigt, aber noch immer sind die Einsatzkräfte mit schwerem Gerät unterwegs. „Wir wollen deshalb einfach soviel Verkehr aus den Straßen heraus halten wie möglich“, so Ketzer.

Verheerend getroffen wurde auch der Stadtgarten, die Aufräumarbeiten dort werden noch Wochen dauern. „Bei einigen Bäumen wurden die Kronen komplett herausgedreht, andere sind samt der Wurzel umgestürzt“, beschreibt der Leiter des Umweltamtes, Stefan Beckmann, die Verwüstungen. An manchen Stellen haben die Wurzelballen gleich das gesamte Erdreich hochgerissen. Gesperrt ist auch der Spielplatz am Stadtgarten. „An ein Betreten ist gar nicht zu denken“, sagt Kai-Uwe Dahm vom Grünflächenamt.

Rund 350 Bäume sind bereits gefällt oder müssen noch gefällt werden, weil sie so stark beschädigt sind. „In Welheim werden wir ganze Straßen ohne Bäume haben“, bereitet Stefan Beckmann die Bottroper schon jetzt vor. „Die Gartenstadt wird ihr Gesicht verändern.“ Auf die Bewohner der Gartenstadt Welheim wird vermutlich noch ein Schrecken zukommen: „Es macht kaum Sinn, einzelne große Bäume stehen zu lassen“, kündigt Beckmann an. Also werden wohl auch die Exemplare, die „Ela“ überstanden haben, fallen, um einer einheitlichen Neupflanzung Platz zu machen.

Doch dieses Thema wird die Verwaltung so schnell nicht beschäftigen. Im Moment konzentriert man sich auf die Sicherung von Gefahrenbereichen, doch die Fachleute haben mit Sicherheit noch nicht alle beschädigten Äste entdeckt. „Ich habe schon jetzt etwas Angst vor dem nächsten Gewitter“, gibt Kai-Uwe Dahm zu, „dann wird vermutlich noch einiges herunter kommen.“

Städtische Gebäude sind wie durch ein Wunder kaum beschädigt worden. Das Dach des Spielraums ist ramponiert, am Kulturzentrum sind einige Dachziegel herunter gefallen. Einzig das Torbogenhaus am Stadtgarten hat es böse erwischt - die Statik ist jedoch zum Glück nicht beeinträchtigt. „Der Unterricht kann in allen Schulen stattfinden, auch die OGS und die Kitas sind zugänglich“, sagt Paul Ketzer. Der Dezernent appeliert nochmals eindringlich an die Vernunft der Bottroper: „Absperrungen beachten und Motorsägen zuhause lassen, es kann Lebensgefahr bestehen.“

Ein Desaster hat der Sturm auch in der Stadtkasse hinterlassen. Schon jetzt beziffert Kämmerer Willi Loeven die Kosten auf über 4,2 Millionen Euro. In der Bilanz sind noch nicht die nicht unerheblichen Personalkosten für haupt- und nebenamtliche Kräfte von Feuerwehr, Ordnungsdiensten, Tiefbau und des Fachbereiches Umwelt und Grün berücksichtigt. Diese Summe wird derzeit noch ermittelt. Ohne Unterstützung des Landes wird Bottrop nicht in der Lage sein, diese Kosten zu stemmen. „Diese Hilfe brauchen wir jetzt dringend“, sagt Loeven. Am Freitag war Oberbürgermeister Bernd Tischler mit seinen Kollegen der anderen betroffenen Städte in Düsseldorf, um mit Innenminister Jäger über mögliche Unterstützung zu beraten.

KOSTEN

Aufwendungen für Fremdarbeiten/Anmietungen (etwa für Baumkletterer, Hubsteiger, Bagger, Kräne, Fräsen) 280.000 Euro.

Entsorgung 95.000 Euro.

Wertverlust (circa 550 Bäume an Straßen und in Grünanlagen) 75.000 Euro.

Voraussichtliche Kosten zur Beseitigung von Straßenschäden 275.000 Euro.

Neuanpflanzung (350 Bäume an Straßen, 200 in Parks) 840.000 Euro.

Unterhaltungs- und Erziehungspflege (gerechnet auf 25 Jahre) 2.690.000 Euro.

Gesamt: 4.255.000 Euro.

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.