Mein Hobby: Zeitrafferfotografie

2011 packte mich die Faszination Zeitraffer, als ein Freund mit einem Camcorder einen Zeitraffer vom Fenster aus aufgenommen und auf youtube.de veröffentlicht hat. Schnell war ein Camcorder angeschafft und ich habe mich immer tiefer mit der Materie beschäftigt. Aus dem Camcorder wurde eine Spiegelreflexkamera, aus dem Hobby ein erstes Projekt und aus einer Wettbewerb-Teilnahme mein erster Film…

Was sind Zeitraffer?

Zeitraffer sind Videos, die Abläufe beschleunigt darstellen. Sie haben sicherlich schon einige Zeitraffer gesehen, z.B. Wolken die am Himmel rasen, Essen verrottet in wenigen Augenblicken oder die Sonne geht in ein paar Sekunden auf.

Sie werden immer populärer, in Werbung, Nachrichten, Filmen und Serien sieht man die kurzen Filmschnipsel immer wieder.

Wie erstellt man denn einen Zeitraffer?

Ganz simpel kann man eine Szene filmen (z.B. mit einem Camcorder) und einfach schneller abspielen. Auch damit sind tolle Ergebnisse möglich, allerdings hat dieses Verfahren Nachteile, insbesondere was die Nachbearbeitung angeht. Professionelle Zeitraffer werden immer häufiger nach dem Daumenkino-Prinzip mit einer Fotokamera aufgenommen. In einem fest definierten Zeitintervall werden Fotos aufgenommen und später aneinander gereiht, fertig ist ein kleiner Film. Hier begann für mich eine enorme Herausforderung, da ich mich auch mit dem Thema Fotografie auseinander setzen musste und lernen durfte, dass fotografieren sehr anspruchsvoll ist.

Die grundlegende Einstellung für Zeitraffer ist das Zeitintervall zwischen den aufgenommenen Fotos, welches sich selber nach dem Motiv richtet. Je schneller das Motiv, je geringer sollte das Intervall sein und umgekehrt. Zum Beispiel ziehen Wolken im Regelfall recht langsam am Himmel, dann macht ein Intervall von z.B. 10 Sekunden Sinn. Will ich allerdings einen Zeitraffer erstellen, wo z.B. Menschen vorbei laufen, dann sollte das Intervall möglichst klein sein, damit die Menschen am Ende nicht einfach kurz aufflackernde Punkte im Film sind.

Von 0 auf 300 in nur 10 Sekunden?

Für eine Filmszene von 10 Sekunden werden im idealen Fall 300 Fotos benötigt. Denken wir zurück an die Szene mit den Wolken und dem Intervall von 10 Sekunden, dann dauert alleine die Aufnahme schon 50 Minuten für 10 Sekunden fertigen Film. Je nachdem was ich ablichten will und wie lange der Filmschnipsel werden soll, kann die Aufnahme einer Szene mehrere Stunden andauern. Die Bearbeitung und das sogenannte rendern (Verarbeitung zu einem fertigen Video) am Computer sind nicht minder aufwendig und verschlingen teilweise mehr Zeit als die reine Aufnahme.

Jetzt wird es erst richtig schwer!

Kniffelig wird es dann bei sich verändernden Lichtsituationen, wie z.B. einen Sonnenuntergang (der sogenannte heilige Gral der Zeitrafferfotografie). Ich muss an der Kamera permanent nachregeln, damit ich am Ende nicht ein falsch belichtetes Bild habe. Diese Fotos müssen dann bearbeitet und angeglichen werden. Ärgerlich wird es, wenn sich ein kleiner Fehler bei der Aufnahme einschleicht. So etwas fällt mir oft erst bei der Bearbeitung auf und ruiniert ggf. die komplette Szene. Das ist immer sehr bitter wegen dem Aufwand bei der Aufnahme. Ich selber lerne gerade hier nicht aus und genau das macht auch so Spaß an diesem Hobby, ich kann mich immer weiter entwickeln und stoße auf immer neue Herausforderungen…

Die Wette mit der Zeit…

Trotz bester Vorbereitung ist jeder Zeitraffer eine Physik für sich, beginnend mit einer Wette die der Fotograf eingeht, wie sich z.B. das Wetter entwickelt, das abzulichtende Objekt bewegt oder die gewählten Einstellungen passen. Es gab schon so manchen Abend, wo ich tolle Sonnenuntergänge gesehen habe und dachte „hätte ich das mal eher gewusst“...

Vor anderen Fremdeinflüssen ist man ebenso nicht geschützt. Häufig scheitert es an ein wenig Rücksicht durch die Mitmenschen. Viele Menschen zeigen aber auch Interesse an der Arbeit. Spannend und amüsant war es für mich, als ich auf einer Autobahnbrücke angesprochen wurde, ob ich Geschwindigkeitskontrollen durchführen würde. Aber ich habe mich auch schon wie in einem Horrorfilm gefühlt, jedes Shooting hat seinen eigenen Charme.

Jetzt mit Bewegung…

Eine weitere Facette ist der bewegte Zeitraffer. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten, z.B. über eine motorisierte Schiene und Roboterkopf, oder zu Fuß (Hyperlapse). Beim Hyperlapse wird die Kamera von Foto zu Foto einen Schritt weiter bewegt, neu ausgerichtet und die Bewegung am Ende am Computer angeglichen. Mit beiden Verfahren erhalten die aufgenommene Szene mehr Dynamik und Motive können besser in Szene gesetzt werden. Beide Methoden sind zumindest für mein aktuelles Equipment mit zusätzlichen Kosten verbunden, so dass ich mich bislang auf die in sich schon komplexe Zeitrafferfotografie beschränke.

Mein Film…

Zu Beginn habe ich ein Projekt und ein Wettbewerb erwähnt. Das Projekt sei nur beiläufig erwähnt, da es aus Zeitmangel noch im frühen Entwicklungsstadium ist.

Der Zeitraffer-Wettbewerb mit dem Motto „Kontraste“ ist dagegen abgeschlossen und verhalf mir zu meinem ersten Film. Vorher habe ich nur kleine Videoschnipsel erstellt und die Filme hatten keine Aussage. Das sollte nun anders werden!
Der Film sollte einen Sinn ergeben und nicht nur Kontraste zeigen. Nach einiger Überlegung hatte ich ein Thema, eine Art Drehbuch und erste Locations für mich erschlossen. Da ich nur drei Monate Zeit hatte und satte 90 Sekunden füllen durfte, wurde ich tatsächlich auch erst einen Tag vor Einsendeschluss mit Mühe und Not fertig. Vieles ging einfach schief, die eine oder andere Aufnahme hätte ich gerne wiederholt. Am Ende bin ich allerdings sehr zufrieden mit dem Film und konnte mich auf Platz 5 durchsetzen. Ich würde mich freuen, wenn Sie die Zeit dazu finden den Film anzuschauen, dann aber mit der Bitte den Sound einzuschalten und den Film in bestmöglicher Qualität zu schauen:

Autor:

Olaf Splitt aus Oberhausen

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