Feuerwehr rät von Polystyrol ab: Dämmstoff steht nach Brand in London in der Kritik

Auch in Deutschland geraten mit Polystyol gedämmte Fassaden immer wieder in Brand. | Foto: Daniel Magalski
  • Auch in Deutschland geraten mit Polystyol gedämmte Fassaden immer wieder in Brand.
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Nach dem verheerenden Brand in einem Londoner Hochhaus in der vergangenen Woche wird in Deutschland über Polystyrol als Dämmmaterial für Hausfassaden diskutiert. Bei der Feuerwehr Castrop-Rauxel sieht man die Verwendung des Dämmstoffs kritisch. „Warum sollte ich meine Fassade mit brennbarem Material versehen?“, fragt Alexander Gröne vom Vorbeugenden Brandschutz.

Trotzdem ist das Material bei Hausbesitzern beliebt. Laut Angaben der Dämmstoffindustrie (Stand 2013) liegt der Marktanteil des Wärmedämmverbundsystems aus Polystyrol in Deutschland bei 80 Prozent. „Grund dafür ist, dass Polystyrol gegenüber anderen Dämmmaterialien vergleichsweise preiswert ist und sich einfacher verarbeiten lässt“, erklärt Corinna Kodim, Referentin Energie, Umwelt, Technik beim Eigentümerverband Haus & Grund.
Gleichzeitig kann der Dämmstoff aber zu einer Gefahr werden. Gröne weiß, dass schon bei einigen Bränden in Castrop-Rauxel die Fassade betroffen war. „Wenn der Pkw oder der Müllcontainer vorm Haus brennen und die Energie hoch genug ist, schmilzt das Polystyrol, und wenn es Risse gibt, kann es sich entzünden“, erläutert er. Etwa einmal pro Jahr käme dies in Castrop-Rauxel vor, aber bisher seien keine Menschen verletzt worden.

Kein Polystyrol bei Hochhäusern

24 Geschosse hoch war das Haus in London. Solch hohe Wohngebäude gibt es in Castrop-Rauxel nicht. Zu den höchsten zählten das Haus an der Ecke Dortmunder/Frohlinder Straße mit neun sowie das Wohnhaus am Schophof 10 mit acht Geschossen, weiß Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi.
Doch auch wenn es höhere Gebäude gäbe, ist sich Gröne sicher, dass solch ein Brand wie in London in Castrop-Rauxel nicht passieren würde. Denn Hochhäuser, das sind Gebäude ab einer Höhe von 23 Metern, dürften nicht mit Polystyrol gedämmt werden, sondern stattdessen müsse die Dämmung aus Stein- oder Glaswolle sein.
Auch bei niedrigeren Häusern gebe es Regelungen, wie das Dämmsystem auszusehen habe. Da sei Polystyrol zwar erlaubt, „aber in jeder zweiten Etage muss ein breiter Streifen aus Glas- oder Steinwolle dazwischen sein“, erklärt Gröne.

Brände durch Polystyrol

Dass mit Polystyrol gedämmte Fassaden trotzdem auch in Deutschland immer wieder in Brand geraten, zeigt eine Liste, die unter anderem im Auftrag des Deutschen Feuerwehrverbands zusammengestellt wurde. Allein für das Jahr 2016 finden sich darin 17 Brände.
Aus Brandschutzgründen rät Haus & Grund daher generell vom Einsatz von Polystyrol ab. „Als alternativer Dämmstoff kann zum Beispiel Mineralwolle verwendet werden“, so Corinna Kodim.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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