Als der Pfarrer noch im Wasserschloss wohnte

1916: Gruppenbild der Konfirmanden mit Pfarrer Erich Hoyer vor dem Haus Ickern. Foto: privat | Foto: privat
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  • 1916: Gruppenbild der Konfirmanden mit Pfarrer Erich Hoyer vor dem Haus Ickern. Foto: privat
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Ihr 100-jähriges Bestehen feiert die Evangelische Kirchengemeinde Ickern (ab 2003 Ickern-Henrichenburg) in den kommenden Tagen. Seit ihrer Gründung kann die Gemeinde auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken.

Bis 1913 gehörte Ickern politisch wie kirchlich zu Mengede. Durch den florierenden Bergbau wuchs die Bevölkerung jedoch so stark an, dass beschlossen wurde, Ickern aus der Gemeinde Mengede auszupfarren. Erster Pfarrer wurde Erich Hoyer. Er wohnte im Haus Ickern, „einem Wasserschloss, das im August 1944 zerstört wurde“, berichtet der frühere Gemeindepfarrer Werner Schneider, der anlässlich des Jubiläums eine Festschrift verfasste.
1911 war an der Kirchstraße bereits das alte Lutherhaus errichtet worden, „eine Art Notkirche, ein großer Saal als Provisorium für Gottesdienste“, so Schneider. „Frauenhilfe und Männerverein trafen sich aus Mangel an Räumlichkeiten in Gaststätten.“
Die ersten 30 Jahre brachten etliche Krisen für die neue Gemeinde mit sich. Vom Ersten Weltkrieg über Unruhen zwischen linken und rechten Gruppen – „Ickern war als das ,rote Ickern‘ verschrien. Da kam es auch mal zur Zechenbesetzung“, so Schneider – bis zur Nazizeit. „Die ,Deutschen Christen‘ hatten in Ickern aber nicht so den Einfluss. Ihre Gottesdienste waren mager besucht, die der ,Bekennenden Kirche‘ dagegen rappelvoll“, weiß der frühere Gemeindepfarrer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte 1953 die Einweihung der Christuskirche sowie 1958 die des Stephanushauses, eines Mehrzweckgebäudes mit Gottesdienstsaal und Gemeinderäumen. Ende der 1960er Jahre wurde das neue Lutherhaus eröffnet. Das alte Lutherhaus diente seit den 50er Jahren nicht mehr als Gottesdienststätte, „aber einen Abriss hat niemand übers Herz gebracht“, so Schneider. Stattdessen wurde es Firmen als Lager zur Verfügung gestellt und erst 2004 abgerissen.
Auch das Gemeindeleben blühte nach Kriegsende wieder auf. „Die Frauenhilfe war so groß, dass man für Ausflüge acht oder neun Busse brauchte“, erzählt Schneider.
Er selbst kam 1971 als Vikar nach Ickern, wurde 1975 als Pfarrer eingeführt und blieb der Gemeinde bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2006 treu. „Es war ein schönes Arbeiten in Ickern“, blickt er zurück.
Der Niedergang des Bergbaus hinterließ ab den 1970ern auch in Ickern Spuren. Mit der Schließung der Zechen Victor III/IV und Ickern I/II schrumpfte die Zahl der Gemeindeglieder. Finanzielle Folgen blieben langfristig nicht aus. Deshalb fusionierte die Ickerner Gemeinde 2003 mit der Gemeinde Henrichenburg, und 2009 wurde das Stephanushaus geschlossen und zum Kindergarten umgebaut.

Programm der Festwoche

- Sonntag (30. Juni), 10 Uhr, Christuskirche, Ickerner Straße 51: Festgottesdienst mit Superintendent Reiner Rimkus; im Anschluss Sommerfest auf dem Kirchplatz mit Hüpfburg, Menschenkicker, Puppentheater sowie einem bunten Programm der Gemeindegruppen und Kindergärten
- Dienstag (2. Juli), 19 Uhr, Lutherhaus, Friedhofstraße 2a: „100 Jahre Kirchengemeinde in Ickern: der Geschichtsabend“
- Mittwoch (3. Juli), 19 Uhr, Lutherhaus: „Die Partnerschaftsarbeit mit dem Kirchenkreis Bukavu / Kongo – Infoabend“
- Freitag (5. Juli), 19 Uhr, Lutherhaus: „Offener Abend“ mit der Band Secret E
- Samstag (6. Juli), 19 Uhr, Lutherhaus: „Großes Jugendmeeting“ mit der Band BBlessed
- Sonntag (7. Juli), 11 Uhr Christuskirche: Familiengottesdienst mit Kinderkirche

1916: Gruppenbild der Konfirmanden mit Pfarrer Erich Hoyer vor dem Haus Ickern. Foto: privat | Foto: privat
Die Christuskirche im Jahr 1957. Foto: Stadtarchiv Castrop-Rauxel | Foto: Stadtarchiv Castrop-Rauxel
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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