Lichtsignal zum Aufzeigen: Zwei BKCR-Schüler berichten über schulische Inklusion

Um sich im BKCR bewegen zu können, nutzen Lars Dyringer (l.) und Fabian Köhler den Aufzug, mit dem aber nur das sanierte Hauptgebäude ausgestattet ist. | Foto: Thiele
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Wie gut funktioniert die Inklusion an den Schulen? Das können inklusive Schüler am besten beurteilen, zum Beispiel Lars Dyringer (20) und Fabian Köhler (18). Beide sind Rollstuhlfahrer und besuchen seit einem Jahr das Berufskolleg (BKCR), um ihre Fachhochschulreife zu machen.

„Am Anfang gab es Probleme, weil die Tische zu niedrig waren, aber dann wurden höhenverstellbare angeschafft“, erzählt Fabian über den Start dort. Auch für Lars gab es Hilfe. Damit er schneller schreiben kann, erhielt er für sein Laptop ein Spracherkennungsprogramm. „Ich habe schon eine Deutscharbeit damit geschrieben. Das hat gut geklappt“, ist er zufrieden. Die Kosten für das Programm hat die Krankenkasse übernommen. „Zukünftig wären wir selbst gern damit ausgestattet, aber dafür fehlt das Geld“, erklärt Sonderpädagogin Melanie Vieth, die sich um die Förderpläne und die Hilfsmittelversorgung der inklusiven Schüler kümmert.
Zurzeit wird überlegt, wie Lars, der seine Arme nur eingeschränkt bewegen kann, geholfen werden kann, im Unterricht aufzuzeigen. Das übernimmt bisher sein Integrationshelfer Silvan Schröder. In der Überlegung ist ein Lichtsignal. „Das wäre besser, dann wäre ich selbstständiger“, sagt Lars.

Aufzug im Hauptgebäude

Um sich im BKCR bewegen zu können, nutzen er und Fabian den Aufzug, mit dem aber nur das sanierte Hauptgebäude ausgestattet ist. „Der Stundenplan wird so angepasst, dass Kurse nur dort stattfinden“, so Vieth. Die beiden Schüler haben für den Aufzug einen Schlüssel – genauso wie für die Behindertentoilette. Deren Tür bereitet Fabian jedoch Probleme. „Von innen geht sie gut auf, aber von außen ist es schwer“, erzählt er. „Es wäre schön, wenn ich den Schlüssel einfach nur dran halten könnte, damit sie aufgeht.“

Bald auch Sportunterricht

Vom Sport sind Fabian und Lars befreit, aber das soll sich ändern. Nach einem Projekttag, an dem sie mit ihren Mitschülern Wheel Soccer und Rollstuhlbasketball gespielt haben, plant Vieth, dass Lars und Fabian im kommenden Schuljahr jede zweite Woche am Unterricht teilnehmen. „Bisher hatten wir nicht die Lehrerkapazitäten dafür“, erläutert sie. Lars, der Rollstuhlhockey in der ersten Bundesliga spielt, freut sich, bald auch beim Sport mitmachen zu können.
Lars und Fabian fühlen sich wohl am BKCR, bedauern aber, dass es zu wenig Schulen gebe, die barrierefrei seien. Bei ihrem Schulweg würden sie sich unkomplizierte Hilfe wünschen. Beide sind auf einen Fahrdienst angewiesen, dessen Kostenerstattung in einem umständlichen Procedere beantragt werden muss.

S-Bahn und Hallenbad

„Mich würde das total einschränken“, gesteht Silvan. Es sei auch schwierig, einfach mal irgendwo mit Lars ein Bier zu trinken, „weil nicht gewährleistet ist, dass man mit dem Rollstuhl in eine S-Bahn reinkommt und ein Platz frei ist“, schildert der Integrationshelfer ein weiteres Transportproblem.
Beim Thema Ausgehen erinnert sich Lars an das mittlerweile geschlossene Kino „Die Kurbel“. Das sei wegen der Treppenstufen für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich gewesen. Anders sieht es beim Hallenbad an der Bahnhofstraße aus. „Da komme ich mit meinem Rollstuhl gut rein und raus“, sagt Fabian über die Barrierefreiheit in Castrop-Rauxel.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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