Schillerschule unterrichtet seit mehr als 20 Jahren Flüchtlingskinder

Hubert Fahrland-Klar. | Foto: Schillerschule
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„Man hat das Gefühl, dass sie in eine ganz andere Welt geworfen wurden“, sagt Hubert Fahrland-Klar über die jugendlichen Flüchtlinge aus Syrien, die er in den vergangenen Jahren in der Auffangklasse an der Schillerschule unterrichtet hat. „Man muss viel Geduld mitbringen und ihnen Raum geben.“

Dies sei aber keine neue Situation, erläutert der Pädagoge, der jetzt in den Ruhestand ging. Auch die Jugendlichen aus Ex-Jugoslawien, die er vor mehr als 20 Jahren unterrichtete, seien zum Teil traumatisiert gewesen. „Wenn da Schüler aus Tuzla saßen, hat man sich schon gefragt, was sie wohl alles miterlebt haben.“
Als der Balkankrieg tobte, wurde im Schuljahr 1992/93 an der Schillerschule die erste Auffangklasse für Flüchtlingskinder eingerichtet. Damals übernahm Hubert Fahrland-Klar den Unterricht und hat ihn bis zu seiner Pensionierung fortgeführt.
„Ich habe mit acht Schülern angefangen“, erinnert sich der 64-Jährige. Die Anzahl habe sich in den folgenden Jahren wellenartig verändert. „Zwischendurch waren es zwölf, dann 15, dann 25.“ Der absolute Höhepunkt sei etwa 1996 gewesen, als nicht nur Flüchtlinge aus dem Balkan nach Cas­trop-Rauxel kamen, sondern auch Aussiedler aus den GUS-Staaten. „Da hatten wir 40 Schüler und haben dann eine zweite Auffangklasse aufgemacht.“
Auch zurzeit sind es zwei Klassen. „Ich hatte eine mit elf Schülern, in der anderen sind etwa 15.“ Insgesamt brachte Hubert Fahrland-Klar Kindern und Jugendlichen aus 45 Herkunftsländern die deutsche Sprache bei.
Darin besteht der Unterrichtsschwerpunkt in der Auffangklasse. „Aber ich habe auch Mathematik, Musik, Erdkunde und Geschichte unterrichtet“, erzählt Fahrland-Klar, dessen eigentliche Fächer Deutsch und Arbeitslehre Wirtschaft waren. Auch Sport und Kunst stehen auf dem Stundenplan, der extra für die Schüler der Auffangklasse zusammengestellt wird.
Disziplin- oder Motivationsprobleme musste der Pädagoge nur selten beklagen. „Die Schüler wollten Deutsch lernen und haben viel Leistungsbereitschaft mitgebracht.“
Nichtsdestotrotz konnte der Unterricht „manchmal sehr, sehr mühsam“ sein, so der 64-Jährige. Denn unter den Jugendlichen herrsche „eine sehr große Heterogenität, was Alter, Sprache und Bildung angeht“. Schüler im Alter von etwa zehn bis 16 Jahren sitzen gemeinsam in einer Klasse. Viele von ihnen können die deutsche Sprache nicht, manche beherrschen auch das lateinische Alphabet nicht. Da gilt es, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. „Es ist ein gehöriger Anteil an Improvisation und Flexibilität nötig“, so Fahrland-Klar.
Als Herausforderung hat der Lehrer es betrachtet, als er vor mehr als 20 Jahren die erste Auffangklasse übernahm. Die Bestätigung, „weil man die Fortschritte sieht, wenn jemand sich nach einem halben Jahr verständigen kann“, hat ihm den Antrieb gegeben, bis zur Pensionierung weiterzumachen.
In der Regel besuchen die Jugendlichen die Auffangklasse ein Jahr lang. „Danach gehen sie zum überwiegenden Teil weiter zur Schillerschule und besuchen die Regelklasse.“ Viele hätten dort den Hauptschulabschluss oder die Fachoberschulreife gemacht. Manche seien auch zur Realschule gewechselt. „Und in den mehr als 20 Jahren konnte ich zwei Schülerinnen – zwei Mädchen aus China – zum Gymnasium schicken“, blickt Hubert Fahrland-Klar zufrieden zurück.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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