Zusammenleben fördern: Islamische Gemeinden möchten einen islamischen Kindergarten gründen

Sie möchten gemeinsam einen islamischen Kindergarten eröffnen (v.l.): Hazim Sadikovic, Jusuf Mehmedovic, Said Avdic und Imam Nedzad Becic von der Bosnischen Gemeinde, Osman Göcer vom Internationalen Ruhr Akademikerbund (IRAB), Imam Akgül Cima und Bedatdin Canibek von der Gemeinde Milli Görüs, Resul Sari und Panagiotis Kotanidis (IRAB) sowie die Marokkanische Gemeinde, deren Vertreter beim Pressetermin verhindert waren.
  • Sie möchten gemeinsam einen islamischen Kindergarten eröffnen (v.l.): Hazim Sadikovic, Jusuf Mehmedovic, Said Avdic und Imam Nedzad Becic von der Bosnischen Gemeinde, Osman Göcer vom Internationalen Ruhr Akademikerbund (IRAB), Imam Akgül Cima und Bedatdin Canibek von der Gemeinde Milli Görüs, Resul Sari und Panagiotis Kotanidis (IRAB) sowie die Marokkanische Gemeinde, deren Vertreter beim Pressetermin verhindert waren.
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Als „historisches Ereignis“ bezeichnet Osman Göcer vom Internationalen Ruhr Akademikerbund (IRAB) die Pläne, die der Verein mit den islamischen Gemeinden in Castrop-Rauxel verwirklichen möchte. Gemeinsames Ziel ist es, zum Sommer 2017 den ersten islamischen Kindergarten zu eröffnen.

„Wir sind Deutsche mit islamischem Hintergrund“, macht Göcer im Namen aller Beteiligten deutlich. Man gehöre zur Gesellschaft dazu und wolle sie aktiv mitgestalten. Da Bildung für eine gelungene nachhaltige Integration unerlässlich sei, habe man sich zur Gründung eines Kindergartens entschieden.
Kinder zwischen 0 und sechs Jahren sollen die Einrichtung besuchen können. Zunächst möchte man mit einer Gruppe von acht Kindern starten. Letztlich sollen es drei bis vier Gruppen werden.

Fünf Gemeinden beteiligt

Vorangetrieben wird die Idee eines islamischen Kindergartens von IRAB, der Marokkanischen Gemeinde ar-Rahman (Rauxel), der Bosnischen Gemeinde (Habinghorst) und der Zentralmoschee Milli Görüs (Obercastrop). Außerdem hätten die beiden Ditib-Gemeinden (Schwerin und Ickern) ihre Unterstützung zugesagt, so Göcer.
Das erarbeitete Konzept sieht vor, dass die Imame die religiöse Erziehung begutachten und den Pädagogen Input geben. „Die Gemeinden sind aktiver Teil der religiösen Erziehung“, so Göcer.

Global und mulitikulturell

Zugleich soll der Kindergarten allen Kindern unabhängig von ihrer ethnischen, kulturellen und sozialen Herkunft offenstehen. „Wir streben die Förderung des Zusammenlebens verschiedener Nationen, Kulturen und Religionen an“, erklärt Göcer. Daher beinhaltet das pädagogische Konzept neben Mehrsprachigkeit (Deutsch, Englisch, Arabisch) auch, dass die Kinder lernen, global und multikulturell zu denken und Respekt und Offenheit gegenüber anderen Religionen zu haben. Deswegen ist zum Beispiel vorgesehen, dass verschiedene religiöse Feste gefeiert werden oder dass ein Rabbi den Kindergarten besucht.
Weitere Schwerpunkte des pädagogischen Konzepts sind ästhetische Erziehung (Kunst), rhythmisch-musikalische Erziehung, Bewegungserziehung, um Motorik und Gesundheit zu fördern, sowie der Bereich „Ich und meine Umwelt“.
Langfristiges Ziel der Initiatoren ist es, dass der Kindergarten mit der Qualität seines Angebots überzeugt. Um dies zu gewährleisten, planen sie ein Qualitätsmanagementsystem, um das sich IRAB-Mitglied Osman Göcer kümmern wird. Der Maschinenbauingenieur arbeitet im Bereich Qualitätswesen.

Eröffnung im Sommer 2017 geplant

Die Beteiligten hoffen, den islamischen Kindergarten, der entweder Iqra (arab. Lies!) oder Nuur (arab. Licht) heißen soll, im Sommer 2017 eröffnen zu können. Als erster offizieller Schritt soll dazu innerhalb der nächsten vier Wochen ein Antrag beim Jugendamt eingereicht werden.
Wie Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi auf Stadtanzeiger-Nachfrage erklärt, ist im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) geregelt, wer Träger eines Kindergartens sein kann. Die Initiatoren des islamischen Kindergartens möchten sich gern einer bereits bestehenden Trägerorganisation anschließen, zum Beispiel dem Ruhr Familienbildungszentrum Dortmund. „Ansonsten würden wir versuchen, selbst die Trägerschaft anzustreben“, erläutert Göcer.
Der Ablauf bis zur Gründung eines Kindergartens sieht laut Fulgenzi folgendermaßen aus: „Es ist ein Konzept vorzulegen, eine Betriebserlaubnis muss erteilt werden, das Landesjugendamt wird eingebunden, ebenso die Stadt als Steuerungsbehörde der Jugendhilfeträger, die räumlichen Voraussetzungen müssen bestehen (Baupläne, Nutzungsgenehmigungen etc.), außerdem muss natürlich entsprechender Bedarf an Plätzen bestehen.“

Bedarf an Plätzen ist Voraussetzung

An letzterem haben weder die Stadtsprecherin noch die Initiatoren Zweifel. „Die Stadt will selbst Plätze schaffen“, sagt Fulgenzi, während Göcer darauf verweist, dass man eine Statistikanalyse durchgeführt habe, wie viele Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund es gebe.
„Insgesamt muss dann noch die Politik zustimmen, zum Beispiel im Jugendhilfeausschuss“, erläutert Fulgenzi die rechtlichen Aspekte einer Kindergartengründung.
Eine Quote, dass ein konfessioneller Kindergarten auch einen bestimmten Anteil an anders- oder nichtgläubigen Kindern aufnehmen muss, gibt es im neuen KiBiz übrigens nicht mehr.

Internationaler Ruhr Akademikerbund

- Mitglied Osman Göcer bezeichnet den Internationalen Ruhr Akademikerbund (IRAB) als Projekt- und Gedankenschmiede muslimischer Akademiker.
- Der gemeinnützige Verein wurde 1990 gegründet.
- Vereinszweck ist die Förderung internationaler Studenten, akademischer Bildung und interkultureller Kompetenz.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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