Wohnungen für Flüchtlinge in Rauxel: "Wir sind alle gefordert"

Rund 90 Bürger waren am Mittwochabend (22. April) zur Infoveranstaltung ins Hildegardisheim gekommen.
  • Rund 90 Bürger waren am Mittwochabend (22. April) zur Infoveranstaltung ins Hildegardisheim gekommen.
  • hochgeladen von Nina Möhlmeier

„Wir müssen zusehen, dass wir die Menschen beschäftigen. Dass wir die Kinder mit deutschen Kindern zusammenbringen. Wir sind alle gefordert“, sagte eine Rauxelerin. An der Vördestraße sollen, wie berichtet, neue Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden. Vor diesem Hintergrund luden Stadtverwaltung und LEG am Mittwochabend (22. April) zu einer knapp zweistündigen Bürgerinfoveranstaltung ins Hildegardisheim ein. Rund 90 Bürger kamen. Sie hatten großen Informationsbedarf. Und nicht immer ging es dabei sachlich zu.

200 Plätze stehen für Flüchtlinge zur Verfügung. Mehr als 300 Flüchtlinge sind derzeit in unserer Stadt – Tendenz steigend. Man rechnet damit, dass weitere 100 bis 200 hinzukommen werden.

"Kein Containerdorf"

„Es war dringend notwendig, sich darum zu kümmern, wo man die Menschen unterbringt“, sagte Sozialdezernent Michael Eckhardt. Keine Turnhalle und kein Containerdorf auf der grünen Wiese, so das Credo.

Dass man Menschen verschiedener Nationen in einer Unterkunft „zusammenpfercht“, befürchten einige Rauxeler und Anwohner der Vördestraße.
Dort mietet die Stadt zwölf etwa 52 Quadratmeter große Wohnungen der LEG an. Es sollen, so die „Zielzahl“, nach und nach rund 60 Flüchtlinge untergebracht werden.

Die angestrebte Lösung sei „deutlich kostengünstiger als ein Containerlager zu errichten, und insgesamt günstiger, als Turnhallen umzubauen. Und vor allem ist sie menschenwürdiger“, sagte Bürgermeister Johannes Beisenherz. „Allerfrühestens“ Ende Mai, eher jedoch im Juni, sollen die ersten Wohnungen bezogen werden.

"Flüchtlinge kommen nach und nach"

„So viele Leute auf engem Raum. Da sind doch Konflikte vorprogrammiert“, meinte ein Bürger. „Wenn man von der geballten Masse hört, ist es ein wenig beängstigend, wenn man daneben wohnt“, sagte eine Anwohnerin.
„Es kommen nicht plötzlich ganz viele Menschen in den Ortsteil, sondern es passiert sukzessive“, betonte der Bürgermeister.

Modell Harkortstraße

An der Harkortstraße in Merklinde, wo sich seit Langem Flüchtlingsunterkünfte befinden, soll eine „Vorauswahl“ getroffen werden. Ziel ist es, „Menschen nicht ungeordnet, sondern ausgewählt in die Wohnungen an der Vördestraße zu setzen“, so Eckhardt. „Wir sind bemüht, Familien an die Vördestraße zu bringen. Es könnte aber auch Wohngemeinschaften geben“, erklärte Dirk Heinacker, Leiter des Bereichs Soziales. Die Wohnungen seien „eine Zwischenstation zur Verselbstständigung der Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben.“

Das Konzept an der Harkortstraße, wo man sich bereits seit Jahrzehnten um Flüchtlinge kümmere, solle auch an der Vördestraße umgesetzt werden.
Die Vereinbarung laufe zunächst über fünf Jahre.

Eine der Wohnungen wird als Quartiersbüro genutzt, damit sowohl Bewohner als auch Nachbarschaft einen Ansprechpartner vor Ort haben. Genau das war den Anwohnern auch wichtig.

Gastfreundschaft

„Zeigen wir hier, dass wir eine Gastfreundschaft haben. Nehmen Sie die Leute, die mit ihrem nackten Leben zu uns kommen, an die Hand und zeigen Sie ihnen, wie das Leben hier funktioniert“, forderte Jürgen Kahl, Initiator der Facebook-Gruppe „Refugees – Welcome to Castrop-Rauxel“, die Anwesenden auf. „Es ist wichtig, dass es Patenschaften gibt“, unterstrich Johannes Beisenherz. „Es geht darum, den Flüchtlingen beispielsweise zu zeigen, wo der Bäcker ist oder wie die Fahrt mit dem Bus funktioniert.“

Patenschaft

Wer Interesse an einer Patenschaft hat, kann sich bei Dirk Heinacker melden (Tel. 02305/1062483).

Bevor die ersten Flüchtlinge einziehen, müssen die Wohnungen, die zum Teil seit längerer Zeit leerstehen, instand gesetzt und „Grundgegebenheiten“ nachgebessert werden. „Wir werden die Wohnungen so renovieren, dass sie mietfähig sind“, sagte Melanie Anhalt von der LEG. Anwohner monierten, warum dies nicht schon viel früher geschehen sei.

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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