Fußball-Weltmeisterschaft 1990: Susanne Drescher erinnert sich an aufregenden Trip nach Italien

Susanne Drescher mit der La Gazzetta dello Sport vom 9. Juli 1990, dem Tag nach dem Endspiel. Sie hat die Zeitung als Erinnerung aus Italien mitgebracht. | Foto: pra
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Ein Zelt, ein Auto und Lira auf der Hand − das sind die Zutaten eines unvergesslichen Abenteuers, das Susanne Drescher 1990 zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Italien führte. Noch dazu ganz spontan.

"Alles fing damals mit unserem 'WM-Studio' an der Insterburger Straße an, auf dem Dachboden meiner Eltern", erinnert sich die 55-Jährige. Dort trafen sich fußballbegeisterte Freunde und Nachbarn, um gemeinsam auf einem großen Fernseher die WM-Spiele zu sehen und zu tippen. "Als die Vorrunde geschafft war, kam plötzlich die Idee auf: Wir fahren nach Italien!"

Wir − das waren sie selbst und zwei Freunde, Volker Todt und Thomas Leipelt. Es dauerte nicht allzu lange und die drei saßen im Auto, einem alten Mercedes, in Richtung Italien, im Kofferraum ein Zelt. Ziel war Turin, wo das Halbfinale zwischen Deutschland und England stattfinden sollte. "Karten für das Spiel hatten wir nicht", so Susanne Drescher. Zunächst wurde ein Zwischenstopp in Erba eingelegt, wo die deutsche Mannschaft ihr Quartier hatte.
Das Timing war gut, denn an dem Tag sollte noch in Oggiono trainiert werden. "Ich überredete einen Ordner, uns reinzulassen", verrrät Susanne Drescher. Und so konnte das Trio hautnah dabei sein. "Irgendwann kam dann die Truppe." Die damals 28-Jährige machte jede Menge Fotos, die sie sich später in Deutschland unterschreiben ließ. Einige Spieler erwischte sie am Stadion, andere schrieb sie per Post an.

Hautnah beim Training dabei

In der Nähe von Turin, in Caluso, nahmen sich Drescher und ihre beiden Freunde ein Hotel, die Karten für das Halbfinale konnten sie ganz problemlos an der Stadion-Kasse des delle Alpi kaufen. "Heute ist sowas undenkbar." Nach Verlängerung stand es 0:0 − Elfmeterschießen! "Ich konnte nicht hingucken", so die 55-Jährige. Das deutsche Team gewann mit 5:4, und die Freude bei den Fußball-Fans aus Castrop-Rauxel war riesengroß! "Wir sind im Finale und waren dabei, ein historischer Moment", erinnert sich Drescher an ihre Gefühle, als sei es gestern gewesen.

Anschließend gönnte sich das Trio einen Strandurlaub an der Riviera. Doch es dauerte nicht lange, da machte sich ein neuer Gedanke in den Köpfen breit − der Gedanke an das Endspiel in Rom. "Wie sollen wir das denn schaffen?", fragte Susanne Drescher. Schließlich musste sie am Montag wieder arbeiten. Die Dialysekrankenschwester rief kurzentschlossen von einem Münztelefon am Strand die Chefin in der Heimat an und fragte nach einem zusätzlichen Tag Urlaub. "Hol' den Cup nach Hause!", war die Antwort.

Tickets auf dem Schwarzmarkt

So konnte das Abenteuer Italien in seine, im wahrsten Sinne des Wortes, finale Etappe gehen. Natürlich hatten die drei auch fürs Endspiel keine Karten. Diese mussten diesmal auf dem Schwarzmarkt organisiert werden. Mit Schwierigkeiten, denn das Bargeld war alle. Mit der EC-Karte konnte zum Glück für Nachschub gesorgt werden. Am Ende hielten die drei ihre Tickets in der Hand. "Es war unheimlich heiß an dem Tag", erinnert sich Susanne Drescher an den 8. Juli 1990. Und das Spiel kostete Nerven. "Endlich der Elfer und das 1:0 für Deutschland, dann waren wir Weltmeister!" Ein Happy End, das man sich nicht besser hätte ausmalen können. Müde, aber unheimlich glücklich, machten sich die drei nach den Feierlichkeiten im Stadion auf die Heimreise. 14 Stunden nonstop nach Castrop-Rauxel. Und einen Kopf voller unvergesslicher Erinnerungen.

Susanne Drescher mit der La Gazzetta dello Sport vom 9. Juli 1990, dem Tag nach dem Endspiel. Sie hat die Zeitung als Erinnerung aus Italien mitgebracht. | Foto: pra
Susanne Drescher, Volker Todt und Thomas Leipelt präsentieren glücklich ihre Endspiel-Karten. t | Foto: privat
Autor:

Claudia Prawitt aus Lünen

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