Tiger, Minka und noch mehr Katzen Kap. 6-10

6 Tiger als Jäger

Jetzt war unser Tiger schon einige Wochen bei uns, wir konnten uns den Tag nicht mehr ohne ihn vorstellen. Auch unsere Kunden fanden den neuen Mitarbeiter einfach zauberhaft und einige brachten ihm beim nächsten Besuch Leckerli mit. Ja es war schön, so ein Tier bringt nicht nur Arbeit sondern auch Entspannung und Abwechslung! Hier einige Beispiele. Einmal, in der Mittagszeit, konnte ich mal beobachten wie Tiger eine Elster fangen wollte. Der schwarz weiße Vogel war aber auch zu frech. Er saß auf dem untersten Zweig der Kastanie und blicke, mit schiefem Kopf, auf den Kater. Machte Krach wie ein ganzer Schwarm, hüpfte auf und ab, als ob er den Kater zum Spiel auffordern wollte. Irgendwann reiß selbst den friedlichsten Kater die Hutschnur.

Er sprang auf und war schneller den Baumstamm hoch als ich Elster sagen konnte. Bevor der Kater zum Sprung ansetzen konnte war der Vogel zum nächsten Baum geflogen. Auf einem sicheren Platz spielte sie ihr Spiel mit dem Kater weiter, krah, krah, so lockte sie wohl den Kater. Der schaute etwas verdutzt als der Vogel die Stellung wechselte doch dann kletterte er rückwärts den Stamm runter und flitze auf die andere Kastanie. Leider hatte Tiger auch dieses Mal kein Glück. Flog der dumme Vogel doch, kurz vor Tigers Sprung, wieder zu der ersten Kastanie zurück. Ich sah richtig, wie es in Tiger arbeitete. Die Schwanzspitze zuckte und dann schlug der ganze Schwanz hin und her. Na gut, wie du willst! Du dummes Vieh. Tiger also rückwärts den Stamm herunter und gleich darauf vorwärts auf den anderen Stamm der Kastanie. Krah, Krah! Blöder Vogel? Oder doch blöder Kater? Mal sehen wer gewinnt. – Das Spiel der Elster ging weiter – noch zwei Mal schickte die Elster den armen Kater den Baumstamm hoch und wieder runter. Dann hatte Tiger keine Lust mehr. Er legte sich auf seinen Sonnenplatz, rollte sich zusammen und tat so, als ob ihn der Vogel nicht mehr interessiert. Doch aus den zusammen gekniffenen Augen sah er immer noch auf die freche Elster. Als diese merkte, dass das Spiel aus war, da flog sie mit lautem Krah, Krah auf den Boden. Hüpfte, mit schräg gehaltenem Kopf, auf den Kater zu, dachte wohl er würde schlafen. Als sie fasst am Schwanz von Tiger war, da sah ich eine grau getigerte Zaubervorstellung.

Mit einer Drehung, wie eine gespannte Stahlfeder, stand der Kater, Auge in Auge, vor der Elster. Sie kreischte und brachte sich auf dem Ast in Sicherheit. Da hat die mutige, aber doch dumme Elster noch mal Glück gehabt. Eine Schwanzfeder, hatte sie opfern müssen, als sie sich fluchtartig, in die Lüfte erhob, dann saß sie wieder auf dem Baum. Sie war in Sicherheit. Will mal hoffen, dass die Elster sich das merkt und nicht noch mal solche Mutproben macht, wer weiß, ob sie noch mal soviel Glück haben wird. Man müsste einfach mehr Zeit haben doch die Arbeit im Büro wollte auch gemacht werden und so verlor ich ihn aus den Augen. Als die Tore am Abend geschlossen wurden, war Tiger wieder da. Am Wochenende nahmen wir den Kater mit in unser Zuhause. Das war einfacher, als Samstag und Sonntag in die Werkstatt zu fahren um den Kater zu Füttern. Wir stellten schnell fest, dass der Kater gerne Auto fuhr. Er legte sich auf die Hutablage und war zufrieden. Montags kam er dann wieder mit zur Arbeit.

7 Missglückte Jagt

Einige Monate später! Es war ein Tag wie jeder Andere. Mein Mann war in der Werkstatt und ich im Büro da kam, laut schimpfend, mit rotem Gesicht und mit den Armen-wild vor sich hinfuchteln, der Wirt aus der Kneipe von nebenan. „Wo ist dein Kater, wenn ich den erwische.“ Der Krach locke uns Beide auf den Hof. So nach und nach verstand ich auch, was passiert war. Die Mutter vom Wirt, sie ist nicht mehr die Jüngste, hat die Kaninchen gefüttert doch leider einen Stall nicht richtig geschlossen. Der schwarzweiß gescheckte Kaninchenbock hat die Gelegenheit genutzt, wollte in die Freiheit hoppeln, doch da hat er kein Glück gehabt. Tiger hat das gesehen und das Kaninchen gefangen. Der Wirt hat gerade noch gesehen, wie ein Kater mit dem Tier über den Bahndamm verschwand. Während wir uns so lautstark unterhielten kam der Übeltäter. Sein Gang war sehr breitbeinig. Er zog seine Beute zwischen seinen kurzen Beinen unter sich mit. Das war für den Kater eine schwere Arbeit denn der Rammler fand den Transport nicht so reizvoll. Das Schotterfeld vom Bahndamm war sehr uneben. Dem entsprechend wehrte er sich.

So ein Kaninchenbraten hatte ein ganz schönes Gewicht, wurde ja darum auch gezüchtet. Was haben wir gemacht, als wir den Täter sahen, der sich mit der zappelnden Beute so abschleppte? Wir haben laut gelacht, auch der Wirt, es sah einfach zu komisch aus. Na, ja – schuld war wohl seine Mutter, die den Stall nicht zugemacht hatte. Leider musste ich dem Kater seine lebende Beute abnehmen, tat mir ehrlich leid, wo der Kater sich doch so angestrengt hatte, doch der Wirt wollte sich den Braten nicht nehmen lassen. Tiger bekam als Entschädigung ein besonders leckeres Futter. Damit war die Sache erledigt. Fazit: Wenn ein Tiger in der Gegend wohnt dann schließe deine Braten gut ein. Für Tiger waren der Bahndamm und die angrenzenden Gärten ein herrliches Jagdgebiet. So brachte er uns eines Tages auch einen Maulwurf mit ins Büro. Ich hatte noch nie einen Maulwurf so nah gesehen.

Da die Beute im Maul von Tiger noch zappelte, nahm ich ihm das Tier ab. Er war nicht gegeistert davon. Ich denke, er wollte damit noch spielen. Doch so nicht mein Kleiner. Jetzt wusste ich natürlich nicht ob so ein Untergrundtier beißt wenn ich es in die Hand nehme. Also fasste ich es vorsichtig, mit Zeigefinger und Daumen, am Nackenfell – es fühlte sich wunderbar weich an, ich sah seine kleinen Äuglein und die, kaum sichtbaren Ohren, auch seine großen Vorderpfoten, die wie platte, hautfarbige Schaufeln mit Krallen aussahen – Tiger sprang an mir hoch und wollte sich seine Beute wieder holen, doch ich brachte das Tier in den Garten vom Nachbarn. Ob der sich freut, wenn der Maulwurf seine Hügel auf dem Rasenstück baut? Ich weiß es nicht und werde es ihm auch nicht sagen. Doch leider war mein Rettungseinsatz umsonst. Am anderen Tag kam Tiger wieder mit dem Maulwurf im Maul ins Büro, doch dieses Mal war es zu spät, der Maulwurf hatte die Jagd nicht überlebt. Nicht das man jetzt Denkt, Tiger ist ein Killer, oh nein, er geht nur seinem natürlichem Jagdtrieb nach. Lt. Fachliteratur bekommt eine Katze nur kranke oder schwache Tier. Das nennt man dann „natürliche Auslese.“ Trotzdem tat es mir Leid um den Maulwurf.

8 Termin beim Tierarzt

Einige Monate später, Tiger hatte sich gut eingelebt und war nicht mehr aus der Werkstatt weg zu denken. Jetzt wurde es Ernst. Ich machte einen Termin beim Tierarzt. Kastration – ein hässliches Wort – doch es musste sein. Es liefen genug ungewollte Katzen herum, da musste sich Tiger nicht auch noch daran beteiligen. Der Termin stand fest und ich fuhr mit dem Kater am Abend zur Praxis. Auf mein klingeln öffnete der Arzt die Tür. Die Praxisräume waren nur spärlich beleuchtet. Der Tierarzt hatte eine schlechte Nachricht für mich: Seine OP-Hilfe war nicht gekommen, sie war erkrankt und alleine konnte er die OP nicht machen. Es sei denn, ich helfe ihm. I c h! Schon bei dem Wort OP wäre ich am liebsten aus den Raum gelaufen. Doch was soll es, wir waren jetzt schon mal hier und so schlimm konnte es nicht werden. Da hatte ich mit aber sehr geirrt. Die Spitze für die Narkose schlug sofort an und es ging los. Den genauen Hergang der OP erspare ich mir. Ich weiß sowie so nicht wie ich die Prozedur durch gestanden hatte. Auf jeden Fall war ich froh als das vorbei war. Kurze Zeit später kam Tiger langsam zu sich. Er erwachte aus der Narkose und Blutungen hatte er auch nicht. Der Tierarzt war mit meiner Hilfe sehr zufrieden, so sagte er jedenfalls. Na, ich weiß nicht. Das wäre kein Beruf für mich.

Zu Hause angekommen, legte ich Tiger in sein Körbchen in der Küche ab. Mein Mann saß im Wohnzimmer und wollte alles genau wissen. Ich erzählte ihm, dass ich bei der OP geholfen hatte, er konnte es nicht glauben. Doch was macht man nicht alles für sein Tier. Während ich erzählte kam, auf wackeligen Beinen, der Kater ins Wohnzimmer getorkelt. Ein, zweimal kippte er sogar seitlich um. Ich wollte gleich hin und ihm helfen doch mein Mann hielt mich zurück. Tiger schaffte den Weg bis zum Sofa alleine. Damit er, so kurz nach der OP, nicht springen musste, hob ich ihn hoch. Er legte sich auf dem Sofa zwischen uns Beiden und schlief schnell ein. Später brachte ich ihn in sein Körbchen zurück in die Küche. Am anderen Tag hatte er das gröbste schon überstanden, er hatte die Toilette benutzt und verlangte nach Futter. Als ich sein Lieblingsfutter in den Napf gab, machte er sich sofort darüber her, der arme Kerl musste ja Hunger haben wo er doch am Tag vorher nichts bekommen hatte. Einige Tage später kam er dann wieder mit zur Arbeit, Rattenjagen und aufpassen ob seine Menschen auch Alles richtig machten.

9 Spaß im Herbst und Winter

Die Zeit verging und der Herbst kam ins Land. Die Kastanien hatten viele Früchte ausgebildet, die jetzt, so nach und nach, vom Baum fielen. Das war für den Kater immer wieder neu. Die Kastanien hüpften beim Fallen über den harten Boden und Tiger war ein Jäger. Doch immer wenn er die Frucht hatte, dann bewegte sie sich nicht mehr auch ein anstoßen mit den Pfoten brachte die braun glänzenden Dinger nicht mehr in Bewegung. Auf diese Weise konnte sich der Kater stundenlang beschäftigen. Als dann noch das Kastanienlaub von den Bäumen fiel, war der Kater wie verrückt. Er schob die Blätter mit seinen Pfoten zusammen, sprang dann mit allen Pfoten in die Höhe und landete auf den Blätterhaufen. Dort fummelte er mit den Pfoten im Laub, er tat so, als ob eine Maus sich im Haufen versteckt hatte. Das trockene Laub raschelte einfach zu schön und Tiger war beschäftigt. Der Herbst hatte nicht nur für den Menschen schöne Seiten sondern auch für unseren Kater.

Der Winter kam früh mit Schnee und Eis. Er hielt sich ziemlich lange. Als der erste Schnee fiel bekamen wir wieder mal was zum Lachen. Wie jeden Morgen saß Tiger vor der Bürotür als ich aufschloss. Gleich jagte er los, na sagen wir mal, er wollte losjagen. Als seine Pfoten, im frisch gefallenem Schnee einsanken, da bremste er ab und blieb starr auf der Stelle stehen. Sein Blick zurück wirke verwirrt. Er sah seine Fußstapfen im Schnee und ging, immer einen Blick nach hinten, weiter hinaus bis in die Mitte vom Hof. In der Zeit hatte ich einen kleinen Schneeball geformt, den ich jetzt, über Tiger hinweg, auf den Bahndamm geworfen hatte. Die weiße Kugel folgte der Schwerkraft und rollte den Damm hinunter. Jetzt gab es kein Halten mehr für den Kater. Wieselflink sauste er der Kugel entgegen. Eine erneute Schneekugel erweckte seinen Jagdinstinkt. Er lief kreuz und quer über das Gelände. Seine Spuren bedeckten bald den ganzen Hof. Doch auch eine Katze wird mal müde. Als er nach der Toberei ins Büro zurückkam war er klatschnass. Sofort suchte er seine Decke auf und benötige viel Zeit um sein Fell zu trocknen. Doch auch der kälteste Winter ging vorbei.

10 Märzkatzenbaby

Das Jahr verging und 1978 brachte einen schönen Frühling und auch den Nachbarn, Herrn Bender, der händeringend seine Katzenkinder unterbringen wollte. Es war Ende April, da stand Herr Bender auf unserem Hof. Seine schwarze Katze hatte im Keller ihre Babys bekommen, er hatte es zu spät gemerkt. (Was immer er damit sagen wollte, ich wollte es nicht wissen) Mit Glück hatte er alle Babys untergebracht nur die Kleinste vom Wurf, ein schwarzes Mädchen, war übrig geblieben, die wollte keiner haben. Er hoffte, dass wir die nehmen würden. Doch noch eine Katze und dazu ein Baby, was würde Tiger dazu sagen. Ein Versuch kann nicht schaden. OK! Der Nachbar sollte die Kleine mal bringen und wenn Tiger nichts dagegen hatte, dann konnte sie bleiben. Wo eine Katze satt wird, da reicht es auch für eine Zweite.

Am anderen Tag war es soweit. Ach du meine Güte. Als ich das kleine Ding sah, kaum größer als die Ratten, die Tiger immer fing, hatte ich doch Bedenken. Ob das gut geht? Wir machten die Zusammenführung im Büro und hofften auf gutes Gelingen. Mein Mann hielt den Tiger fest und ich ging ganz langsam, die kleine, schwarze Katze auf meiner ausgestreckten Hand, zu unserm Kater, jederzeit bereit, die Hand, rettend, hochzuziehen. Tiger sah das Würmchen und schnupperte erst mal das schwarze Fell ab. Nichts zum Essen. Dann kam seine Zunge heraus, mal probieren.

Wir konnten nicht glaubt was geschah. Ich setzt die Schwarze vor ihm auf den Boden. Sie suchte sofort die Wärme der anderen Katze und tapste auf den Kater zu. Tiger legte zuerst den Rückwärtsgang ein doch dann lies er die Kleine an sich herankommen. Er schleckte das Katzenbaby ab und packe die Schwarze am Genick. Hilfe!!!??!! Da hang sie nun und hielt still, so hatte ihre Mutter sie immer getragen. Mein Herz klopfte schneller, wir Alle waren gespannt wie es wohl weiter geht. Der Kater ging mit dem Katzenbaby im Maul, mit stolz geschwellter Brust (so sah es jedenfalls für mich aus) zu seiner Decke und legte die Schwarze vorsichtig ab. Er legte sich dazu und nahm es zwischen seine Vorderpfoten. Will der die Kleine fressen oder was. Wir machten große Augen und konnten kaum glauben, was dann geschah. Die Zunge von Tiger leckte dem Katzenkind, so wie es eine Katzenmutter gemacht hätte, das Bäuchlein. Halleluja! Das ist gut gegangen. Tiger hat das Baby adoptiert – gibt es so etwas auch bei Tieren – ich wusste es bis dato nicht. Wie sagt der Volksmund: „Man wird älter als nee Kuh und lernt immer noch dazu.“

Jetzt hatten wir zwei Katzen. Am Wochenende kamen die Beiden immer mit zu uns nach Hause. Da die Kleine alles machte, was sie vom Tiger sah, war das keine Problem. Tiger lag, wie ein Wackeldackel, (war gerade modern) auf der Ablage hinten. Die Kleine begnügte sich mit dem Rücksitz obwohl sie gerne auch oben gelegen hätte, nah bei ihrem Tiger. Bei uns in der Wohnung waren die Beiden auch ein Herz und eine Seele. Es war einfach schön anzusehen. Wo der Gestreifte war, da war die Schwarze auch nicht fern. Sie hatten sich im Wohnzimmer, die Rückenlehne vom Sofa, als ihren Hochsitz ausgesucht. Natürlich konnte man so eine Katze schnell und einfach einen Namen geben. Doch das wollten wir nicht. Meine Schwiegermutter fütterte die Katzen, wenn wir mal nicht konnten, und sollte mitentscheiden. Zu Hause angekommen setzten wir uns zusammen um einen Namen zu finden.

Autor:

Gertrud Gottschalk aus Datteln

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