1. Dinslakener Literatur-Hotel-Preis: Daniela Gottwald

Abends ist es eben anders

„Ja Schatz, dann rufst du mich morgen wieder an!?“
„Na klar, sobald ich in Kopenhagen angekommen bin, melde ich mich. Also, schlaf gut und denk daran, die Terrassentür zu schließen, bevor du Schlafen gehst.“
„Es regnet seit gestern in Strömen, da war ich doch nicht auf der Terrasse! Ach, da fällt mir ein, ein Typ von der Fernsehfirma war da, wegen der neuen Leitung oder so was. Wir hatten da angeblich heute den Termin?“
„Heute? Ja, kann sein, ich hatte da mal jemanden bestellt, um endlich diese neuen Sender empfangen zu können. Aber heute? Ach, keine Ahnung, ich habe einfach zu viele Termine. Und, hast du ihn abgewimmelt?“
„Nein, schließlich hattest du mit ihm den Termin vereinbart! Also hat er im
Keller was ausgemessen und kommt wieder, wenn du da bist, weil ich nicht wusste, wo die neuen Anschlüsse hinkommen. Du hast mir ja nichts davon gesagt. Er hat die Möglichkeiten markiert, da musst du nur noch gucken, was am Besten ist. Ich habe ihm gesagt, dass du bis Freitag weg bist. Er kommt dann wieder. Dann bist du doch da, oder?“
„ Nein, mit Freitag klappt doch nicht.“
„ Wie bitte? Du hast es versprochen! Wir wollten doch…“
„Ja, ja, aber der Termin für den neuen Auftrag. Also, es klappt auf jeden Fall nicht mit Freitag. Dann geh doch bitte mal in den Keller und sag mir, wo die Anschlüsse hinkommen könnten und dann sage ich dir, was die beste Lösung ist.“
„Nein.“
„Sabine, es klappt mit Freitag eben nicht, jetzt sei doch nicht gleich wieder sauer. Das ist nun mal mein Job.“
„Deshalb doch nicht.“
„Weshalb gehst du bitteschön dann nicht eben runter?“
„Es ist schon 22 Uhr!“
„Na und?“
„Da geh ich doch nicht mehr in den Keller.“
„Natürlich, nach 22 Uhr geht die Dame nicht mehr in den Keller! Willst du mich verarschen, was sollte denn da unten sein? Ach, na klar, diese Spinnen, die sich nach zehn Uhr in menschenfressende Ungeheuer verwandeln und nur auf dich warten?“
„Sehr witzig, Dirk. Abends ist es eben anders. Zu dunkel, die Geräusche und so. Da habe ich eben kein gutes Gefühl. Du verstehst das nicht, du bist ja nicht immer alleine hier!“
„Klar, schon verstanden. Also, dann sag mir wenigstens, wo er Markierungen gemacht hat.“
„Was weiß ich, ich war nicht mit unten. Ich habe gerade oben mit Cora Kaffee getrunken, als der Typ im Keller war.“
„Also, jetzt noch mal zusammengefasst! Du gehst nicht in den Keller, weil es jetzt dunkel ist und du Angst hast, dass dir „was auch immer“ dort passieren kann, aber du lässt fremde Typen alleine im Keller hantieren, während du oben schön mit deiner besten Freundin plauderst. Wahrscheinlich ist der immer noch im Keller, während du jetzt mit mir telefonierst.“
„Ich weiß, du hältst mich nicht für besonders schlau, aber der Mann, der übrigens Herr Kremer heißt, ist ja vor meinen Augen wieder aus der Haustür herausgegangen und daher bestimmt nicht mehr unten im Keller. Außerdem dachte ich ja heute Nachmittag noch, dass du am Freitag wieder hier bist und diese Sache dann selbst regeln kannst!“
„Und da du diesem angeblichen Herrn Kremer ja mitgeteilt hast, dass ich erst am Freitag wieder da bin, hat er wahrscheinlich unten still und heimlich die Kellertür zum Garten aufgeschlossen, bevor er sich oben von dir verabschiedet hat. Als es dann dunkel wurde, ist er hinten über den Zaun geklettert, dann ist er schnurstracks wieder in den Keller geschlichen und…da wartet er jetzt, bist du schläfst. Wahrscheinlich hat er jetzt schon mal sein Messer bereitgelegt und schon mal Klebebandstreifen vorbereitet, weil du bestimmt schreien wirst…..“
„Hör auf Dirk, du spinnst wohl, ich habe schon Angst genug hier immer alleine im Haus. …Also gut, dann gehe ich eben runter und gucke, damit du deinen neuen Fernsehanschluss auch so schnell wie möglich bekommst.“
„Bist du sicher?“
„Ja, klar. Kein Problem für mich. Ich geh runter, bin schon auf dem Weg.“
„Gut, ich bleib am Telefon, dann kannst du mich ja als Beschützer mit in den Keller nehmen. …zu Herrn Kremer!“
„Ha, ha. So, also ich bin schon mal im Heizungskeller. Hier ist aber nichts markiert.“
„Das ist ja wohl klar, im Heizungskeller gehört so ein Anschluss auch nicht rein!“
„Jetzt gehe ich zum vorderen Raum. Warte…die Tür klemmt. Was ist das...?Oh mein Gott, nein!...“
„Sabine? Alles klar?“
„Oh, Gott...Dirk...scheiße….Das ist….“
„Sabine, was ist denn? Eine tote Maus?“
„Ich…..ich…..Nein!......NEIN!.....Bitte nicht….NEEEIIIIIN!“
„Spinnst du, was ist denn?“
….
„Sabine? Hör auf, mich zu verarschen!“
….
„Das ist jetzt nicht mehr lustig, Schatz!...Das war doch alles nur Spaß von mir! Sorry!“
….
„Hör zu Sabine: Ich lege gleich auf!...Es ist jetzt genug! „

„Schatz, sag was, sonst bin ich echt sauer…Hör jetzt sofort damit auf!“
….
„Jetzt reicht es wirklich, ich lege auf!……Sabine?... Ich rufe die Polizei!...Das wird peinlich für dich!.... Sag was!...Sabine!?........Sabine!?“

Autor:

Günter Hucks aus Dinslaken

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