Der Mann mit den drei eisernen Regeln

Walter Hellmich am Modell der Neutor Galerie.
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Exklusiv-Interview mit Walter Hellmich: Mit neuem Partner bei der "Neutor Galerie" gewachsene Geschäftsstrukturen einbeziehen.

Ein gutgelaunter Walter Hellmich schließt selbst die Glastüren seiner Firma in der Lanterstraße auf. Es ist still im Industriegebiet Dinslaken-Süd, denn wir haben uns hier für Samstag früh verabredet, die Woche war sehr ereignisreich und sehr erfolgreich für ihn und seine Unternehmensgruppe. Und sehr wichtig für Dinslaken samt Einzugsbereich.

Denn bis letzten Donnerstag präsentierte das Hellmich-Team am Stand auf der Immobilienbörse Expo Real in München mit neuem Überraschungs-Partner „Multi Development“ das Modell der Neutor Galerie Dinslaken dem internationalen Publikum. Eine Pressemitteilung wird nun hier von Walter Hellmich konkretisiert:

Es ist ein Über-100-Millionen-Euro-„Baby“, das diese Stadt mit einem Schlag in eine andere Einkaufsstadt-Liga katapultieren wird.
Auf rund 16.000 Quadratmetern wird er mit seinen Leuten die Neutor Galerie bauen - eingerahmt von Neutorplatz, Saar- und Wiesen- Straße auf dem derzeitigen Hertie-Grundstück mit dahinterliegendem Hans-Böckler-Platz: Auf zwei Etagen Einzelhandels-Geschäfte, Dienstleistungs-Betriebe, Büroeinheiten - und 1.000 Quadratmeter Gastronomie. Und: Zur Eröffnung peilt er schon das Weihnachtsgeschäft 2013 an!

Wir sind oben im Sitzungszimmer neben dem „Allerheiligsten“ des Firmensitzes angelangt. An den Wänden hängen Detailpläne und Ansichten der Neutor Galerie. Aus dem Fenster blickt man auf den riesigen Bauhof und die Baufahrzeugflotte. Davor der Mann, dem in diesen Tagen die meisten Fragen im westlichen Ruhrgebiet gelten. Wenn man ihn denn kriegt.

Niederrhein Anzeiger: Herr Hellmich, was ist ihr Erfolgsrezept? Normalerweise werden Bauprojekte viel teurer als ursprünglich geplant und verzögern sich auch deutlich. Ihnen eilt der Ruf voraus, dass Sie pünktlich abliefern und nicht nachlegen. (Stichwort: Ihre DINAMARE - Nothilfe beim Abriss des alten Stadtbades, weil die beauftragte Firma nicht fertig wurde).

Walter Hellmich: Ich habe schon immer drei Maximen: 1.) gute Qualität, 2.) ein guter Preis und 3.) das Einhalten der Bauzeit. Die drei müssen stimmen. Das gilt für alle Projekte und das müssen auch alle meine Mitarbeiter verinnerlichen. (Lacht verschmitzt:) Das ist hier unsichtbar eingemeißelt auf jeder Wand. Und in allen Köpfen. Und für Projekte in meiner Heimatstadt Dinslaken gilt das natürlich erst recht.

Neuer Partner
Niederrhein Anzeiger: Mit dem neuen Partner haben Sie ja viele überrascht. Ist das die erste Zusammenarbeit mit Multi Development?

Walter Hellmich: Ja, die erste. Multi-Development Deutschland ist ein eigenständiges Unternehmen, auch wenn der Stammsitz in den Niederlanden ist. Den Deutschlandchef Axel Funke habe ich in diversen Ausschüssen in Duis-burg kennen und schätzen gelernt. Die sind mittelständisch organisiert, man spricht noch „face to face“. Wir sind auf einer Wellenlänge, lieben gemeinsam individuelle Lösungen, die auf örtliche Gegebenheiten und gewachsene Geschäfts-Strukturen eingehen. Das hört sich vielleicht ein bisschen pathetisch an: Aber als bekennender Dinslakener will ich für die Zukunft bauen und für die ganze Stadt einen positiven Schub erreichen. Da ist Multi Development die richtige Wahl. Die denken wie wir langfristig und wollen Lebensqualität entwickeln. Für das Forum in
Duisburg wurden sie mehrfach preisgekrönt. Das Konzept geht auf.

Niederrhein Anzeiger: Das hört sich nach langfristiger Zusammenarbeit an? Verraten Sie uns was?

Walter Hellmich: Ja, die streben wir an - auch in anderen Städten.

Niederrhein Anzeiger: Das heißt, ab jetzt können sich auch interessierte Mieter für die Neutor Galerie Dinslaken bei Ihnen melden? Welche Branchen oder konkrete Firmen stehen denn schon fest?

Walter Hellmich: Interessenten können sich gern bei uns melden. Ich kann heute nur sagen, es wird auf jeden Fall geben: „Textiler“, Elektronik-Händler und „Lebensmittler“. Alles andere wäre derzeit unseriös.

Niederrhein Anzeiger: Wie gehen Sie mit Konkurrenz-Ängsten alteingesessener Geschäftsleute um?

Walter Hellmich: Das nehme ich ernst. Und gerade weil ich der festen Überzeugung bin, dass die gesamte Innenstadt durch die Neutor Galerie attraktiv aufgewertet wird, möchten wir überzeugen und stellen uns den Fragen. Wir hören auch, dass viele Geschäfte deutlich das Fehlen eines „Magneten“, wie es Karstadt / Hertie war, bemerken. Die Neutor Galerie soll das Tor zur ganzen Innenstadt werden.

Niederrhein Anzeiger: In diesem Jahr haben wir ja sogar internationale Stars hier ins Burgtheater gekriegt wie „Simple Minds“ und Gianna Nannini. Könnten Kultur-Events generell so ein verbindendes Element für die Stadtteile sein? Erst Shoppen in Neutor Galerie und Neustraße, danach Amüsieren rund um Stadthalle, Burgtheater und Altmarkt?

Walter Hellmich: Die Gianna hab ich verpasst, da war ich unterwegs! Das Burgtheater hat viel Charme, der Altmarkt und die historischen Häuser ebenso. Da gibt es sicher viele interessante Ansätze.Wir sind ja noch ganz am Anfang...

Niederrhein Anzeiger: Sie haben früh in der Firma Hellmich die Verantwortung übernommen?

Walter Hellmich: Mit 24. Seit 43 Jahren also, seit 1968. Damals hatten meine Eltern sechs Angestellte in ihrer Transportfirma. Heute haben wir 1.000 Mitarbeiter und ich schätze jeden einzelnen! Das haben meine Mutter, haben die Eltern auch schon so gehalten.

Wir haben hochqualifizierte Bauingenieure, Poliere, Facharbeiter und bieten heute Bau-Management und beratende Dienstleistungen rund ums Bauen an. So konnten wir erfolgreich Straßen, Autobahnen, Seniorenheime, ziemlich große Sportstätten und viele andere Projekt verwirklichen.

Niederrhein Anzeiger: Fußballstadien, Stichwort MSV! Sie haben die Duisburger mit dem Stadionbau wieder auf vernünftige Beine gestellt. Und mit der Mannschaft nie für möglich gehaltene Siege als Präsident gefeiert. Lieben Sie eigentlich sogenannte „unlösbare“ Aufgaben? Und wie lange haben Sie mit Dawnay Day über das Hertie-Grundstück verhandelt?

Walter Hellmich (lächelt): Meine Frau bewahrt mich vor wirklich „unlösbaren“ Aufgaben. Hertie? Schon 1999 habe ich da mit Verhandlungen begonnen. Seinerzeit noch mit Karstadt. Wir wollten damals schon ein attraktiveres Einkaufscenter für die Stadt.

Dann kam die Umwandlung in Hertie, da haben wir noch mal drei Jahre mit der neuen Konzernspitze verhandelt. Dann mit Dawnay Day, die in Insolvenz gingen. Ein Mitbewerber soll denen 500 Millionen Euro für alle Hertie-Häuser bundesweit geboten haben. Den haben die Londoner Dawnays nicht mal zurück gerufen!

Langer Atem
Zu mir sind sie dann zweimal gekommen, getroffen haben wir uns in Duisburg. Ja, da braucht man einen langen Atem. Dafür geht es jetzt, nach 12 Jahren Vorgeschichte, schnell weiter. Schon Ende des Jahres wird abgerissen. Aber, nageln Sie mich nicht auf ein Datum.

Niederrhein Anzeiger: Der Rat tagt am 19. Oktober, der neue Betreiber steht dann schon in der Vorlage! Wie ist die Unterstützung der Stadt nach dem überraschenden Partnerwechsel?

Walter Hellmich: Seitens der politischen Spitze und der Stadtverwaltung durchweg sehr gut. Bürgermeister Heidinger, der neue Baudezernent Palotz und Stadtplanungs-Chef Ruhdorf haben sich ins Zeug gelegt. Dr. Palotz war in München sogar richtig „euphorisiert“. Und ehrlich gesagt, ich bin das auch!

Niederrhein Anzeiger: Walter Hellmich, auch im Namen aller Leser Danke für die exklusiven Einblicke in Ihre Neutor Galerie, für die Neuigkeiten und das offene Gespräch! (Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 41/11 cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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