"Alle reden vom Bahnhofs-Lift? - Wir nicht!?"

Die Seniorenvertretung DIN ist empört über die Deutsche Bahn, „die ihr  Versprechen offen bricht?“ Fahrstuhl - frühestens 2016/2017 statt wie angekündigt 2013/2014. Und zum Ende  diesen Jahres auch keine städtischen Treppen-Helfer mehr. „Von einer Notfallnummer für Ein- und Aussteige-Hilfe ganz zu schweigen?!“. Das Wort „Bahnhof“ ist auch schon nirgends mehr zu finden.  Foto: cd
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  • Die Seniorenvertretung DIN ist empört über die Deutsche Bahn, „die ihr Versprechen offen bricht?“ Fahrstuhl - frühestens 2016/2017 statt wie angekündigt 2013/2014. Und zum Ende diesen Jahres auch keine städtischen Treppen-Helfer mehr. „Von einer Notfallnummer für Ein- und Aussteige-Hilfe ganz zu schweigen?!“. Das Wort „Bahnhof“ ist auch schon nirgends mehr zu finden. Foto: cd
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Ein Bahnhof, der nicht mehr so heißen darf, mit einem Fahrstuhl, der nicht kommen darf... Mit einer verblüffenden Entschuldigung versucht die Deutsche Bahn jahrelange Vertröstungen zum Bau-Beginn Bahnhofs-Lift sogar CDU-MdBs gegenüber zu rechtfertigen. Und kündigt eine weitere Verschiebung an. Oder eine neue Ausrede?

Gleich beide CDU-Parlamentarierinnen unserer NA-Region, beide im engen Kontakt zur Bundeskanzlerin, schrieben, auch aufgrund der Berichte hier (siehe zB lokalkompass.de/ 485859) an DB-Chef Dr. Grube persönlich. Heikel dabei: die einstige Staatsbahn wurde unter Grube-Vorgänger Mehdorn „formell privatisiert“ zum Konzern - seither hat die so extrem sparende Bahn AG jährlich Millionen Gewinn in den Etat des Bundes einzuspülen, ihrem einzigen Aktionär.

Der neueste DB-Plan, ironisch: „Lift 2016/17’“ genannt: statt - wie einst zu hören – 2013/14 (Bericht und Kommentar „Na also - geht doch!“) sei nun gar nicht mal 2015, sondern nicht vor 2016, eigentlich wegen Voranmeldung 2017 mit dem Bau-„Beginn“ des seit Jahrzehnten überfälligen Fahrstuhl-Einbaus zu rechnen. Um den älteren Mitbürgern, Müttern mit Kinderwagen, Behinderten mit und ohne Rollstuhl oder schlicht: Reisende mit schweren Koffern wie vorgeschrieben am steilen Treppenzugang vorbeizuhelfen. (sh. NA-Glosse „Haltepunkt auf freier Strecke?“)

Dinslakens frühere Bürgermeisterin Sabine Weiss (CDU,MdB) und ihre Fraktionskollegin Marie-Luise Dött (CDU,MdB) erhielten jedoch keine Antwort von ihrem „Leitenden Angestellten“, dem DB-Chef. Grube ließ seinen NRW-Konzernbevollmächtigten Rainer Latsch „direkt“ vom Düsseldorfer Hauptbahnhof (Fahrstuhl am Südausgang) antworten. Latschs Brief steht - wie die jahrelangen NA-Vorberichte - ab sofort im Nachrichtenportal dieser Zeitung hier in voller Länge für Jeden nachlesbar

Während Latsch, wie er schreibt, bislang nur „verschiedene Anfrager aus dem politischen Raum sowie von mehreren Organisationen“ informiert habe (und nicht diese Zeitung), landete sein Brief dennoch auf meinem Redaktions-Schreibtisch. Zu groß ist die Empörung über alle Parteigrenzen hinweg.

Gut verpackte Nachrichten-„Bombe“

Vor der sehr unverbindlichen Schlussformel, die Bahn „unterstütze mit aller Nachdrücklichkeit die Realisierung“ verpackt Latsch (Konzern-Briefbogen: DB Mobility, Networks, Logistics) die eigentliche Nachrichten-„Bombe“: Man habe da erst in Sommer 2014 beim langjährigen Planen des kleinen Fahrstuhls etwas entdeckt – während SPD-Politiker von Landesregierung über den Kreis bis Bürgermeister Heidinger noch stolz an die endlich erfolgende Lift-Fertigstellung für 2014, dann 2015 glaubten, ja parteiübergreifend sogar eigene Zuschüsse im Stadt-Etat für den Lift der Bahn locker gemacht worden waren. Hier gemäß der Bahn-Richtlinie „Compliance“ verstehbar die Übersetzung aus den umschreibenden Zeilen Latschs in leichte Sprache:

Um den Standard-Lift (wie üblich) einfach einzubauen, müsse ausgerechnet in Dinslaken dafür plötzlich...das Bahnsteig-Dach darüber teilweise abgebaut werden!
Habe man nicht geahnt. Öffnet man aber das Dach über dem Lift-Platz („teilweiser Rückbau“), müsse der mehrere Meter weit entfernte Fahrdraht („15.000 Volt unter Spannung“) abgeschaltet werden.

Für länger?

Auch das nicht vorauszusehen. Und dann könne natürlich kein Zugverkehr mehr stattfinden („zeitweilig komplette Stillegung des Bahnhofs und damit verbundene Einschränkungen im Bahnbetrieb der Region“ ! (Der ganzen Region?) Sowas aber (intern im Bahnjargon nett „Sperrpausen“ benannt) müsse „im Regelfall mehrjährig (mind. 32 Monate)“ vor Beginn „eingereicht“ werden. (Zwei dreiviertel, fast drei Jahre. Tja, da kommt ja eigentlich 2017 raus?!).

Träfe sich gut, dass da für 2016 schon eine Streckensperrung geplant wäre, das also wär der früheste Baubeginn. Brief-Wortlaut siehe Original im Netz. Und solche Fahrstühle, wie sie zwar hundertfach auf Bahnhöfen längst eingebaut wurden, hat die Bahn ja nicht etwa auf Lager. Und „beim Lieferanten bestellt“ werden darf erst, wenn die geänderten Planungs-Unterlagen fertig sind. Wären sie aber jetzt (inkl. Dachschaden). Fazit: die Bahn entscheidet, auch wenn Stadt und VRR weitgehend den Lift bezahlen. Kein Politiker gibt Ohnmacht gerne zu, so waren Zweifel nur inoffiziell zu hören.

Von Zweifel 1 bis Zweifel 4

Zweifel 1 an der Planungs-Qualität: ein längst überfälliger Standard-Lift-Einbau seit Jahren angeblich geplant - und plötzlich muss das Dach abgedeckt werden? Wieso? Latschs O-Ton: jetzt „erst aufgrund der Planungstiefe ersichtlich“.

Zweifel 2 am Umfang des angeblich nötigen Abdeckens: über dem Bahnsteigdach am Fahrstuhl läuft gar kein Fahrdraht, zahlreiche Bahn-Fahrstühle wurden ohne jede Dach-Öffnung oder gar Strom-Abschaltung eingebaut, auch die Bahn-Planer für Bf Din hatten sowas jahrelang nicht im Entferntesten geahnt.

Zweifel 3 nähren auch bewußt (?) ungenau formulierte Zeiträume: Eine Dachstelle über der Bahnsteigmitte ist schnell abgedeckt und selbst ein ja nur aus Sicherheit abgeschalteter, meterweise entfernter Fahrdraht setzt keine Antrags-„Sperrpause“ voraus: Jeder Fahrgast kennt langen Bahn-Stillstand wegen „nassem Laub“ auf den Schienen.

Zudem können 4. dieselgetriebene Loks für vorübergehenden Regional-Pendelverkehr eingesetzt werden. Zweifel also an der Notwendigkeit angeblich „zeitweise kompletter Bahnhofs-Stillegung“ (für wahlweise Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate?).

Eine Stellungnahme der MdBs zum Brief Latschs erreichte uns nicht. Bitten um Vertraulichkeit von Politikern, Informanten und bei engagierten Bürgern sind zu achten. Doch liefen inoffizielle Reaktionen auch auf höchsten Ebenen, die ich fragte, in die gleiche Richtung: Mancher „empfand den Eindruck dreister Unwahrheit“, mancher einen Hinweis auf „finanziellen Druck in Sachen Betuwe“, manch einer fährt sowieso mit dem Dienstwagen. Finden sich sogar Drohgebärden zwischen den Briefzeilen des regionalen Konzern-Bevollmächtigten, wie sie auch beim VRR öfters bei Auseinandersetzungen beklagt wurden? Nach der unausgesprochenen Devise: Wir können den Bahnhof auch herabstufen, er ist kein Knotenpunkt wie etwa Oberhausen.

Noch in diesem Oktober...

Immerhin hat der MdB-Druck, auch durch die Berichterstattung dieser Zeitung, ihr Echo bis Berlin und Düsseldorf erreicht: Reiner Latsch hat i.A. von Bahnchef Grube schriftlich zwei MdBs am 27. Oktober persönlich zugesichert, praktisch innerhalb von 48 Stunden dem Eisenbahn-Bundesamt EBA „die termingerecht fertiggestellten Planunterlagen zum Erlass des Plangenehmigungsbescheides zu übergeben.“. Und im Lokalkompass ist dies nun öffentlich.

Latsch: Da das EBA den Bescheid noch im Dezember erlassen wolle, könne der Antrag auf Finanzierung beim VRR vor Jahresende gestellt werden. (Die Fördermittel wären sonst wie befürchtet verfallen!).

Was alles nach dem bisherigen Verlauf der unendlichen Geschichte nicht heißt, dass der Fahrstuhl auch gebaut wird: „die Bahn unterstützt die Realisierung.“ steht da. „Wir bauen den Lift!“ klingt anders. (Text: Caro Dai).

Kommentar: Für Dachschaden - tief geplant

Erst „Planungstiefe“ hätte ergeben, schreibt der Bahn-Regionalchef an CDU-MdBs, ein Bahnhofs-Lift käme nun doch nicht wie verschoben 2015, frühestens 2016. Plötzlich muss das Bahnsteig-Dach (!) geöffnet werden, dazu will Mr. 15000-Volt den Fahrdraht abschalten, den „Bahnhof“ komplett still legen, sowas brauche 3 Jahre Anmeldung, hätte man grad entdeckt. Entweder hatten die DB-Planer einen Dachschaden (nicht entdeckt) oder die DB hat ein Problem mit Credibility; nicht mit „Mobility“ (Chef-Briefkopf) sondern mit Glaubwürdigkeit. Weitere Jahre, in denen sich Rolli-Fahrer schmutzige Treppen hochrobben müssen, die Stadt sogar die Hilfs-Träger entlassen will, Fahrgäste (und wichtige Politiker) gar glauben, der Lift käme nie, Dinslaken solle zum Haltepunkt zurückgestuft werden. Ein Trauerspiel, als Stadt so eine Bahn zu haben. (Text: Caro Dai).

Autor:

Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken

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