Emscher-Renaturierung: Alles im Fluss...

Emscher-Idyll fotografiert von der Konrad-Adenauer-Brücke in Dinslaken. Foto: jape
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Über 100 Jahre ätzende, industrielle Abwässereinleitung in die Emscher waren einfach genug. Vor über 20 Jahren wurde ein Masterplan zur Renaturierung der Emscher gestartet.

Dinslaken. Seit den 90er Jahren wird fleißig und mit einigem Erfolg entgiftet und renaturiert. Fische wurden wieder angesiedelt und Kunstprojekte auf den Emscher-Inseln installiert. Der böse, dreckige Teil der alten Emscher wurde kanalisiert und darüber wurde ein neues, sauberes (rund 83 Kilometer langes) Emscher-Flussbett gezaubert. Welches sich inzwischen bestens mit natürlichen Zuflüssen und Regenwasser gefüllt hat.

Jetzt ist die Emscher-Mündung bei DIN dran

Die Maßnahmen nähern sich nun allmählich der Flussmündung und so muss auch Dinslaken als Emschermündung-Stadt erstmal mit dem unangenehmen Teil der Renaturierung klar kommen.

Der Masterplan „Emscher: Zukunft“ der naturgemäß das große Ganze im Blick hat, schwächelt noch ein wenig in den Details hier vor Ort. In einem derzeit vorliegenden Änderungsantrag der Emschergenossenschaft soll die Strecke erstmal bis zur Mündung um 650 Meter verkürzt werden, da ja auch noch immer der Kohlehafen von Evonik in direkter Mündungsnähe gebaut werden soll.

Der Fluss vom Klärwerk „Emschermündung“ bis zu seiner Mündung in den Rhein soll vorerst kanalisiert bleiben. Geplant bleibt dennoch ein natürliches Mündungsdelta mit renaturierten Auen. In einer aktuellen Presseerklärung zu den geänderten Plänen weisen der NABU und BUND u.a. darauf hin, dass die Verrohrung der „tiefergelegten“ Abwasser-Emscher bis zur Mündung noch gar nicht fertig ist. Und somit ungeklärt bleibt, wie bei starken Regenfällen verhindert werden soll, dass die Emscher-Auen nicht mit Fäkalien aus dem Klärwerk überschwemmt werden.

Auch das Problem der chloridhaltigen Grubenwässer, die die Emscher-Auen versalzen, und in den Rhein gelangen können, ist nicht gelöst.

(NABU und BUND Presse-Erklärung hier anklicken zum Nachlesen)
Die Emschergenossenschaft rechnet noch vor den Sommerferien mit der Genehmigung der Düsseldorfer Bezirksregierung für die neuen rund 50 Millionen Euro teuren Ausbaupläne. Sodass wohl noch Ende des Jahres oder spätestens im Frühjahr 2014 mit den Baumaßnahmen begonnen werden könnte.

Brücke Hagelstraße muss weichen

Die Brücke an der Hagelstraße in Eppinghoven wird weichen müssen. Sie stört den Strömungsverlauf der Emscher. Projektleiter Reinhard Ketteler weiß um die Sorgen der Eppinhovener: „Leider ist die Brücke aus hydraulischen Gründen nicht zu halten.
Wenn die alte Brücke abgerissen wird, müssen die Eppinghovener für 2 bis 3 Monate Umwege fahren. Danach soll es eine Behelfsbrücke geben.“
Kettler und seine Mitstreiter haben die Hoffnung, dass bis 2016 die Arbeiten samt Durchstich zum Rhein gelungen sein werden. Bis dahin wird allerdings noch viel Erde bewegt und abtransportiert werden müssen. Denn das Bodenniveau soll gesenkt werden, damit die geplante Emscher-Mündungsaue entstehen kann. Laut Projektchef Ketteler wird 80% des Erd-Abtransportes anwohnerschonend über das freie Feld abgewickelt: „Und solange bleibt die Emscher, wo sie ist.“
Um auch ein positives Zeichen zu setzen, wurde letzte Woche der Grundstein für den sogenannten „Emschermündungshof“ am Hagelkreuz gelegt. Ein seit längerem leerstehender, in den Emscherauen gelegener, alter Bauernhof wird zu einem kulturellen Hotspot umgebaut.

Neuer Kultur-Hotspot „Emschermündungshof“

Das neue Info-Zentrum soll ab Sommer zum Ausflugsziel für Kulturbegeistere und Touristen werden. Denn von den 1000 Zelten des chinesischen Künstlers Ai Wei Wei werden auch 50 an der Emschermündung stehen. Wer in den kultigen Zelten übernachten möchte, kann dies dann auch im „Emschermündungshof“ buchen.
Auch ein Wasserverdampfer des Künstlers Rainer Maria Matysik, der alle drei bis fünf Minuten in seinem Projekt „Fluss wird Wolke“ kunstvolle Wasserdampf-Wolken in den niederrheinischen Himmel steigen lassen will, wird zu sehen sein.
Der neue „Kultur-Hotspot“ wird sich auch nach der „Emscherkunst“ im Sommer ganzheitlich, ökologisch der Kulturpflege widmen: „Als Ort des Lernes, Erlebens und Erfahrens ökologischer Zusammenhänge“, samt Fahrradverleih und mit Gastronomie.

Anmerkungen zum Thema:

Olles Rheingold
Als „Kloake des Reviers“ war die Emscher berühmt und berüchtigt. Und alle, die Deutschlands saubersten Industriefluss noch aus wilden Abwassertagen kennen, erinnern sich lebhaft an den Geruch fauler Eier. Daran gemessen, ist die neue frische Emscher wirklich ein wahres Wunder. Wenn auch ein teures. 4,5 Milliarden Euro werden einmal mit ihrer Renaturierung in den Rhein geflossen sein. Und definieren damit den Mythos Rheingold völlig neu. Nach neuesten Erkenntnissen ist das Versenken des Nibelungeschatz ja auch eher als erste europäische Finanzkrise zu deuten: Die Nibelungen hatten sich schlicht verspekuliert und dann auf Anraten eines PR-Spezialisten alles Hagen von Tronje in die Schuhe geschoben („der das Gold im Rhein versenkt haben soll...“). Bei uns wird natürlich nichts versenkt, im Gegenteil: Es wird in PR-trächtige Emscherkunst investiert. Zum Beispiel in das Projekt „Fluss wird Wolke“: Eine Dampfmaschine soll aus Emscherwasser Wolken machen, die sich dann mit industriell erzeugten Wolken vom Voerder Kraftwerk vereinen können und vielleicht sogar gemeinsam(!) abregnen? Zu genießen in Ai Wei Weis wasserdichten Zelten an der Emschermündung. Da können die Rheintöchter ihr olles Rheingold doch einpacken!

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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