AK 2012 | Tor 10: Die Nikolausmütze.

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Während meine müden Augen den Adventskalender nach dem ersten Tor abtasten, überdenke ich immer wieder diesen seltsamen, aber durchaus passenden Traum, aus dem ich gerade erwachte. Passend deshalb, weil er weihnachtlich geprägt ist, und seltsam, weil ich weder an mir oder um mich herum kaum Weihnachtsstimmung entdecken kann.

So ein Traum würde nicht unbedingt im Frühling funktionieren. Er ist zum einen sehr von zwischenmenschlicher Wärme geprägt, das ja an sich kein Indiz gegen den Frühling ist, im Gegenteil. Im Frühling "tauen" viele ja auf, aber rund um Weihnachten, dem Fest der Liebe und roten Zahlen, sind wir all ein wenig netter zueinander. Man regt sich nicht über die senile Oma auf, die im Schneckentempo durch das enge Supermarktlabyrinth vor einem her schlurft. Man gibt dem Räuber freiwillig seine Geldbörse samt Smartphone, ohne laut um Hilfe zu rufen. Und man zeigt nur jedem Zweiten den Mittelfinger, der einem die Vorfahrt nimmt.
Zum anderen würde so ein Traum nicht außerhalb der Weihnachtszeit funktionieren, da er modisch stark von dieser Zeit abhängt. Schon alleine, weil ein wichtiges Detail des Traums meist in der Vorweihnachtszeit erwerbbar ist. Leider, muss ich hinzufügen. Denn eigentlich ist sie nur einer Person gegönnt - und das kann keine Lederstiefel-Schnalle oder Bushido-Prolet sein. Nur der Weihnachtsmann selbst sollte sich diesen Modefehltritt leisten. Es ging um eine Nikolausmütze.

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Wie war das noch gleich? Genau. Ich träumte, dass ich im Besitz einer ganz besonderen Nikolausmütze war. Jeder, der sie aufzog, verhielt sich wie der absolute Gutmensch. Sogar der übelste Rüpel wurde mit dieser Mütze nett, zuvorkommend, höflich und charmant.
Im Traum war ich natürlich total hingerissen davon und wollte sie direkt an jeder Person in meinem Umfeld austesten. Ich begann, aus finanziellen Gründen, mit meiner Mutter.

Ich: Probiere sie mal an, Mutter.
Mutter: Warum?
Ich: Sieht schick aus.
Mutter: Meinetwegen.
Ich: Und? Toll, ne?
Mutter: Ja, mein lieber Sohn, diese Mütze gefällt mir außerordentlich.
Ich: Wunderbar. Gibst du mir bitte bitte 100 Euro?
Großartig. Leider erwachte ich zu früh. Dabei hätte ich gerne nochmal mit meinem Chef und diversen Frauen geredet. Ob ich jedoch meinen Chef dazu überreden könnte, diese alberne Mütze aufzusetzen, lass ich mal dahingestellt. Geschweige denn von so mancher Dame. Wie sollte man das auch angehen? "Hallo, ich glaube, rot würde dir gut stehen. Setz die doch mal auf, dann wirkst du gleich viel netter", kommt bestimmt nicht so gut. Außerdem duze ich meinen Chef nicht.

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Ah. Endlich.
Habe ich eigentlich erwähnt, wie ich an diese Mütze im Traum kam? Sie war im ersten Tor des Adventskalenders verborgen. Wer mir also in naher Zukunft begegnet, sollte sich umschauen, ob ich nicht eine komische Mütze dabei habe. Es könnte sonst teuer werden.

Autor:

Oliver Peters aus Dinslaken

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