Der RDB Bezirksverein Niederrhein ehrt seine Jubilare und wählt einen neuen Vorstand

Der neue Vorstand des RDB BV-Niederrhein
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Knapp 80 Bergleute versammelten sich am Sonntag den 19.03.2017 im Festsaal des Ledigenheims in Dinslaken-Lohberg zu Ihrer jährlichen Hauptversammlung.

Der erste Vorsitzende des BV-Niederrhein Silvo Magerl begrüßte die Anwesenden, besonders den Laudator der Jubilare Dr. Klaus-Dieter Beck, den Ehrenvorsitzenden Manfred Stratenhoff sowie die Ehrenmitglieder Karl Klumpers, Dietrich Balduhn, Georg Brandt und vom Ehrenrat Kamerad Erwin Heiermann. Vom befreundeten BV-Oberhausen konnten die Kameraden Hans-Werner Nowak und Walter Koblitz begrüßt werden.
Ebenso begrüßte er die Kameraden des Männergesangverein Concordia Lohberg unter der Leitung von Walter Buß, die den feierlichen Teil der Versammlung musikalisch untermalten. Der Chor bot zu seinem 100jährigen Jubiläum ein sehr schönes Repertoire seiner Lieder dar.

Die Totenehrung galt den verstorbenen Kameraden Werner Stuwe, Fred Kierzynowski, Peter Wobker, Hans-Peter Van de Kraats, Manfred Birrenkoven, Ekerhard Preugschas, Gustav Backhauß und Wilfried Wenzel.

Der zweite Vorsitzende des BV Peter Otte zeigte anhand der
1.Produktionsphase,
2.Stillsetzungsphase und
3.Ewigkeitsphase
die Unternehmensentwicklung der RAG auf: (Zitat)
„Die Produktionsphase läuft bekanntermaßen bis 2018.
In 2016 sind 3,6 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert worden. Für 2017 gilt es die fast gleiche Menge (3,7 Mio. Tonnen), in 2018 sind es dann noch gerade einmal 2,9 Millionen Tonnen. In diesem und im nächsten Jahr sind es noch genau 10 Bauhöhen insgesamt, die es zu bewältigen gilt.
Mit Auslauf der Produktion müssen die Haldenbestände sukzessive auf Null gefahren werden, sonst gibt es kein Geld für die Restbestände. Subventionen gibt es nur für verkaufte Kohlen, nämlich die Finanzierung aus Markterlösen und Absatzbeihilfen.
Auf dem Bergwerk Prosper Haniel wird derzeit ein Flöz mit der Mächtigkeit von fast 4 Metern in Bereich Zollverein in einer Tiefe von 1200 Metern abgebaut. Dazu wurde im Vorfeld ein neuer Schildausbau hergestellt. Die Besonderheit ist die, dass der Fahrweg für die Sicherheit aller Beschäftigten hinter die Schildstempel verlegt wurde.

Von 2019 bis 2021 läuft dann die Stillsetzungsphase.
Die Zahl der Beschäftigten ist von 2007 bis 2016 um 75 Prozent geschrumpft. Waren es in 2007 noch ca. 30.000 Beschäftigte sank die Zahl in 2016 auf ca. 6300. Hier gilt es festzuhalten, dass der Personalabbau weiterhin bedarfsorientiert umgesetzt wird.

Die Lage an den Finanzmärkten ist überaus kritisch zu sehen. Die Zinsentwicklung ist für die RAG ein Desaster. Nicht nur wir Kleinanleger bekommen den Niedrigzins zu spüren – im Besonderen die Unternehmen. Die Rückstellungen für die Altersversorgung und Bergschäden müssen ständig erhöht werden. Für beide Bereiche gleichermaßen zuletzt jeweils in mehrstelliger Millionenhöhe. All dieses wirkt natürlich ergebnisbelastend und ergebnismindernd.
Für die Finanzierung der Altlasten - also die endlichen Lasten - ist die RAG zuständig. Diese bestehen aus den Bergschäden, verfüllen von Schächten, Sicherung alter Schächte und Altbergbau sowie die Altersversorgung.
Es gibt insgesamt ca. 7500 alte Schächte, davon ca. 4000 an der Ruhr.
Von 2022 an beginnt dann die Ewigkeitsphase.
Die Ewigkeitsaufgaben bestehen aus der Grubenwasserhaltung, Poldermaßnahmen als auch der Grundwasserreinigung als Nachsorge. Die Finanzierung dazu wird dann durch die RAG-Stiftung erfolgen. Unabhängig von der Finanzierung bleibt die RAG für die Abwicklung verantwortlich.
Seit Mitte letzten Jahres läuft im Ruhrrevier die erste moderne Brunnenwasserhaltung auf Walsum - bisher einzigartig im Steinkohlenbergbau. Über Steigrohre wird das Grubenwasser mit einer Tauchmotorkreiselpumpe nach über Tage gehoben. Die Pumpe - ca. 12 Meter lang und ein Gewicht von 20 Tonnen - pumpt das Grubenwasser mit annähernd 80 bar an die Tagesoberfläche.
Es kann festgehalten werden, dass
die Planung für die nächsten Jahre steht
die betrieblichen Ergebnisse hervorragend sind
die Anstrengungen in Bereichen Lean, AGU, fortgesetzt werden
der Personalabbau weiterhin bedarfsorientiert umgesetzt wird
die Probleme und Hürden für die Zukunft erkannt sind und überwunden werden müssen die Planung so ausgerichtet ist, dass die gegebenen finanziellen Mittel reichen
Alle Vorbereitungen für ein würdevolles Ende des aktiven Bergbaus laufen!
Unter der Überschrift Glückauf Zukunft laufen alle Projekte zur würdigen Verabschiedung unseres heimischen Steinkohlenbergbaus. Insgesamt stellt die RAG-Stiftung dazu mehrere Millionen Euro zur Verfügung. Darin enthalten ist unter anderem die Finanzierung und Modernisierung des deutschen Bergbau Museum Bochum, die Buchreihe Unter Uns als auch die zentrale Abschiedsveranstaltung für den deutschen Steinkohlenbergbau im Dezember 2018 auf Zollverein sowie viele andere Maßnahmen.“

Nach diesem sehr informativen Kurzvortrag von Kamerad Peter Otte übernahm der ehemalige Bergwerksdirektor des Bergwerks Friedrich-Heinrich Herr Dr. Klaus-Dieter Beck die Jubilarehrung. Er beschrieb die Entwicklungen auf dem Welt-Kohlemarkt und schlug immer wieder den Bogen zu seiner Vita und den beruflichen und privaten Stationen seines Lebens:
Sein Credo: Der Beruf des Kohle-Bergmanns ist alles andere als eine aussterbende Zunft, wir in Deutschland leben mit diesem Beruf nur im falschen Land!
1998 ging er in die USA, um dort als sogenannter „Expat“ das dortige amerikanische Management zu unterstützen. Im Jahr 2000 erwarb RAG dann eine der größten US Kohlegesellschaften mit Namen Cyprus/Amax und war damit - einschließlich der Beteiligungen in Australien und Venezuela - damals einer der größten privaten Kohlenbergwerksunternehmen der Welt mit über 100 Millionen Tonnen Jahresförderung. Herr Dr. Beck musste in seiner Führungsposition mehrmals innerhalb der USA umziehen, bis im Jahre 2004 eine neue Konzern-Strategie von der RAG formuliert wurde: „Raus aus dem Auslands-Kohlebergbau!“.
Das Senior Management Team des Kohleproduzenten wollte den deutschen Ingenieur im Top Management behalten und man (– ebenso die eigene Familie -) überredete ihn, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu bleiben. Ende des Jahres 2004, nur knapp 6 Monaten nach dem Verkauf von RAG an die neuen Eigentümer, wurde in einer Boom Phase der Rohstoffmärkte die Firma „Foundation Coal“ , wie sie nach dem Verkauf nun hieß, tatsächlich sehr erfolgreich an der Börse in New York platziert.
Im Jahr 2007 bot sich Herrn Dr. Beck die Möglichkeit, ein Kohlenbergwerks-unternehmen als CEO (Chief Executive Officer) in Ostrava/Tschechien an der Grenze zu Polen zu führen. Als ehemals staatliches Steinkohle-Unternehmen war diese Firma mit Namen OKD privatisiert worden und sollte mit modernem westlich orientiertem Management geführt werden, um es dann zu gegebener Zeit auch an der Börse in London zu platzieren. OKD betrieb (bis 2016) dort Abbau auf der gleichen Lagerstätte, in der Polen auch heute noch intensiv Kohlenbergbau betreibt - nur mit dem Nachteil, dass die Tschechen auf dem Ausläufer dieses Beckens mit erheblich mehr geologischen Problemen zu kämpfen haben. In 2007 waren noch 5 Bergwerke mit einer Jahresförderung von knapp 13 Millionen Tonnen aktiv.
Man konzentrierte das Unternehmen auf die Verbesserung der Technik und auf eine Planung, die Lebensdauer der Bergwerke auf etwa 20 Jahre zu vergrößern - statt wie bis dahin von 6 bis 8 Jahren. Hieraus konnte man eine Story entwickeln, die das Unternehmen börseninteressant erscheinen ließ – und tatsächlich konnte das Unternehmen im Frühjahr 2008 in London an die Börse gebracht werden. Nach einer Verlängerung im Jahr 2010 endete der Arbeitsvertrag bei OKD am Ende des Jahres 2012. Doch an einen Ruhestand war noch nicht zu denken, eher an Altersteilzeit! Ab dem Jahre 2012 verfielen langsam die Rohstoffpreise und fast alle Bergbauunternehmen weltweit hatten ihre Probleme mit dem Absatz.
Im Jahr 2012 suchte die russische Firma SUEK ein „Board“-Mitglied! - anders als ein Aufsichtsrat in Deutschland arbeitet ein „Board“ viel enger mit dem operativen Management (dem Vorstand) zusammen. Verteilt auf ein Jahr sind das ca. 2 bis 3 Monate. Das Unternehmen SUEK war und ist das größte Kohleunternehmen in Russland und auch inzwischen der zweitgrößte Kohle-Exporteur der Welt - mit einer Jahresförderung von mehr als 100 Millionen Tonnen.
Das russische Unternehmen gehört einem der sogenannten Oligarchen und ist über 11 Zeitzonen in Russland verteilt -- von eigenen Hafenkapazitäten ganz im Nord-Westen in Murmansk für den europäischen Markt, über die Hauptverwaltung in Moskau, Bergwerken in Sibirien bis hin zu Hafenanlagen in Maly und Vanino im Süd-Osten an der Pazifik-Küste für den asiatischen Markt, der im Übrigen 2/3 des Weltmarktes für Kohle abnimmt.
Alleine im nördlichen Sibirien gibt es eine bisher nicht erschlossene Kohlenlagerstätte von der dreifachen Größe Frankreichs. Das Problem ist nur, das zur Erschließung mehrere Tausend Kilometer Eisenbahn zu legen wären, ganz abgesehen von der restlichen fehlenden Infrastruktur.
Paradox - SUEK, das Unternehmen, in dem Dr. Klaus-Dieter Beck derzeit tätig ist, hat die dramatische Krise der letzten Jahre durch den drastischen Verfall des Rubels einigermaßen gut überstanden. Die wesentlichen Kosten des Unternehmens waren und sind im Rubel Raum, aber die meisten Erlöse sind als Exporteur in US Dollar. So konnte man bei dem drastischen Preisverfall der Kohlen auf dem Weltmarkt die Produktionskosten gerechnet in US Dollar auf den Bergwerken bei etwas über 10 USD pro Tonne halten. Mit Transportkosten von etwa 30 USD pro Tonne zu den Küsten und bei den gefallenen Erlösen von unter 50 USD konnte SUEK immer noch ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis halten.
Dann versuchte Herr Dr.Beck die Entwicklung des Weltkohlenmarktes in den letzten Jahren zu erklären:
Es beginnt mit China.
China hat über fast 2 Jahrzehnte alle Rohstoffproduktions-Kapazitäten der Welt quasi aufgesaugt, wobei es mit einer Kohlenförderung von fast 4 Milliarden Tonnen im Jahr 2013 selbst der größte Produzent war und laut einer kürzlich veröffentlichter Statistik 2015 immer noch mit 3,75 Milliarden Tonnen der Größte ist. Und dennoch hat China in diesen Boom Jahren trotz eigener hoher Förderung immer noch Kohlen importiert, alleine im Jahr 2015 noch über 200 Millionen Tonnen. Das hatte natürlich Bergbaufirmen in den großen Kohlenexportländern in Australien, Afrika und Russland animiert, deren Kapazitäten auszuweiten und neue Bergwerke zu planen. Deren Inbetriebnahme begann dann in den Jahren ab 2008 bis 2010 - und diese zusätzlichen Produktionsmengen wurden auf dem Markt angeboten.
Das dies dann zu einem Verfall der Preise führen musste ist verständlich, zumal China nicht nur die eigene Produktion kurzfristig reduzierte, sondern auch die Importmengen beschränkten. Allein im Jahr 2015 wurde die Importmenge um 70 Millionen Tonnen reduziert. Wenn man bedenkt, dass das gesamte Volumen des Weltkohlehandels für Kraftwerkskohlen in der Größenordnung bei 900 Millionen Tonnen und das von Kokskohlen in der Größenordnung von 300 Millionen Tonnen liegt, sind solche Mengenveränderungen in der Nachfrage für die Preisentwicklung erheblich.
Die Preise für Kraftwerkskohlen, die in den Jahren zwischen 2009 und 2011 zuvor bei bis zu 100 US Dollar pro Tonne und die von Kokskohlen bei bis zu 300 US Dollar lagen, waren Anfang des Jahres 2016 auf unter 50 US Dollar für Kraftwerkskohle und bis zu knapp 80 US Dollar für Kokskohlen gefallen.
Dieses im Wesentlichen aufgrund der weltweiten Überkapazität von 270 Millionen Tonnen im Jahr 2013 und immer noch 100 Millionen Tonnen in 2015, obwohl ab 2013 drastische Förderrückgänge weltweit zu verzeichnen war.
Welche Rolle spielte die USA in dieser aufkommenden Krise? Der Boom des Frackings in den Jahren ab 2006 in den USA hatte dort plötzlich Zugang zu extrem günstigem Gas und Erdöl geführt, so das Gas - bezogen auf den Heizwert - erstmals in der Geschichte günstiger wurde als Kohle.
Stromunternehmen stellten ihre Stromerzeugung von Kohle auf Gas um, wo immer es ging. US Kohleunternehmen versuchten dann natürlich ihre überflüssige Förderung auf den Weltmarkt unterzubringen, was natürlich die Weltmarktpreise zusätzlich drückte. Hinzu kam dann auch die Anti-Kohle-Strategie der Obama-Administration, die bewusst Kohle aus der Stromerzeugung verdrängen wollte. Es wurden keine sogenannte „Mountain-Top-Removal- Permits“ mehr genehmigt und auch die Vergabe von staatlichen Kohlefeldern zum Abbau wurden mit großen Hürden versehen.
Um die Größenordnung des Rückgangs der Förderung alleine in den USA zu verdeutlichen, hier die Zahlen: Die Förderung lag dort in der Hochphase bei fast 1,1 Milliarde Tonnen in den Jahren 2011 und 2012. Im letzten Jahr lag sie nur noch bei etwas über 700 Millionen Tonnen.
Ein dritter Grund für die negative wirtschaftliche Entwicklung der Bergbauunternehmen in jüngster Zeit war eine deutlich zu hohe Schuldenlast dieser Unternehmen. In Erwartung des stetigen Wachstums in der Rohstoffnachfrage hatten diese Bergbauunternehmen ihre weltweiten Expansionspläne mit Krediten finanziert. Nun bekamen sie erhebliche Schwierigkeiten, die Zinsen und Rückzahlung von diesen Krediten zu stemmen.
Die Zahlen sind aus dem „Global Energy Statistical Yearbook 2016“ und von der Marketingabteilung der Firma SUEK in der Schweiz.
Während in Deutschland permanent das nahe Ende des Kohlenbergbaus - und zwar nicht nur des Steinkohlen- sondern auch des Braunkohlenbergbaus - vorhergesagt wird, zeigt die Realität weltweit trotz der letzten Krise ein anderes Bild.
Im Jahr 1998 betrug die Förderung von Stein- und Braunkohlen weltweit etwa 4,5 Milliarden Tonnen. Im Jahr 2013, der Spitze der bisherigen Weltförderung lag diese Zahl bei etwas über 8 Milliarden Tonnen und ging dann bis 2015 auf etwas über 7 Milliarden Tonnen zurück und hat sich auch im Jahr 2016 auf diesem Niveau gehalten. Ein Ende des Kohlenzeitalters jetzt schon vorherzusagen halte ist also für etwas vorschnell!
Die größten Exporteure für Kraftwerkskohle auf der Welt im Jahre 2016 waren Indonesien mit 360 Millionen Tonnen, Australien mit 210 Millionen Tonnen, Russland mit 120 Millionen Tonnen, Kolumbien mit 90 Millionen Tonnen und Süd-Afrika mit 70 Millionen Tonnen.
Was passierte ab Mitte des Jahres 2016 so plötzlich, was keiner so vorher gesehen hatte? China entschloss sich Mitte des vergangenen Jahres, fast 800 Millionen Tonnen Förderkapazität still zu legen - aus ökologischen, aber auch aus ökonomischen Gründen, da viele Bergwerksgesellschaften in die Verlustzone geraten waren, ihre Schulden nicht mehr bedienen konnten und Arbeitslöhne nicht mehr bezahlt wurden. Um soziale Unruhen zu vermeiden und wenigstens die Lage der großen Unternehmen zu verbessern wurden über 1.600 Bergwerke geschlossen und die Arbeitstage für die Verbleibenden auf 276 pro Jahr beschränkt.
Diese Maßnahmen hatten einen sofortigen Effekt auf dem Weltkohlemarkt, da es zu einem Mangel an eigenen geförderten Kohlen innerhalb Chinas kam und diese Mengen kurzfristig auf dem Weltmarkt nachgefragt wurden. In der Zwischenzeit hatten sich die Haldenbestände weltweit so drastisch verringert, dass sich dieser plötzliche Nachfrageschub direkt auf die Preisgestaltung auswirkte. Der Preis für Kraftwerkskohlen sprang ab Mitte 2016 wieder auf fast 100 US Dollar und der für Kokskohlen auf 300 US Dollar.
Die wirtschaftliche Situation insbesondere der großen Kohleproduzenten weltweit änderte sich schlagartig. Sogar geplante vereinzelte Verkäufe von Kohlebergwerken - um Schuldenlasten zu verringern - von den großen Spielern dieser Welt wie BHP-Billiton, Rio Tinto, Glencore oder Anglo American, wurden kurzfristig wieder zurückgezogen.
Und wieder reagierte die chinesische Zentralregierung. Die drastischen Preisanstiege hatten natürlich negativen Folgen für die Volkswirtschaft in China. Die Zentralregierung nahm deswegen einige Produktions-beschränkungen Anfang diesen Jahres 2017 wieder zurück und entwickelte einen Plan, den Welt-Markt über Produktionsbeschränkungen im eigenen Land so zu steuern, dass sich der Preis für Kraftwerkskohlen auf dem Weltmarkt in einem Bereich von 70 bis 75 US Dollar einpendeln - wo er zurzeit auch liegt.
Wie ist nun langfristig der Kohleverbrauch der Welt einzuschätzen?
China setzt weiterhin auf Kohle und plant, bis zum Jahr 2022 etwa alle 2 Wochen ein neues Kohlenkraftwerk in Betrieb zu nehmen. Auch wenn einige Projekte aus ökologischen Gründen gestoppt sind oder noch werden, ist weiterhin davon auszugehen, dass eine Vielzahl dieser neuen Kohlekraftwerke dazu dienen, alte Kraftwerke aus Umweltschutzgründen zu ersetzen. Weitere derzeit ca. 1.000 mit Kohle befeuerte Kraftwerksprojekte im Übrigen Asien wie Indien, Japan, Vietnam, Philippinen, Süd-Korea und Afrika sind entweder in der Planung oder in der Bauphase. Die meisten dieser neuen Kraftwerke werden mit HELE Technologie (High Efficiency Low Emission) ausgerüstet, um den ökologischen Anforderungen aus dem Pariser-Abkommen zu genügen.
Auch Indien wird ein zunehmend wichtiger Markt für Importkohle. Alleine im letzten Jahr hat Indien 160 Millionen Tonnen importiert, um den wachsenden Hunger nach Strom zu befriedigen. Interessant ist übrigens auch die Einschätzung der Marketing-Abteilung von SUEK, das die stark steigende Nachfrage von Elektroautos in China - mit einem Bestand von 550.000 Autos alleine Ende letzten Jahres - nicht durch regenerierbare Energien gedeckt werden kann. Man benötigt hierfür also neue, umweltverträglichere mit Kohle betriebene Kraftwerke.

Zusammenfassend: die Menge der auf dem Weltmarkt gehandelten Kraftwerkskohlen wird sich in den nächsten 10 Jahren weiterhin im Bereich von 900 Millionen bis 1 Milliarde Tonnen bewegen, allen Bewegungen weg von der Kohle und reduzierter Nachfrage durch China zum Trotz.
SUEK glaubt, das alleine in China derzeit durch neue und moderne Bergwerke knapp 40 Millionen Tonnen an neuer Förderkapazität pro Monat gebaut werden mit dem Ziel, kleinere Bergwerke mit schlechten Sicherheitsstandards still zu legen und auch die Importabhängigkeit zu reduzieren. Asien - auch außerhalb Chinas - ist und bleibt der Treiber dieser Entwicklung für Kraftwerkskohle.
Und wie sieht es mit der Kokskohle aus? Letztes Jahr wurden weltweit 300 Millionen Tonnen gehandelt, mit einem Anstieg zu dem Jahr 2015 von 3 %. Auch hier ist China wieder der Treiber des Marktes, da es alleine im letzten Jahr fast 50 Millionen Tonnen importierte. Der Hauptexporteur von Kokskohlen war, ist und bleibt Australien. Über 100 Millionen Tonnen der höherwertigen und 50 Millionen Tonnen der minderwertigen Kokskohlen wurden von dort in den Weltmarkt exportiert. USA und Kanada mit jeweils 33 bzw. 25 Millionen Tonnen im letzten Jahr werden aus Kostengründen ihren Anteil in Zukunft nicht mehr halten können, wenn sich der Preis für Kokskohlen - der sich zur Zeit wieder bei 150 USD pro Tonne eingependelt hat - nicht wesentlich über 200 USD bewegen wird.
Dieser Kokskohlen-Markt wird also langfristig mit leichten Wachstumsraten abgeschätzt, da Koks in der Stahlerzeugung nur bedingt ersetzt werden kann und die Nachfrage nach Stahl langfristig weltweit steigen wird.

Als Fazit seiner Ausführungen glaubt Herr Dr. Klaus-Dieter Beck nicht an ein nahes Ende des Kohlezeitalters. Er leugnet nicht den negativen Einfluss der Verbrennung von fossilen Brennstoffen - insbesondere der Kohle - auf das Weltklima. Er sehe nur, dass eine wirtschaftlich vertretbare Alternative zu Kohle außerhalb Europas und Nordamerikas einfach derzeit noch nicht vorhanden ist und auch die nächsten 20 Jahre nicht vorhanden sein wird. Wenn die Gestehungskosten pro kWh Strom aus Kohle in dem Bereich von 4 bis 8 Cent liegen und die aus Photovoltaik oder aus Wind bei uns immer noch deutlich über 10 Cent, ist dies auch verständlich.
Für seine umfangreichen Ausführungen über die Entwicklungen auf dem Welt-Kohlemarkt unter Einbeziehung seiner beruflichen und privaten Vita erntete er sehr viel Applaus der Anwesenden.

Dr. Klaus-Dieter Beck wünschte allen Anwesenden – aber im Besonderen den Jubilaren - viel Gesundheit und noch ein langes Leben, um seine Einschätzungen des Weltkohlenmarktes noch möglichst lange auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können!

Folgende Kameraden hatten ein Jubiläum zu feiern:

Arbeitsjubiläum „Erste Schicht vor 35 Jahren“:
Arnd Askerc, Thomas Chudowski, Frank Düpre`, Heiko Goebel, Klaus Gülzau, Holger Krippl, Ludwig Lechner, Claus Natho, Jochen Walachowski, Hans-Josef Weber, Dr. Martin Wedig, Wolfgang Wickert,

„RDB-Mitgliedsjubiläum 25 Jahre“:
Alfred Blitz, Joachim Donat, Klaus-Peter Ehrling-Schnelting, Andre Gansen, Matthias Kellermann, Rolf Koprowski, Michael Lukas, Josef Preuß, Dirk Staszak, Jens Steinberg, Dirk Wegener, Dr. Hubert Weustenfeld.

„RDB-Mitgliedsjubiläum 40 Jahre“:
Peter Balzer, Heiko Bohmann, Lothar Busch, Eduard Kroll.

„RDB-Mitgliedsjubiläum 55 Jahre“:
Rudolf Boscher, Klaus Braick, Hans Höffner.

„RDB-Mitgliedsjubiläum 60 Jahre“:
Horst Braick, Ulrich Gers, Werner Hörsken, Hansjörg Lillpopp.

(Bild: Die diesjährigen Jubilare des BV Niederrhein 2017)

Für 40Jahre Vorstandsarbeit wurde anschließend unser Kamerad und Ehrenmitglied Dietrich Balduhn mit einer besonderen Grubenlampe, einer Urkunde und einem besonders edlem Whiskey geehrt. Ebenso wurden zwei neue Mitglieder - Udo und Heinz-Jürgen Giering - in unseren BV feierlich aufgenommen.

Den offiziellen Teil der Jahreshauptversammlung

begann Silvo Magerl mit einem kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr 2016 mit seinem erfolgreichen Winterfest, der Jahreshauptversammlung, des Grillabends und unserer Weihnachtsmarkttour, Werksbesichtigungen, dem regelmäßig durchgeführten Stammtischen in Lohberg und Walsum und der geführten Motorradtour.
Nach dem Verlesen des Protokolls der JHV 2016 durch den Schriftführer Kamerad Auberg gab Kamerad Klare den Geschäftsbericht bekannt. Danach hat der BV-Niederrhein zum 31.12.2016 noch 505 Mitglieder, von denen noch 47 Mitglieder (9,3%) im aktiven Berufsleben stehen. Die Vorstandsarbeit wurde vorgestellt, der Internetauftritt des BV-Niederrhein auf seiner Webseite www.rdb-bvn.de aufgezeigt und dortige proklamierte Veranstaltungshinweise den anwesenden Kameraden empfohlen. Auch auf Facebook ist der BV vertreten. Es ist dem Vorstand ein Anliegen, den Kameraden auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst durch den BV eine bergmännische Heimat zu geben und die Kameradschaft zu pflegen. Daher wurden die Stammtischtermine in Walsum und Lohberg nochmals bekannt gegeben. Die öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Dokumentationszentrum DIZEUM in Dinslaken-Lohberg wurden vorgestellt. Hier hat der BV großen Anteil am Aufbau eines „deutschen Türstockausbaus“ und der Dokumentation einer Grubenlampensammlung. Auch Besucherführungen über das Gelände des ehemaligen Bergwerks Lohberg können arrangiert werden.

Der detaillierte Kassenbericht wurde vom Schatzmeister Uwe Grah verlesen. Die Zinsentwicklung macht nicht nur den Privatleuten sondern auch dem BV die Kontoführung schwer. Zudem wurden die Kontoführungsgebühren für unseren Bezirksverein seitens der Bank von einem Privatkonto auf ein Geschäftskonto umgestellt und somit erhöht.
– Die Kasse ist weiterhin i.O. !!! Dieses wurde durch den Kassenprüfbericht der Kameraden Volker Jahn, Volker Liese, Anton Vukas und Christopher Palmowski bestätigt. Sie bescheinigten eine einwandfreie und vorbildliche Kassenführung, so dass der Jahreshauptversammlung die Entlastung des Vorstandes und des Schatzmeisters für das Geschäftsjahr 2016 empfohlen werden konnte.

Somit wurde der alte Vorstand komplett entlastet, es konnte neu gewählt werden. Als Wahlleiter fungierte Kamerad Volker Jahn.
Kamerad Silvo Magerl stellte sich als Vorsitzender des BV-Niederrhein zur Verfügung und wurde per Hand-Akklamation einstimmig wiedergewählt.
Der „neue und alte“ Vorsitzende Silvo Magerl stellte nun die Kandidaten für den Vorstand vor, welcher danach in Blockwahl einstimmig gewählt wurde:
2.Vorsitzender: Peter Otte
Geschäftsführer: Andreas Klare
Schatzmeister: Uwe Grah
Schriftführer: Jochen Auberg
Weitere Vorstandsmitglieder: Dietrich Balduhn, Georg Brandt, Andreas Nowoczin, Carsten Möller, Jürgen Saborowski, Michael Bobsien,

Die Kameraden Volker Jahn, Gerd-Werner Linke, Christopher Palmowski und Uwe Weiß wurden für das Abrechnungsjahr 2017 als Kassenprüfer einstimmig gewählt.
Der wiedergewählte erste Vorsitzende Silvo Magerl beendete die Jahreshauptversammlung 2017 und lud zum festlichen Hauermahl, an dem noch viele interessante Gespräche geführt wurden.

Glückauf
Ihr und Euer
Jochen Auberg

Alle Bilder der Jahreshauptversammlung sind in der Fotogalerie der Webseite www.rdb-bvn.de einzusehen.

Bilder: Ingo Engelhard

Autor:

Jochen Auberg aus Dinslaken

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