75 Jahre Herz-Jesu Kirche Deuten – Feier am Sonntag

8. Oktober 2017
09:00 Uhr
Herz-Jesu-Kirche Deuten, 46286 Dorsten
Barbara Gober (Pfarreirats Vorsitzende) und Pfarrer Martin Peters vor der Kirche in Deuten. | Foto: Bludau
16Bilder
  • Barbara Gober (Pfarreirats Vorsitzende) und Pfarrer Martin Peters vor der Kirche in Deuten.
  • Foto: Bludau
  • hochgeladen von Olaf Hellenkamp

Deuten. Am Sonntag, 8. Oktober, feiert die katholische Kirchengemeinde St. Matthäus das 75-jährige Jubiläum der Deutener Herz-Jesu Kirche. Hieran wird auch ein extra zum Jubiläum gegründeter Chor teilnehmen und auftreten. Neben der ganzen Gemeinde sind auch acht ehemalige Messdiener eingeladen, die ihren Dienst in den Anfangsjahren der Kirche als Ministrant versahen. Das Kirchweihfest zum 75-jährigen Bestehen beginnt mit einem Festhochamt um 9 Uhr an dem Weihbischof Dieter Geerlings teilnimmt. Anschließend sind alle Gemeindemitglieder und Gäste zum Frühstücksbüfett mit musikalischer Unterhaltung im Pfarrheim eingeladen.

Die Deutener Herz-Jesu Kirche hat trotz ihres eher jungen Jubiläums eine durchaus bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im Jahr 1910 gründete sich ein Kirchbauverein in der kleinen Ortschaft. Dieses Ereignis leitete somit auch die damalige Selbstständigkeit der Kirchengemeinde Deuten ein. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und der wachsenden Geldentwertung sahen die Verantwortlichen zur damaligen Zeit keine Möglichkeit ein Gebäude aus Stein errichten zu können und freundeten sich mit den Plänen einer hölzernen Kirche an.

Durch die Auflösung eines Gefangenenlagers in Dülmen wurde die dortige Barackenkirche, die bisher für den Gefangenen-Gottesdienst genutzt wurde, frei und so entschlossen sich die Deutener, diese Notkirche für 22 282,50 DM zu kaufen.
Im Juni 1920 wurde das Gotteshaus dann auf 21 festlich geschmückten Fuhrwerken aus Dülmen abgeholt und in Deuten wieder aufgebaut. Der Standort war der des jetzigen Pfarrheims. Einen Monat später, am 15. Juli 1920, wurde das Gotteshaus dann unter dem Namen Herz-Jesu geweiht, weil im Herz-Jesu Monat der lang ersehnte Wunsch nach einem eigenen Gottsehaus in Erfüllung ging.

Anfangs gab es nur zwei Sonntagsgottesdienste und eine Andacht, die von den Patern des Franziskaner-Ordens aus Dorsten gehalten wurden. Als dann am 16. September 1936 der Bischofs Clemens August Graf von Galen anlässlich einer Firmung in Deuten eingeladen war und die Baracken-Kirche sah, sprach er die zornigen Worte: „Was, das soll Eure Kirche sein? Das ist ja ein Holzstall, ein Koddenschöpken! Da wohnt euer Vieh ja besser, als der Herrgott!“ Diese bischöfliche Mahnung traf die Deutener ins Mark und ließ Taten folgen.
So wurde unter dem Vorsitz von Kaplan Fortmann ein neuer Kirchenbauverein gegründet.
In der damaligen Zeit lag der Kirchenbau in Deutschland am Boden und diesem Umstand und durch Beziehungen hat die Deutener Gemeinde wohl das Glück zu verdanken, den angesehenen und bekannten Kirchenbauer und Architekt Dominikus Böhm für dieses Projekt gewinnen zu können. Bereits im November
1936 schickte der Kölner Architekt die ersten Entwürfe und so wurde man sich schnell einig.

Als dann am 29. Dezember 1938 die Bischöfliche Behörde den Bau und eine Diözesankollekte bewilligte, war die Basis für die Errichtung der Deutener Kirche geschaffen. Der Deutener Landwirt Max Tüshaus stellte das Grundstück in dem kleinen Kirchen Wäldchen gleich neben der Barackenkirche zur Verfügung. Die Kollekte der Diözese brachte 32.750 Mark ein, weit mehr als die Hälfte der zunächst veranschlagten Bausumme von 50.000 Mark. Doch bald stiegen die Kosten auf 70.000 Mark an und die Gemeinde musste 42.000 Mark selbst aufbringen. Durch weiter steigenden Kosten war man am Ende bei 93.000 Mark angelangt und der Bischof stockte die Baukasse um 18.000 Mark auf. Der Domkapitular Friedrichs, der krank im Konzentrationslager Dachau einsaß, ließ privat eine Geldspende an die Gemeinde überweisen. Obwohl die Grundsteinlegung am 18. Juni 1939 noch vor Kriegsausbruch erfolgte, ging dieser mit einige Schwierigkeiten im Krieg weiter. Bereits am 22. April 1940 war Richtfest. Am 13. August 1942 erfolgte dann trotz weiterer diverser Schwierigkeiten, die die Kirchengemeinde Meistern konnte, die Einweihung der neu erbauten Herz-Jesu Kirche durch Bischof Clemens August Graf von Galen.

Diese Einweihung war die Letzte, die der Bischof feiern konnte und die Deutener war die einzige Kirche, die im Krieg in dieser Diözese überhaupt geweiht wurde. Nur vier Wochen später ging bei einem nächtlichen Luftgangriff eine schwere Bombe etwa 300 Meter neben der Kirche nieder.

Schäden an Fenstern und am Dach waren die Folge. Auch eine weitere Bombardierung im Jahr 1943 überstand die Herz-Jesu-Kirche. Die Folgen der Luftangriffe konnten später aber beseitigt werden.

Architekt und Professor Dominikus Böhm galt als Romantiker unter seinen Zeitgenossen. Er sprach mit Licht und Form das Gefühl der Menschen an und versuchte, sie auf diesem Wege Gott näherzubringen. Interessant ist bei der Deutener Kirche die Proportion vom Turm und Schiff zueinander. Heute steht die Herz-Jesu-Kirche unter Denkmalschutz.
„Besonders auffällig ist auch das große bunte Bogenfenster an der Rückwand der Kirche hinter dem Altar“, erklärt Pfarrer Martin Peters. „Es entspricht dem mächtigen Eingangsbogen des Turmes und ist zugleich farblicher Höhepunkt des Raumes. Nach Böhm eine wichtige Aussage der liturgischen Konzeption: das Fenster, das alles in mystisches Licht hüllt und die Außenwand fast auflöst.  Hier verbindet sich der heilige Raum mit der ländlichen Natur.“ Und weiter:„Auch die anderen Fenster im hinteren Bereich sind für eine Kirche eher ungewöhnlich. Sie zeigen viele Naturmotive. Aber so gelang es gut, die Natur in die Kirche zu holen“, sagt Pfarrer Martin Peters.

„Ein weiteres Highlight der Kirche ist der Deutener Kreuzweg an den Seitenwänden im Inneren“, ergänzt Pfarrrats Vorsitzende Barbara Gober.„Dieses Kunstwerk wurde 1946 von Felix Schlüter und seinen Studenten gestaltet. Bei dem Lebensgroßen Kreuzweg handelt es sich um Freskomalerei.
Nachts wurde der Putz weggeklopft und die Wand mit frischem versehen. Am Morgen konnten die Motive dann in den frischen Putz gemalt werden.“ Und
weiter: „Für die damalige Zeit war der Kreuzweg, auf dem das Leiden Christi in einer ländlichen Umgebung dargestellt ist, sehr modern und fand bei den Deutenern kaum Zustimmung“, so Gober. „Nachdem aber über das Kunstwerk in den Sonntagsmessen und danach ausgiebig informiert wurde, verschwand der anfängliche Unmut und der Kreuzweg wurde mit Stolz angenommen.“

Quelle: Bludau

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

Webseite von Olaf Hellenkamp
Olaf Hellenkamp auf Facebook
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

23 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.